Best of BTO 2022: Italien: 100 Milli­arden Steuerhinter­ziehung pro Jahr

Dieser Beitrag erschien im Juli 2022 bei bto:

Italien ist bekanntlich wirtschaftlich nicht schlecht. Wir kennen die “sieben Fakten” die belegen sollen, dass Italien unschuldig ist an seiner Misere und deshalb Transfers und Schuldenunion braucht:

Sieben Fakten über Italien, die nichts ändern

Wir wissen auch, dass sich Mario Draghi redlich bemüht hat,

Draghis Wette: Italien wird ge­winnen – denn EU und EZB be­zahlen den Einsatz

während die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), eine öffentliche Anstalt aus Bund und Bundesländern, Italien für einen soliden Schuldner hält:

KfW gibt Ent­war­nung: Staats­schulden auch von Italien kein Problem

Deshalb ist es auch egal, dass die Mittel aus dem Wiederaufbaufonds unter anderem italienische Bergdörfer retten:

Wiederaufbaufonds: 140 845.07 Euro pro Einwohner für den Erhalt eines Bergdorfes

Egal, unsere Politiker freuen sich auf die Transfer- und Schuldenunion, ungeachtet der Tatsache, dass sich Italien selbst helfen könnte:

Italien braucht keine Hilfe – Rom sol­lte die priva­ten Ver­mögen belasten

Und wie das geht, zeigt auch der österreichische Standard:

  • “Mehr als die Hälfte der Italiener deklarierte im vergangenen Jahr ein Bruttoeinkommen von weniger als 15.000 Euro; zehn Millionen Italiener zahlen überhaupt keine Steuern. Rund 90 Prozent der Einkommenssteuer werden von Angestellten und Rentnern bezahlt, also von jenen, die beim Ausfüllen der Steuererklärung nicht schummeln können. Und gerade einmal 35.000 Steuerpflichtige geben an, mehr als 300.000 Euro brutto pro Jahr zu verdienen – und das ‘im Land der Ferraris und der Villen am Meer’, wie der Corriere della Sera unlängst sarkastisch anmerkte. Insgesamt gehen dem Fiskus auf diese Weise jährlich immerhin rund satte 100 Milliarden Euro an Steuereinnahmen verloren.” – bto: Kein Wunder, dass die Italiener über so große Privatvermögen verfügen.
  • “(…)19 Millionen Steuerpflichtige – also fast die Hälfte – sind mit den Zahlungen im Verzug, und das oft seit vielen Jahren (…). Der Berg der Steuerausstände hat sich (…) in den vergangenen zwanzig Jahren auf einen Gesamtbetrag von sage und schreibe 1100 Milliarden Euro aufgetürmt.” – bto: und dann vom Ausland Transfers fordern. Das ist smart!
  • “Mit verlässlich wiederkehrenden Steueramnestien hat der Staat die Schummler geradezu darauf konditioniert, dass sie nur ein paar Jahre warten müssen, bis sich das Problem mit einem kräftigen Rabatt und Straffreiheit ganz von selbst erledigt. Die erste Steueramnestie hatte schon Kaiser Hadrian erlassen; 2000 Jahre später erinnerten sich Ex-Regierungschef Bettino Craxi und vor allem der Skandalpremier Silvio Berlusconi – notabene ein rechtskräftig verurteilter Steuerhinterzieher – an die ungemein populäre Maßnahme.” – bto: Das kann ich mir denken. Bei uns wäre sie unpopulär, weil nur ganz wenige etwas davon hätten.
  • “Die Parteien befinden sich im Hinblick auf die Parlamentswahlen (…) bereits im Wahlkampfmodus, und vor allem die beiden rechten Koalitionspartner – die Lega von Salvini und die Forza Italia von Berlusconi – haben wenig Lust, ihre Wähler mit harten Maßnahmen gegen die Steuerhinterziehung zu vergraulen.” – bto: ganz anders bei uns. Hier begeistert man Wähler mit der Aussicht auf höhere Steuern.

derstandard.at: „Mangelhafte Steuermoral: Mario Draghis Kampf gegen die Windmühlen“, 10. Juni 2022