Den Schirm ver­gessen

Von wegen Preisstabilität! Die EZB hat hier gleich aus mehreren Gründen versagt.

„Unser vorrangiges Ziel besteht darin, Preisstabilität zu gewährleisten, also den Wert des Euro zu wahren“, schreibt die EZB auf ihrer Webseite. Und weiter: „Die Aufgabe der Zentralbanken ist für Preisstabilität zu sorgen.“ In der 153. Folge von „bto 2.0 – der Ökonomie-Podcast mit Dr. Daniel Stelter“ geht es deshalb um die Mitschuld der Notenbanken der Eurozone und der USA an der herrschenden Inflation. Der portugiesische Ökonom Dr. Ricardo Reis, Professor an der London School of Economics (LSE), erklärt, welche Fehler gemacht wurden und warum ein energisches Bekenntnis zur Inflationsbekämpfung verbunden mit deutlichen Zinsschritten nötig ist, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

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Kommentare (26) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. JürgenP
    JürgenP sagte:

    >> komol
    „Das ist aber wiederum keine Länge, wenn man bedenkt, mit welchem Strukturwandel wir es hier zu tun haben“. „Es ist ja noch nicht einmal die Bewusstwerdung, was eigentlich los ist, eingetreten. Was die ZBs bisher taten, war eine Stillung der ersten großen Wunde mit allen Binden und Druckmitteln, die da waren“.

    >> Stoertebekker
    „Bin da bei @komol und @Fel – wir fahren im Nebel und die Ökonomen sind keine Hilfe für die Realwirtschaft oder die Politik“.

    Ökonom Dr. Ricardo Reis, Professor an der London School of Economics (LSE) ist gekürter Träger diverser Preise höchster Güte. Kurz: einer der Besten, die Europa zu bieten hat – auf seinem Wissensgebiet.

    Aber: was genau befähigt Herrn Prof. Reis zur Beurteilung eines Strukturwandels der Kategorie, der lt. Komol noch nicht einmal die Bewustseinsschwelle von gewöhnlichen (?) Menschen überwunden habt und lt. Stoertebekker Vertreter seiner Fakultät wirkungslos umherirren lässt – den rast- aber ratlosen Prof. Fratscher vermutlich inklusive.

    Man kann sich zwar mit allen Details der Funktion von Zentralbanken und bspw. deren Wirken auf Inflation beschäftigen. Die Fähigkeit zu Beurteilung von speziellen ökonomischen Strukturen oder Strukturwandel befähigt nicht automatisch zu Beurteilen von allen Strukturen.

    Auch ein Arzt, der sich hauptsächlich mit Zähnen beschäftigt und darin nahezu weltbester Experte ist, wagt sich nicht an Herz oder Nieren heran, geschweige denn an “Strukturwandel” am offenen Herzen. Nicht einmal Schwatzen würde er davon, was wohl Ökonomen und Mediziner ein wenig unterscheidet.

    Auf den ersten Blick ist auf der Website des Herr Reis https://personal.lse.ac.uk/reisr/index.html von einer Sonderfähigkeit in Richtung von „Strukturwissenschaften“ nichts zu finden. Habe aber auch nicht die Zeit gehabt, lange zu suchen. Es sollte sich doch irgendwo ein Hinweis auf seine besondere Befähigung zu finden sein.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “was genau befähigt Herrn Prof. Reis zur Beurteilung eines Strukturwandels”

      Skandalös! Wie können es nicht-komplexitätsorientierte Nicht-Biokybernetiker überhaupt wagen, Meinungen über “Strukturen” zu äußern? ;)

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @RO Jaja, fürchterlich, ein Skandal nach so einer Banalität zu fragen.

        Dennoch: mit den Meinungen über Lenkungsstrukturen und -ansätze in der Ökonomie ist es doch so wie mit Meinungen von den Strandkapitänen am Blankeneser Elbufer, wenn ein 400-Meter Containerfrachter elbabwärts zieht und ein anderes Schiff entgegen kommt. Jeder hat Meinungen und gute Ratschläge, dass es nicht zur Kollision kommt. Allerdings: nur einer hat die Kompetenz, dass es tatsächlich nicht geschieht: der Lotse auf der Brücke. Der ist dafür ausgebildet und verfügt über die notwendigen Fähigkeiten.

        Wo stellt man nun einen Starökonomen hin: an den Elbstrand oder auf die Brücke und was befähigt ihn für das eine oder andere … bei Ihnen bin ich mir sicher, wo Sie stehen ;-).

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        “Wo stellt man nun einen Starökonomen hin: an den Elbstrand oder auf die Brücke und was befähigt ihn für das eine oder andere … bei Ihnen bin ich mir sicher, wo Sie stehen ;-)”

        Ich stehe natürlich in einer Telefonzelle und rufe den Biokybernetiker-Notdienst, damit er die Kollision verhindert!

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        Hier die Telefonnummer 116 123 Leitsatz: “Gott hilf uns, denn sie wissen nicht was sie tun”. Passt immer, bei angehenden Schiffskatastrophen und auch bei ökonomischen Komplikationen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        Ich hab noch eine Türe, die ein bisschen schwer geht und dabei manchmal quietscht, ein echt komplexes Problem – hilft mir da auch der komplexitätsorientierte Biokybernetiker?

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @ RO Selbstverständlich. Für solche einfachen Fälle hat er eine Brechstange. Bei besonders komplizierten Türproblemen wird gesprengt. Ein sehr erfahrener Mann vom Bau, der macht nur sowas.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @RO Spaß beiseite. Was haben den Ökonomen wie Prof. Reis besseres zu bieten zur Strukturwandelanalyse und Lenkung von wirtschaftlichen Vorgängen. Mir scheint, die testen noch irgendwas mit magerem Erfolg.

  2. Michael Bodenheimer
    Michael Bodenheimer sagte:

    Wenn eine ausländische Macht die Zerstörung Deutschlands, seiner Bevölkerung und seiner Werte erzielen wollte, würde Sie besser eine solche zersetzende Politik mit allen geheimdienstlichen Mitteln und Wegen via Atlantikbrücke, Rand Corporation, Deutscher Umwelthilfe, gekaufter Politiker, Frankfurter Schule, Greenpeace, ATTACK, Antifa, WEF, BIS, WMF, WHO, unterwanderter Medienlandschaft und diverser anderer NGOs fördern anstatt offen zu agieren – ist aber natürlich alles nur krude Verschwörungstheorie, schliesslich hat es einen Morgenthau-, Kalergieplan oder eine WEF-Agenda 2030 nie gegeben und es gibt auch sonst keine geopolitischen Interessen, die dem Wohle des deutschen Volkes entgegenstehen!

    https://sdgs.un.org/2030agenda

    https://www.weforum.org/partners/

    https://www.amazon.com/New-Confessions-Economic-Hit-Man/

    https://www.amazon.com/Weapons-Mass-Migration-Displacement-Coercion/

    https://www.amazon.de/Grand-Chessboard-American-Geostrategic-Imperatives/

    Wie schon durch die COVID-19 Demonstrationen gezeigt, nur wenn die Massen auf die Straße gehen und Druck auf die totalitären Politikvasallen ausüben, kann das Blatt zum Guten gewendet werden.

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Michael Bodenheimer

      Wär aber gut, wenn es bis dahin ein Konzept gibt, wie das NEUE aussehen soll. Altes zerstören schafft keine Zukunft. In Libyen zB nur Chaos. Und UK sieht nach dem Brexit auch nicht gerade wie ein Leuchtturmbeispiel aus.

      Antworten
  3. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Hatte ja schon angemerkt, dass ich diese Art der Diskussion der Geldpolitik vor dem Hintergrund eines Krieges (+Pandemie) für ziemlich sinnfrei halte (wenn man über eine Steuerung der Wirtschaft in eine erwünschte Richtung redet).

    Gerade die LSE sollte sich an den Besuch der Queen in 2009 erinnern, als „… she asked me: ‘How come nobody could foresee it?’ I think the main answer is that people were doing what they were paid to do, and behaved according to their incentives, but in many cases they were being paid to do the wrong things from society’s perspective.” Wir sind aus meiner Sicht keinen Meter weiter. (link weiter unten)

    Und es bleibt die Frage, was passiert eigentlich, wenn die EZB die Zinsen massiv erhöht? Ist die Logik, dass dann eine Schrumpfung der Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken erfolgt? Hat sich ggfs. mal jemand angeschaut, wie die aktuelle Kreditvergabe ist? Bin da bei @komol und @Fel – wir fahren im Nebel und die Ökonomen sind keine Hilfe für die Realwirtschaft oder die Politik.

    PS Ggfs ist die niedrige Teuerung in der Schweiz schlicht eine Folge des Wechselkurses zum Euro in Kombination mit der Größe des Handelsvolumens mit der EU. Und hat nix mit den ZBs zu tun.

    Antworten
  4. komol
    komol sagte:

    Eigenartig finde ich es, dass Reis meint, dass die Performance der ZBs 98-heute im Vergleich zu 800 Jahren prima war. Mein Gott, wir hatten einen Deflationsdruck wie in den 30er Jahren, v.a. seit 2007/08 enorm, und man bot alles auf, was man hatte, und sagte “what ever it takes”, um überhaupt etwas über 0 zu sein. Das ist keine Leistung an sich – nur dass man im Gegensatz zu den 1930ern überhaupt monetär agierte, ist die Leistung (das Paradigma also). Sieht er die Leistung in der Stabilität bzgl. der Länge von 20 Jahren? Das ist aber wiederum keine Länge, wenn man bedenkt, mit welchem Strukturwandel wir es hier zu tun haben (vom Beginn der Neuzeit mit dem Buchdruck bis zur Moderne mit Staatenbildung, weitgehend Papiergeld etc. dauerte es bis zu 300 Jahren!). Diese investitive Unsicherheitsphase, die sicher noch etwas anhalten wird, war erst die Lähmung nach dem ersten Schock (und in einer Halbzeit ist jede Schiedsrichterleistung klasse :-), auch wenn das Schiedsrichterbsp. etwas hinkt). Es ist ja noch nicht einmal die Bewußtwerdung, was eigentlich los ist, eingetreten. Was die ZBs bisher taten, war eine Stillung der ersten großen Wunde mit allen Binden und Druckmitteln, die da waren.

    Antworten
  5. Tom96
    Tom96 sagte:

    Im dritten Jahr seit 2020 können Bilanzen von Unternehmen nur weiterexistieren durch Liquidität ihrer Banken, welchen wiederum durch die EZB Eigenkapitaldeckungen testiert werden unter Ausschaltung von Insolvenztatbeständen mittels Staatsregelungen wie Kurzarbeitergeld.
    De facto ist die Masse der Unternehmen in den drei Jahren ohne die zwingenden Anpassungen zur Erreichung von Wirtschaftlichkeit durch Gewinnerwirtschaftung unter Notstandregime gefahren worden. Der kommende Wettbewerb ist die Zerreissprobe für sämtlichen Overhead.
    Die Eigenkapitalien sind längst im Roten Bereich, so daß auf der Aktivseite ein “Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag” auszuweisen ist.
    Die Folgen mit dem Realisationsprinzip sind gigantisch – ganze Sektoren, Regionen, Lieferstrukturen, Arbeitsplätze, Investitionsmöglichkeiten werden zu Totalschliessungen, Totalbankrotten und zum Totaluntergang des “Nachkrieg-Wirtschaftswunderland-Bundesrepublik” führen. Die Klimawende zeigt das ultimative Topdown Panikorchester.
    Keine übergeordnete letzte Instanz kann oder wird das retten bzw. planwirtschaftlich installieren.
    Die Ursachen und Gründe wurden vielfach erläutert.
    Die Konsequenzen dieser Dimensionen zeigen eine Scheinökonomie statt der wahren und klaren Bilanzierung, daher auch die Verdrängung in den Unternehmensführungen, sie pirschen saugend nur noch nach kurzfristigsten Geldmitteln um die Buchhaltung aufrecht zu erhalten.

    Antworten
  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Ergänzend zu den Diskussionen zuvor am Blog:

    1. Die Regen/Regenschirm-Analogie

    a) Es gibt meteorologisch mehrere URSACHEN dafür, dass es regnet wie es mehrere dafür gibt, dass Inflation – ich grenze ein: der Verbraucherpreise – eingetreten ist.

    Diese wurden von Prof. Reis zutreffend angegeben mit Verweis auf die Pandemie bzw. Pandemiebekämpfung, Lieferkettenunterbrechung und Krieg in der Ukraine.

    b) es gibt grundsätzlich mehrere URSACHEN dafür, bei Regen NICHT nass zu werden, z. B. Gebrauch eines Regenschirms, Unterstellen oder zuhause bleiben, so wie es − zumindest ANZUNEHMEN − mehrere Ursachen dafür gibt, warum die Inflation NICHT gestoppt wurde.

    Dies UNTERSCHLÄGT die Regenschirm-Analogie von Prof. Reis.

    Wenn es möglicherweise mehrere Ursachen FÜR die Inflation gibt, dann ist jedenfalls zu fragen, warum es nur EINE geben soll für deren NICHT-Unterdrückung/NICHT-Begrenzung:

    Die Geldpolitik der EZB.

    Das ist die Thematik des Blogs („Den Schirm vergessen“).

    Prof. Reis unterliegt einem METHODISCHEM Defizit insoweit er zwar behauptet, dass die EZB die Inflation seiner Meinung nach hätte DEUTLICH unterdrücken/begrenzen können – EGAL, ob die Wirkungen ANDERER Ursachen ihre Maßnahmen konterkariert hätten – und er gleichzeitig URTEILT, dass DARIN – also ALLEIN am Ergebnis gemessen − der FEHLER in ihrer Inflationsbekämpfung liegt.

    Das ist meine Kritik anhand einer “harten Lesart” seiner Ausführungen.

    Was man sagen kann:

    Die EZB hätte anders handeln KÖNNEN und auch MÜSSEN und hat insofern FEHLER begangen, ihre FEHLER aber NICHT daran zu messen sind, dass es eine hohe Inflation gibt, weil diese möglicherweise aufgrund ANDERER Ursachen durch ihre Geldpolitik überhaupt nicht zu reduzieren wäre.

    Ich denke hierbei nicht zuletzt an die steigenden Staatsausgaben, deren Finanzierung durch Verschuldung die EZB überhaupt NICHT verhindern, sondern lediglich verbilligen kann.

    2. Erhöhung der Leitzinsen auf 4 bis 6 %

    Ob dies genügt, die Inflation auf ein gewünschtes Niveau zu drücken, lasse ich offen. Jedenfalls passt diese Erhöhung zu seiner unter 1. dargelegten Auffassung, dass die EZB Fehler gemacht habe.

    Erstaunlich ist hingegen die Auffassung von Prof. Reis, dass die EZB dies tun könne bzw. solle, weil wir von einer REZESSION noch WEIT entfernt seien.

    Da kann man nur den Kopf schütteln.

    Wir werden in diesem Winter in Deutschland und wohl auch in Europa insgesamt ABSEHBAR in eine REZESSION laufen bei einem sehr viel GERINGEREM Anstieg der Leitzinsen.

    Mit seiner Auffassung DISQUALIFIZIERT sich Prof. Reis.

    3. Unabhängigkeit der Notenbanken vom Staat

    Die EZB ist UNABHÄNGIG von den Regierungen der Staatengemeinschaft, wenngleich natürlich stimmt, dass die Regierungen das Top-Personal bestimmen.

    Viel ENTSCHEIDENDER als das Personal ist vielmehr:

    Die EZB kann die BEDINGUNGEN ihrer Geldpolitik NICHT ignorieren.

    Die Bedingungen sind so, dass die Geldpolitik, die Prof. Reis empfiehlt, die Eurozone/EU vor eine Zerreißprobe stellen würde.

    Prof. Reis ist offensichtlich in rein ökonomischem Denken verfangen und erkennt NICHT, dass die EZB nolens volens immer auch Politik macht.

    Wenn die Regierungspolitik versagt, MUSS sie dies kompensieren – WENN das System Eurozone/EU erhalten werden soll.

    Wenn so, dann auch:

    Mit der UNABHÄNGIGKEIT, mit der sie die Grenzen ihres Mandats ÜBERSCHREITET.

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      “Wenn die Regierungspolitik versagt, MUSS sie dies kompensieren – WENN das System Eurozone/EU erhalten werden soll. Wenn so, dann auch: Mit der UNABHÄNGIGKEIT, mit der sie die Grenzen ihres Mandats ÜBERSCHREITET.”

      Diese Diskussion findet hier ja schon mindestens ein Jahr statt. Für mich wird aber immer unklarer, ob dieser Schrecken ohne Ende tatsächlich die “bessere” und gesellschaftlich verträglichere Lösung ist. Eindeutig besser ist sie jedenfalls nicht, zumindest für Deutschland.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Beobachter

        Die Alternative ist nicht eine zwischen „besser“ und „gesellschaftlich verträglicher“ vs.
        “schlechter” und gesellschaftlich weniger verträglich”.

        Denn auch eine schlechtere Lösung – gemessen an was? – kann gesellschaftlich verträglicher sein.

        Es ist eine Frage der PRÄFERENZ nach Kriterien, die WILLKÜRLICH gewählt werden können.

        Was EMPIRISCH evident ist:

        Die Mehrheit der Menschen in der Eurozone/EU will NICHT, dass das System zerfällt.

        Das ist an Umfragen und Wahlergebnissen abzulesen.

        Demnach kann man schließen, dass ihnen das Bestehen der Eurozone/EU VERTRÄGLCHER erscheint als der Zerfall.

        Daher handeln Regierungen und Institutionen wie die EZB und der EuGH VERANTWORTLICH, wenn sie das ihnen mögliche tun, das System NICHT zerfallen zu lassen.

  7. Mohnburg
    Mohnburg sagte:

    Spätestens ab dem Zeitpunkt, als Ricardo Reis erklärte, er würde der EZB abnehmen, dass sie sich (immer noch) an den Maastricht-Vertrag halten würde, konnte ich ihn nicht leider nicht mehr ernst nehmen. Dabei sind die Maastricht-Regeln völlig simpel und für jeden zu verstehen. Aber der Reihe nach:

    Die eklatanten Fehlprognosen von Marcel Fratzscher zu dokumentieren wäre sicher eine schöne Aufgabe, bei der es nie langweilig werden dürfte. Die linke Politik greift in ihren Umverteilungsfantasien nur allzu gern auf die Aussagen des Gesinnungsökonomen Fratzscher zurück. Nicht umsonst sitzt sein staatlich finanziertes Institut im Sachverständigenrat der Regierung. Offenbar zählt beim DIW nicht das Erreichte, sondern es reicht das Erzählte.
    Die Argumentation des Gastes Ricardo Reis zur Inflation griff zeitlich und inhaltlich leider viel zu kurz. Das gewaltige Inflationspotenzial wurde lange vor Corona und Ukraine durch die ultralockere Geld- und Kreditschöpfungspolitik der Notenbanken in den zwei Jahrzehnten zuvor gelegt, initiiert durch die Greenspan-FED, die jede vermeintliche Krise mit noch tieferen Zinsen “bekämpft” und zu immer neuen Spekulationsblasen geführt hat. Mit Corona und Putin gibt es zwei geradezu perfekte Sündenböcke, hinter denen die monumentalen geldpolitischen Fehler der Vergangenheit versteckt werden können. Historiker späterer Generationen werden die heutigen Zentralbank-Bürokraten hoffentlich nicht ungeschoren davon kommen lassen. Die verantwortlichen Akteure sind dann natürlich bedauerlicherweise nicht mehr greifbar.

    Inflation ist keine Naturkatastrophe, sondern von den Zentralbank-Bürokraten herbeigeführt. Durch sie kann sie auch beendet werden.

    Der Einsatz der Gelddruckmaschine mit Nullzinspolitik und Rettungsaktionen maroder Banken, Industrieunternehmen und Staaten führt zwangsläufig zu einer fortschreitenden Schwächung der Volkswirtschaft. Je länger diese Politik betrieben wird, desto deutlicher sind die negativen, wachstumshemmenden Folgen. Auf diese Weise wird Wohlstand nicht geschaffen, sondern langsam, aber sicher vernichtet.

    Ich kenne übrigens keinen Ökonomen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie (für mich die Schule des gesunden Menschenverstandes), welcher die aktuellen Entwicklungen nicht bereits vor vielen Jahren vorhergesehen hätte. Der Aberglaube an die Allmacht der Zentralbanken hat wohl den allermeisten Ökonomen die Sinne vernebelt.

    Antworten
  8. Alexander
    Alexander sagte:

    Fazit zur Geldpolitik:
    – nicht alles war schlecht
    – vieles war gut
    – Veränderungen könnten gefährlich sein
    – fahren auf Sicht

    Kein Wort zur Rolle der Zentralbanken in der
    – dot.com Blase
    – subprime Blase
    – Eurokrise
    – Staatsschuldenkrise
    – Überschuldungskrise/Zombifizierung
    – everything bubble
    – new green deal Finanzierung (durch ECB)
    – Pandemie Staatsfinanzierung
    – Kriegsengagement (der ECB)
    – Währungsabwertung

    Nein, keine Zentralbank ist frei von ihren vergangenen Taten,
    für private Schuldner gibt es keine Lernphasen ohne Untergang von Pfand/Eigentum/Geschäftsfähigkeit;

    Die Diskussion über die Verantwortung der Zentralbanken lenkt vom Thema ab, ob es nächstes Jahr noch einen Markt für private Kreditaufnahme gibt – weil keine Gesellschaft 50%ige Kostensteigerungen ihrer Existenzhaltung erwirtschaften kann……und sich genannte Zeiträume (Macron, Lauterbach, Scholz, Baerbock) bis 10 Jahre erstrecken, vgl. Energieträger…

    Wie es aussieht steuert Europa auf eine Bezugsmarken-Ökonomie zu, dann spielt sich Geldpolitik nur noch auf Ebene der Staaten ab und der Bürger auch bei Wahlen keine entscheidende mehr. Bestimmt erzählt uns Ricardo Reis dann eine gute Nacht Geschichte – bequem bei einem Glas Portugieser.

    Über bedeutente Karrieren aus Ländern mit unlängst autoritären Diktaturen darf man sich skeptisch fragen – welchen Wettbewerbsvorteil diese Wissenschaftler haben? Sonst kenne ich keine innovativen Produkte aus diesen Ländern….

    Antworten
    • Dr.Lucie Fischer
      Dr.Lucie Fischer sagte:

      @Alexander
      …”Sonst kenne ich keine innovativen Produkte aus diesen Ländern”
      Irrtum! es gibt prophetische Visionen von Künstlern:
      innovativ-melancholisch, trifft Zukunfts-Aussichten ins Mark, nur zu ertragen mit eisgekühltem Vino verde:
      https://www.youtube.com/watch?v=ARS7Zi-Zpkw
      ( Manche preis- gekrönten Elite- Harvard etc-Experten haben hysterisch-schrille Tonlagen , Selbstbewusstsein wie Merton , Friedmann & Konsorten )

      Antworten
    • MFK
      MFK sagte:

      Ein interessanter Gesprächspartner. Erhellend fand ich seinen Hinweis zu den Auswirkungen der Psychologie auf die Inflationsrate. Hinsichtlich der Zentralbanken war er aber in der Tat zu nachsichtig.

      Hier in einem der ersten Podcasts bereits dargelegt: Notenbanken wurden zur Kriegsfinanzierung gegründet. Sie waren nie unabhängig.

      Unabhängig sind Zentralbanken auch heute nicht, weil die Politik das Personal bestimmt. Frau Lagarde ist weder von ihrer Ausbildung noch von ihrem Werdegang geeignet, die EZB zu führen. Sie kam in dieses Amt aufgrund ihrer Politiknähe und einem Kuhhandel. Es gibt einige ehrenvolle Ausnahmen insbesondere bei den deutschen Zentralbankern. Hier gab es aber vier Rücktritte. Warum sind Frau Lautenschläger, Herr Weidmann, Herr Stark, um nur drei der vier deutschen Rücktritte zu erwähnen, zurückgetreten?

      Der Einfluss der Energiepreise auf die Inflation wird allerdings überschätzt.

      Der Strompreis z.B. ist seit 1998, dem Jahr der Liberalisierung des Strommarktes, um 87% gestiegen. Die Beschaffung- und Netzkosten sind seitdem nur um 19% gestiegen. Der Rest entfällt auf Steuern und Abgaben. Wir haben hier also kein Inflations- sondern ein Politikproblem.

      Antworten
  9. Fel
    Fel sagte:

    Da in dieser Folge so viel über Leitzinserhöhung und ihre Auswirkung gesprochen wird, muss ich darauf hinweisen, dass Leitzinsen weder das Wirtschaftswachstum noch die Inflation beeinflussen. Siehe dazu dieses Paper https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijfe.2630
    Auch die Unabhängigkeit der Zentralbanken ist nicht unbedingt eine Garantie für gute Geldpolitik. Die Bundesbank war zum Beispiel deutlich weniger unabhängig als die EZB es momentan ist. James Forder hat dazu geforscht und ist skeptisch: http://jamesforder.uk/central-bank-independence/

    Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      @ Fel
      Ohne auf das Design des 19 Länder über eine 30 Jahre Stichprobe komparativen Statistikmodells einzugehen einfach diese schliessende Übersetzung. Die Ergebnisse sprechen für sich:

      3.3.2 Kausalität

      Tabelle 4 enthält die Ergebnisse der Granger-Kausalitätstests. Erstens bewirkt der Tagesgeldsatz in neun Ländern eine Granger-Kausalität für das Wirtschaftswachstum (Spalte 1), aber auch das Gegenteil ist in zehn Ländern der Fall (Spalte 2). Zweitens wird eine signifikante Kausalität zwischen dem 3-Monats-Interbankensatz und dem Wachstum in 10 Ländern bestätigt (Spalte 3), während das Gegenteil in 12 Ländern zutrifft (Spalte 4). Drittens wird eine signifikante Kausalität zwischen den Renditen zehnjähriger Staatsanleihen und dem Wachstum in sieben Ländern bestätigt (Spalte 5), während in acht Ländern das Gegenteil der Fall ist (Spalte 6).

      Während die Anzahl der Länder, in denen eine signifikante, entgegengesetzte Kausalität bestätigt wird, ähnlich ist (d. h. 9 vs. 10 für den kurzfristigen Zinssatz; 10 vs. 12 für den mittelfristigen Zinssatz; 7 vs. 8 für den langfristigen Zinssatz), wird die Kausalität von Wachstum zu Zinssatz in mehr Ländern bestätigt als die entgegengesetzte Kausalität. Ähnliche Ergebnisse ergeben sich bei Verwendung der Bootstrapping-Technik (auf Anfrage erhältlich).

      Kombiniert man diese Kausalitätsergebnisse mit den geschätzten DCC-Reihen, so stellt man fest, dass die “übliche und theoretische” Erwartung, dass Zinsen und Wachstum negativ korrelieren und die Kausalität von den Zinsen zum Wachstum verläuft, im Allgemeinen durch die Daten nicht bestätigt wird, da die Korrelation in den meisten Ländern positiv ist und/oder die Kausalität eher vom Wirtschaftswachstum zu den Zinsen verläuft, wenn die Korrelation negativ ist.
      4 SCHLUSSFOLGERUNG

      Ein Großteil der modernen Makroökonomie geht davon aus, dass sich Zinssenkungen positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken (Lilley & Rogoff, 2019; Rogoff, 2017). Trotz der weit verbreiteten Vorstellung, dass Zinssätze und Wachstum in einem umgekehrten Verhältnis zueinander stehen und eine gewisse Kausalität zwischen Zinssätzen und Wachstum besteht, hat die Wirtschaftstheorie nie ein überzeugendes Argument geliefert, warum die mikroökonomische negative Beziehung zwischen Zinssätzen und Investitionen das Problem der Aggregation überstehen muss. Unsere empirischen Ergebnisse weisen das theoretische Argument zurück, dass die Zinssätze das Wirtschaftswachstum kausal und in umgekehrter Weise beeinflussen.

      Insgesamt zeigen unsere empirischen Ergebnisse, dass (1) die Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Zinssätzen in praktisch allen untersuchten Ländern über die meisten Zeiträume nicht negativ, sondern positiv ist, und dass (2) die meisten Belege, sofern sie signifikant sind, darauf hindeuten, dass der kausale Zusammenhang nicht von den Zinssätzen zum Wirtschaftswachstum, sondern eher vom Wirtschaftswachstum zu den Zinssätzen verläuft, und dass (3) die Ergebnisse auch für den Zeitraum vor der Krise von 2008 gelten. Wir glauben, dass diese Ergebnisse sowohl für Industrie- als auch für Schwellenländer gelten. Dies bedeutet, dass eine Geldpolitik, die sich auf die Senkung oder Erhöhung der Zinssätze beschränkt, die Wirtschaft nicht in die gewünschte Richtung bewegen kann, und dass dies ein allgemeines Ergebnis sein könnte, das nicht nur für die Situation nach der Krise gilt. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit den empirischen Belegen von Lee und Werner (2018) und einer Reihe von empirischen Forschern, die andere Phänomene untersuchten, aber – zum Teil als Nebenergebnis – berichteten, dass die Zinssätze offenbar keine Erklärungskraft für das Wirtschaftswachstum haben (z. B. Sims, 1992, King & Levine, 1993; Author, 1997; Hanson, 2004; Chu et al., 2020). In der Zwischenzeit erinnern uns Lee und Werner (2018) daran, dass das Handelsministerium die Zinssätze nicht als “Frühindikator” oder “Koinzidenzindikator” betrachtet. Seine Forscher betrachten die Zinssätze seit langem als nachlaufenden Indikator für das Wirtschaftswachstum. Diese Tatsache ist bisher wenig bekannt und wird in der Wirtschaftsliteratur nur selten zitiert.viii

      Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

      Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @Fel

      Unabhängig von den Schlussfolgerungen dieser Studie bedeutet das nicht, dass die EZB tatenlos zusehen kann, während die amerikanische Notenbank ihre Zinsen weiter erhöht.

      Prof. Reis verwies in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen Lateinamerikas. Wer glaubt, die gegenwärtige Lage Europas sei davon weit entfernt, sollte sich 3 Dinge klar machen:

      1. Die zunehmende Differenz zum US-Zinsniveau hat bereits zu einer starken Abwertung des Euro geführt

      2. Die Leistungsbilanz der Eurozone zeigt zunehmende Schwäche

      3. Die Tatsache, dass die US- Regierung nicht nur die Inflation im eigenen Land bekämpft, sondern den starken US-Dollar zunehmend als geopolitisches Druckmittel einsetzt

      Antworten

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