Best-of bto 2019: Löst General Electric die nächste Finanzkrise aus?

Dieser Kommentar von mir erschien im August 2019 bei manager magazin:

General Electric (GE) hat das Zeug, am amerikanischen Markt für Unternehmensanleihen einen Crash auszulösen und die Weltfinanzmärkte in die nächste Krise zu führen.

In der letzten Woche verloren die Aktien von GE an einem Tag über sieben Prozent und notieren mittlerweile auf dem Niveau von 1995. Was für ein Absturz für die einstige Industrieikone, die im August 2000 eine Marktkapitalisierung von 594 Milliarden US-Dollar hatte und heute mit weniger als 70 Milliarden nur noch im Mittelfeld des Aktienindex S&P 500 liegt. Das einstmals wertvollste Unternehmen der Welt und Gründungsmitglied des Dow-Jones-Index flog schon im letzten Sommer nach 111 Jahren Zugehörigkeit aus dem Index. Eine Entwicklung, die noch vor wenigen Jahren undenkbar erschien.

GE als Symptom für die Exzesse der letzten Jahre

Unter Führung des legendären Jack Welch war GE das Vorbild für die Schaffung von Shareholder Value in diversifizierten Unternehmen. Welch bereinigte das Geschäftsportfolio und führte effiziente Managementmethoden ein, die schnell zum Vorbild für Unternehmen aller Branchen wurden und Geschäftsprozesse revolutionierten. Mindestens ebenso bedeutsam waren Aktienrückkäufe, die Erhöhung des Verschuldungsgrades (Leverage) und schließlich aggressive Bilanzierung. Wohl kein Unternehmen widerspiegelt damit das Zeitalter des Financial Engineerings so wie GE.

Die Börse honorierte es mit immer höheren Kursen – um beeindruckende 4000 Prozent stieg die Aktie in den 20 Jahren seiner Amtszeit. Jack Welch und seine Manager wurden reich. Kein Wunder, dass GE damit einen Trend für die Gesamtwirtschaft auslöste, der bis heute anhält. Praktisch kein börsennotiertes Unternehmen in den USA kann es sich leisten, bei dem Spiel nicht mitzumachen.

Financial Engineering kann – wie der Fall GE zeigt – helfen, dass Maximale aus einem Unternehmen herauszuholen. Es kann aber nicht dauerhaft strategische und operative Probleme im Unternehmen kaschieren. Unter der noch glänzenden Oberfläche wachsen die Probleme. Sobald sie sichtbar werden, drehen die bis dahin positiven Effekte des Financial Engineerings in das Gegenteil. Schulden, die gestern noch als tragbar erschienen, sind es heute nicht mehr.

Zweifel an der Bilanzierung

Schulden sind vor allem dann nicht mehr tolerabel, wenn Zweifel an der Bilanzierung aufkommen. Der Experte Harry Markopolos, der mit seiner Studie den Kurssturz in der vergangenen Woche auslöste, ist kein Unbekannter. Schließlich war er es, der vor den Manipulationen des Bernie Madoff warnte, und zwar schon lange, bevor die SEC mit den Untersuchungen begann. Immerhin das (bisher) größte Ponzi-Schema der Weltgeschichte.

Markopolos spricht nun von einem „Bilanzskandal, der größer ist als die bisherigen Großfälle Enron und Wordcom zusammen“. Insgesamt sollen die Buchhaltungsprobleme, die ihren Ursprung noch in der Zeit von Jack Welch haben, bei GE 38 Milliarden US-Dollar ausmachen, rund 40 Prozent der verbliebenen Marktkapitalisierung. Kein Wunder, dass GE diese Anschuldigungen zurückweist und mit Blick auf die Zusammenarbeit Markopolos mit einem Hedgefonds, der gegen GE spekuliert, von einer versuchten Marktmanipulation spricht.

Das Problem für GE ist erheblich. Selbst wenn sich nur ein Teil der Kritik von Markopolos als wahr herausstellt, ist das derzeitige Rating nicht mehr zu halten. Schon im letzten Herbst wurde GE von den führenden Ratingagenturen herabgestuft. Von Moody`s um zwei Stufen auf Baa1 und von S&P Global Ratings und Fitch Ratings auf BBB+. Obwohl die Ratingagenturen einen stabilen Ausblick geben, also keine weitere Abstufung erwarten, sah das der Kapitalmarkt schon vor den Ereignissen der letzten Woche anscheinend anders und handelte die Anleihen des Unternehmens bereits wie BBB.

Das liegt zwar noch im Investment-Grade-Bereich, doch man mag sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Anleihen des Unternehmens auf Junk-Niveau (also BB oder schlechter) herabgestuft würden. Viele institutionelle Investoren wären dann gezwungen, die Anleihen zu verkaufen, was die Krise des Unternehmens verstärken würde. Wenig beruhigend ist da, dass bei GE in den kommenden zwölf Monaten mehr Anleihen fällig werden, als bei jedem anderen BBB-gerateten Unternehmen.

Da Markopolos offen einen möglichen Konkurs von GE in den Raum stellt, müssen bei allen Investoren die Alarmglocken schellen. Denn nicht nur Anleihen von GE würden dann erheblich unter Druck geraten, sondern das gesamte BBB-Segment der US-Unternehmensanleihen stünde vor einer Neubewertung.

Nicht nur GE manipuliert

Der Bilanzskandal um GE hat das Zeug, den gesamten Markt für Unternehmensanleihen in Mitleidenschaft zu ziehen, mit ungeahnten Folgen für Finanzsystem und Realwirtschaft. Eine Rezession in der Welt wäre dann nicht nur sehr wahrscheinlich – wie heute schon – sondern sicher. Dies liegt auch daran, dass GE nicht allein ist. Schon seit Jahren arbeiten Unternehmen und Analysten an der Wall Street mit selbst definierten Gewinnen. Diese zeigen kontinuierlich nach oben – auch bedingt durch die Welle an Aktienrückkäufen auf Kredit, die die Gewinne pro Aktie nach oben treiben. Das ist zwar alles legal und keine strafbare Manipulation, es ist jedoch schon ein Irreführen der Investoren.

Derweil sieht es mit den wirklichen Gewinnen nicht so gut aus, wie gern verbreitet. Die letzten Zahlen des US-Statistikamtes waren mehr als ernüchternd: Die Gewinne der US-Unternehmen fallen seit einiger Zeit und liegen unter dem Niveau von 2014. Besorgniserregend ist auch das Ausmaß der Korrektur durch die Statistiker. So wurden die Gewinne des Jahres 2018 um immerhin 188 Milliarden US-Dollar bzw. 8,3 Prozent nach unten korrigiert. Im gleichen Zeitraum sind die Gewinne, die an der Wall Street gehandelt werden, weiter gestiegen. Aktien sind also (noch) teurer und Anleihen (noch) unsolider, als wir denken.

Anfälliger Bond-Markt

Seit 2009 ist das Volumen an BBB-Bonds in den USA um fast 230 Prozent auf nunmehr 2500 Milliarden US-Dollar angewachsen. Immerhin die Hälfte aller Investment-Grade Anleihen haben nur noch ein BBB-Rating. Gut 1000 der 2500 Milliarden Dollar-Anleihen, die noch mit BBB geratet sind, haben einen Verschuldungsgrad auf Junkbond-Niveau, müssten also ihr Rating verlieren. Ein Rating, das – wie im Falle von GE – von Ratingagenturen kommt, die schon in der letzten Finanzkrise erst nachlaufend ihre Einschätzung ändern. Investoren sollten sich also nicht darauf verlassen.

Kommt es zu einer Welle an Herabstufungen, drohen massive Kursverluste im Anleihebereich. Zwangsverkäufe treffen auf keine oder unzureichende Nachfrage. Nicht zuletzt als Folge der Regulierung nach der Finanzkrise nehmen die Banken ihre frühere Rolle als Market Maker, die immer für Liquidität sorgen (wenn auch zu einem saftigen Preis), nicht mehr wahr.

Ein Margin Call nimmt sich im Vergleich zu diesem Szenario als Spaziergang aus. Es käme zu deutlichen Kursverlusten bei Anleihen und Aktien, weil die Risikoprämie für die Anleihen nach oben schießt. Die Notenbanken würden zwar versuchen dagegenzuhalten, dürfen aber in den meisten Fällen selbst nur im Investment-Grade-Bereich investieren. Eine weitere Senkung der Zinsen für – als risikofrei angesehene – Staatsanleihen würde da wirkungslos verpuffen. Die Notverkäufe würden auch andere Regionen und Assetklassen erfassen, zusätzlich dadurch beschleunigt, dass nicht wenige Investoren – im Versuch, die mageren Renditen zu verbessern – die Anleihen wiederum auf Kredit gekauft haben. Es wäre die Wiederholung der Ereignisse von 2008 – allerdings bei deutlich höherer weltweiter Verschuldung und Zinsen, die bereits nahe oder unter null liegen.

Vorsicht bei Unternehmensanleihen

Schon seit Monaten zeichnet sich bei den Aktien eine Rotation in Unternehmen mit geringerer Verschuldung ab – ein untrügliches Zeichen für ein baldiges Ende des Aufschwungs. Der Anleihenmarkt zeigt sich davon jedoch noch unbeeindruckt. Obwohl sich die Anzeichen für ein Ende der Aktienhausse mehren und die schlechte Finanzlage der US-Unternehmen allgemein bekannt ist – immerhin hat sogar der IWF diesbezüglich gewarnt – ist der Risikozuschlag (“Spread”) für High-Yield-Anleihen (also Anleihen von Unternehmen, die nicht mehr Investment Grade sind) nur geringfügig gestiegen.

Das Fazit dieser Überlegungen liegt auf der Hand: Wir stehen vor erheblichen Verlusten im Markt für Unternehmensanleihen, unabhängig vom konkreten Risiko bei GE. Besonders gefährdet sind Junk-Bonds und Anleihen von Unternehmen, die von den Ratingagenturen besser eingestuft werden, als es ihrem Verschuldungsgrad entspricht. Der Absturz hätte das Zeug, die Weltfinanzkrise wiederzuerwecken, der vonseiten der Notenbanken nicht mehr viel entgegengesetzt werden kann.

Kein Wunder, dass die Rufe nach aggressiven Maßnahmen immer lauter werden. Zuletzt reihte sich der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock in den Kreis jener ein, die die direkte Finanzierung der Staaten durch die Notenbanken befürworten.

Das monetäre Endspiel steht bevor.

Kommentare (27) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ ruby

    >Da sollten Sie und „Wir“ den Genossen nicht mehr auf dem Leim gehen. Denn die versuchen ein anderes, ich möchte schreiben Totalitaristisches Staatsrecht als unabänderlich vorteilhaft und letztendlich zu publizieren.>

    Ist ja richtig, dass die/viele „Genossen“ das versuchen.

    Es ist ein wichtiges Thema, aber damit kommt die tiefgreifende Problematik nicht in den Blick.

    Versteht man diese so wie ich, geht es nicht mehr darum, ob man jemanden auf den Leim geht oder nicht.

    Meine Frage ist:

    Gibt es BEDINGUNGEN, die für Lösungen sorgen werden, die unser liberales Verständnis einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ablösen?

    Ich glaube, dass dies der Fall ist und will das kurz darlegen an einem Thema, dem sich die Menschheit und damit auch wir stellen müssen:
    Mangel an Wasser.

    Es steht beispielhaft für anderes.

    Die folgende Erörterung betrifft den Ausschnitt von Lösungen für die Landwirtschaft. Die Ausweitung Stadt/Land wird angesichts des Megatrends zur Verstädterung das eigentliche Problem werden. Macht es komplizierter, gehe daher hier nicht darauf ein.

    Zum Wassermangel muss man nicht viel sagen. Es genügt der Hinweis, dass der austrocknende Tschadsee in Afrika schon Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat und nach Schätzungen in China in spätestens in 40 Jahren Milliarden von Menschen einem lebensbedrohenden Wassermangel ausgesetzt sein werden.

    Es gibt zwei grundsätzliche Alternativen, das Problem zu lösen, wobei natürlich auch Mischformen möglich sind, auf die ich hier auch nicht eingehen will.

    A. Marktwirtschaftlich über den Preis

    Durch privatwirtschaftliche Investitionen wird Wasser generiert (Entsalzung etc.), gespeichert, qualitativ aufbereitet und logistisch verfügbar gemacht.

    Die Investoren verkaufen das Wasser zu Marktpreisen.

    Das ist die Lösung, die Volkswirtschaftler befürworten, weil so die Ressource Wasser dorthin gelangt, wo sie den größten Nutzen bewirkt.

    Wie sieht die Verteilung TATSÄCHLICH aus?

    Im FORTGESCHRITTENEN, hochproduktiven Kapitalismus, in dem der Renditewettbewerb vornehmlich durch Kostensenkung gewonnen wird, wird das Wasser zu den Unternehmen gelangen, die großflächig anbauen und somit das Wasser am günstigsten einsetzen können, weil sie Skaleneffekte nutzen können.

    Kleine Betriebe können das nicht, bekommen das Wasser nicht und gehen pleite.

    Das ist ein gesellschaftliches Problem trotz oder – genauer – WEGEN der bestmöglichen Ressourcenallokation.

    Was tun?

    Man kann umverteilen durch Besteuerung, Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer.

    Da kann und wird einiges erfolgen, aber das Problem ist damit nicht grundsätzlich zu lösen.

    Fazit:

    Marktwirtschaftliche Lösung auf der Basis unser freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung mit Umverteilungszwang, wenn die Gesellschaft stabil bleiben soll.

    In USA (Kalifornien) wird diese Lösung des Wasserproblems bereits praktiziert. Goldman Sachs und Co. stehen in den Startlöchern, um sie mit willigen Anlegern weltweit durchzusetzen.

    B. Staatliche Lösung

    Der Staat verschuldet sich – siehe oben meine Bemerkungen @ Horst – und tut prinzipiell genau das, was die privaten Investoren tun würden.

    Ist er dazu LEGITIMIERT?

    Ja, das ist er.

    Am 28. Juli 2010 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Resolution 64/292 das Recht auf Wasser als MENSCHENRECHT anerkannt. … Zum angemessenen Lebensstandard zählt das Recht auf sanitäre Einrichtungen und sauberes Wasser.

    Sich darauf beziehend, werden Menschen ihre Regierungen, die diese Resolution unterschrieben haben unter DRUCK setzen, dem Recht genüge zu leisten und sie mit sauberem Wasser zu versorgen.

    Mehrheiten werden dies insbesondere in der EU/Europa durchsetzen.

    Ihre Begründung wird das Defizit der Lösung A sein.

    Bei uns ist das (noch) nicht der Fall, weil wir keinen spürbaren Wassermangel haben.

    Es wird aber später auch bei uns ein Thema werden.

    Fazit:

    Staatliche Lösung ANSTATT einer auf Basis einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, damit die Gesellschaft stabil bleibt.

    Die Verteilung wird funktionieren, wenn auch mit Rationierung, schlechter Qualität etc. Die Folgen sind nicht völlig absehbar, weil Staatsverschuldung vermutlich nicht genügen und daher monetäre Finanzierung der Fiskalpolitik durch die Notenbanken erforderlich sein wird. Dazu der Verlust von internationaler Wettbewerbsfähigkeit, weil diese Lösung so sehr durch UMVERTEILUNG dominiert wird, dass Innovationen weitgehend auf der Strecke bleiben. Voraussehbar ist allerdings, dass gesamtgesellschaftlich eine Wohlstandsanpassung nach unten erfolgen wird.

    Wie auch immer, mein Punkt:

    Wenn Alternative B durchgesetzt wird – und vieles spricht dafür, dass dies der Fall sein wird – dann ist es vorbei mit der auf dem LIBERALISMUS beruhenden „freiheitlichen Wirtschaft- und Gesellschaftsordnung“.

    Darüber sollten sich ALLE klar sein, die mit entscheiden zwischen den beiden Alternativen.

    Umdeutungen von individueller Freiheit oder Beschimpfung derer, die sie auf Grundlage des Liberalismus vertreten, sind nicht die Klärung, die erforderlich ist, um den gesellschaftlichen Konsens für die eine oder andere Lösung zu befördern.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      Ich weiß, es geht Ihnen ums Prinzip und nicht ums konkrete Problem, aber Wasser ist zur Illustration kein besonders gutes Beispiel.

      “Am 28. Juli 2010 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Resolution 64/292 das Recht auf Wasser als MENSCHENRECHT anerkannt. … Zum angemessenen Lebensstandard zählt das Recht auf sanitäre Einrichtungen und sauberes Wasser. Sich darauf beziehend, werden Menschen ihre Regierungen, die diese Resolution unterschrieben haben unter DRUCK setzen, dem Recht genüge zu leisten und sie mit sauberem Wasser zu versorgen.”

      Ja, süß, nicht wahr? Das ganze legalistische Wortgeklingel bringt nur nichts, wenn es keine handlungsfähige Regierung gibt, um das Recht auf sauberes Wasser bei ihr einzufordern. Oder sich die Regierung ganz einfach nicht dafür interessiert. Das typische Umsetzungsproblem, wenn westliche Linke versuchen, irgendein Problem dadurch zu lösen, dass sie ein neues Grundrecht schaffen.

      “Mehrheiten werden dies insbesondere in der EU/Europa durchsetzen. Ihre Begründung wird das Defizit der Lösung A sein. Bei uns ist das (noch) nicht der Fall, weil wir keinen spürbaren Wassermangel haben. Es wird aber später auch bei uns ein Thema werden.”

      Wir werden in Deutschland auch nie Wassermangel bekommen – es sei denn, wir vervielfachen die Bevölkerungszahl im Land oder es gibt so grundlegende Klimaveränderungen, dass wir in Deutschland plötzlich aride Verhältnisse bekommen.

      Das ganze könnte nur indirekt ein Thema werden, über Migration.

      Umverteilen lässt sich Wasser nämlich nur sehr schlecht. Man kann keine langen “Wasser-Pipelines” von wasserreichen Gebieten in Wüstengebiete bauen, dabei wird das Wasser ungenießbar und auch als Brauchwasser für die meisten Verwendungszwecke unbrauchbar. In Flaschen abgepacktes Wasser lässt sich natürlich als Trinkwasser transportieren, aber Wasser hat so ein schlechtes Verhältnis von Wert zu Gewicht und ist in den meisten Regionen doch noch so leicht verfügbar, dass sich das nicht lohnt.

      Eigentlich ist das Gerede vom Wassermangel eine Manifestation unseres Problems, dass wir hohe Bevölkerungszahlen und nicht genügend billige Energie verfügbar haben. Mit genügend verfügbarer Energie und den richtigen technischen Einrichtungen lässt sich nämlich aus jedem Ozean und sogar aus der Luft Trinkwasser extrahieren, Saudi-Arabien und andere Staaten am persischen Golf machen das schon heute so.

      Wenn Sie keinen Zugang zu
      a) billiger Energie haben *und*
      b) keine Entsalzungsanlagen oder ähnlches haben *und*
      c) in einem Wüstengebiet leben,
      dann müssen Sie sich einen anderen Ort zum Leben suchen, weil die natürlichen Wasservorkommen nur dafür reichen werden, sehr kleine Bevölkerungszahlen aufrecht zu erhalten. So ist das nun mal, da helfen beim Thema Wasser auch keine staatlichen Umverteilungs-Fantasien, egal wie größenwahnsinnig sie sein mögen.

      Das bedeutet natürlich auch, dass jegliche Bestrebungen unserer linksgrünen Weltuntergangsfanatiker, Energie teurer zu machen, dazu führen werden, dass die nach “Wassermangel” aussehenden Probleme (die aber in Wirklichkeit Energieprobleme und Probleme der Anpassung an den jeweiligen Lebensraum sind) immer gravierender werden und immer mehr Regionen auf der Welt betreffen werden.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Das ganze legalistische Wortgeklingel bringt nur nichts, wenn es keine handlungsfähige Regierung gibt, um das Recht auf sauberes Wasser bei ihr einzufordern. Oder sich die Regierung ganz einfach nicht dafür interessiert.>

        Das ist richtig.

        Aber es ist falsch zu glauben, dass es keine handlungsfähigen Regierungen gibt oder sich diese nicht dafür interessieren.

        Es gibt sie und wird sie geben und daher wird das legalistische Wortgeklingel WIRKUNG haben können, wenn sauberes Wasser zu einem hinreichend großen Problem und Alternative A aufgrund des genannten Defizits nicht Erwägung gezogen wird.

        >Mit genügend verfügbarer Energie und den richtigen technischen Einrichtungen lässt sich nämlich aus jedem Ozean und sogar aus der Luft Trinkwasser extrahieren, Saudi-Arabien und andere Staaten am persischen Golf machen das schon heute so.>

        Das mag so sein, ich bezweifle es nicht.

        Nur triff das nicht das Defizit der Alternative A:

        Dass einige über viel sauberes Wasser und andere über wenig oder im Extremfall vielleicht gar keines verfügen.

        In außerordentlich reichen Staaten wie Saudi-Arabien ist das natürlich vermeidbar und in Diktaturen ist das weitgehend unerheblich.

        Nicht aber in Demokratien:

        Ich prognostiziere nichts, bin aber sicher, dass das nur bis zu eine gewissen Maß hingenommen wird.

        Beachten Sie bitte:

        Das Defizit der Alternative A ist auch ohne linke Weltuntergangsfanatiker ein Defizit.

        Diese NUTZEN es insbesondere dann nahezu unbehelligt, wenn keine öffentliche Diskussion über die schwerwiegenden Konsequenzen und Defizite der Alternative B stattfindet.

        Das ist leider der Fall und das DIW ist mit der Beurteilung des Buches von v. Weizsäcker beim Thema interventionistischer Zentralismus auf der Basis von Staatsverschuldung ein Beispiel dafür.

    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Dietmar Tischer

      – Menschenrecht auf Wasser

      Zitat aus der aktuellen TUMULT Winter 19/20 von hier: https://www.manuscriptum.de/kassiber/kritik-der-menschenrechte.html

      “”Edmund Burke bezeichnete die Menschenrechte folgerichtig als „sinnlose Abstraktion“. Sie sind immer nur eine Schwundform der Staatsbürgerrechte. Wer Menschen wirklich helfen will, muß sich deshalb für wehrhafte Staaten mit einer funktionierenden Gewaltenteilung einsetzen….
      Am Ende des Tages sind gute Staaten und der Erhalt kultureller Prägungen jedoch der einzige Garant für Bürgerrechte, die über das menschliche Minimum hinausgehen, und zugleich notwendig, um die Entstehung eines autoritär-universalistischen Weltstaates im Keim zu ersticken.””

      Ein Fazit:
      Menschenrechte “sind nur eine rethorische Verpflichtung souveräner Staaten, die nach Belieben ausgedeutet, hintergangen oder aufgekündigt werden kann”

      Deutlich zu sehen, der Leim auf den “wir” gegangen sind. Politik nach Belieben von WEM???

      Monika Gruber dazu in ihrer “Neujahresansprache”
      www . facebook.com/kkilfitt/videos/10206877550735332/

      Antworten
      • jobi
        jobi sagte:

        Wassermangel? Menschenrecht auf Wasser?

        Sämtliche Hochkulturen seit der neolithischen Revolution vor 12000 Jahren waren “Wasserzivilisationen”.
        Sie verstanden es, mit ingenieurtechnischen Lösungen Wasser zu gewinnen, zu verteilen, und zu entsorgen.
        Und auch in der Gegenwart sind technische Innovationen die Lösung, gerade auch im Hinblick auf eine ökologisch nachhaltige Wasserwirtschaft.
        Potenzial ist reichlich vorhanden – von der Meerwasserentsalzung über effizientere Transport- und Bewässerungsmethoden bis zur Abwasseraufbereitung und dem Hochwasserschutz.
        Erforderliche Innovationen liefern Ingenieure, nicht Politiker.
        Kluge Politik beschränkt sich darauf, wasserrechtliche Rahmenbedingungen zu setzen und oligopolistiche Strukturen zu verhindern.
        Nur so schaffen wir das !

      • ruby
        ruby sagte:

        @Alexander

        Edmund Burke erlebte amerikanische und französische Verfassungswendungen
        http://www.rwi.uzh.ch/elt-lst-kley/verfg/frankreich/de/html/chapter_5_54.html
        In den 80ern habe ich mit seinen Erläuterungen zu Virtues and Vices befaßt, ein Zitat:

        “But what is liberty without wisdom and without virtue? It is the greatest of all possible evils; for it is folly, vice, and madness, without tuition or restraint. Those who know what virtuous liberty is, cannot bear to see it disgraced by incapable heads, on account of their having high-sounding words in their mouths.”

        Edmund Burke
        Tags: freedom, liberty, truth, virtue

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ruby

        👏🏼

        „The several species of government vie with each other in the absurdity of their constitutions, and the oppression which they make their subjects endure. Take them under what form you please, they are in effect but a despotism“ (Edmund Burke)

        „Der Mensch reift, wenn er aufhört zu glauben, dass die Politik seine Probleme löst.“
        (Nicolas Gomez Davila)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Menschenrechte „sind nur eine rethorische Verpflichtung souveräner Staaten, die nach Belieben ausgedeutet, hintergangen oder aufgekündigt werden kann“>

        NUR?

        Menschenrechte können zwar ausgedeutet, hintergangen oder aufgekündigt werden, aber eben auch DURCHGESETZT werden.

        >Deutlich zu sehen, der Leim auf den „wir“ gegangen sind. Politik nach Belieben von WEM???>

        Wer wem auf den Leim gegangen ist, spielt LETZTLICH keine Rolle.

        Entscheidend ist in Demokratien:

        Politik nach Belieben – ja, ganz richtig dem BELIEBEN – von MEHRHEITEN.

        Diese können sich aus Uninformierten, Naiven, Unaufrichtigen, moralisch Verwirrten oder Böswilligen etc., etc. bilden.

        Wie es einmal der Toyota-Slogan sagte:

        Nichts ist unmöglich.

    • ruby
      ruby sagte:

      @D. Tischer
      Die staatliche Lösung B ist weder eine staatliche noch eine wirtschaftliche, weil ein über die einzelnen Staaten instrumentalisiertes pseudodemokratisches “Organ” herrschen will. Dessen Methode ist die Aufhebung von Bilanzbegrenzung in Verbindung mit der Auslöschung des Jährlichkeitsprinzips bei der Bilanzierung.
      Dieses System B hat Sanktnimmerleinstagstaatsphilosophie als erhaltenes Bestandselement.
      Selbst der natürliche Jahresverlauf ist für Menschen bestimmender.
      Ich erkenne, wie Sie die Entwicklung lesen, aber es bleiben wesentlicher Internalitäten sowie Externalitäten ausgeblendet.
      Der Tenor im Buch von Weizäcker mit seiner Einordnung unter wirtschaftliche Staatswissenschaft zeigt eher rudimentäre Verbortheiten.
      Keine Institution kann die für den Planeten ausufernde Bevölkerungsentwicklung und -politik nachhaltig lösen. Liberale Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen sind auch nicht in diesem Rahmen hergeleitet, sie nahmen sich Staaten als Orte um zu gestalten. Ein Globalkonzept wird es nie geben, da es keiner gemeinsamen Erdenidentität gelingt die Vielfältigkeiten zu kanalisieren. Dieses Scheitern bleibt bestimmende Konstante. Natur ist nicht geschlossen, sondern kämpft endlos um die Lebensraumbedingungen. Aber bitte nicht als Behaviorismus interpretieren.
      Alternative werden hier ausreichend mystifiziert
      https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-lange-nacht-ueber-40-jahre-alternativer-nobelpreis.1024.de.html?dram:article_id=467006
      Der siebte Teil zeigt die naive allumfassende Richtung.
      Marktführerschaft in Wohlfahrtsniedergang früher über mehrere Generationen verfolgbar, heute durch Wertberichtigung als Ad-hoc Meldung analysiert.

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ ruby

      >Ich erkenne, wie Sie die Entwicklung lesen, aber es bleiben wesentlicher Internalitäten sowie Externalitäten ausgeblendet.>

      Das ist natürlich richtig, ändert aber nichts daran, dass es die beiden GRUNDSÄTZLICHEN Alternativen gibt.

      >Keine Institution kann die für den Planeten ausufernde Bevölkerungsentwicklung und -politik nachhaltig lösen.>

      RICHTIG – weder individuelle Interaktion (Markt) noch gesellschaftliches Wollen (Politik) können irgendetwas NACHHALTIG lösen.

      WIE soll auch etwas nachhaltig gelöst werden können?

      Es zu glauben, ist Wunschdenken.

      Unserem Verständnis der Evolution nach gibt es in der gesamten Naturgeschichte und damit auch in der Menschheitsgeschichte nichts NACHHALTIG Gelöstes.

      Daher auch richtig:

      >… Scheitern bleibt bestimmende Konstante.>

      >Die staatliche Lösung B ist weder eine staatliche noch eine wirtschaftliche, weil ein über die einzelnen Staaten instrumentalisiertes pseudodemokratisches „Organ“ herrschen will.>

      Alternative B oder von mir aus auch „Lösung“ B ist eine funktional REALISIERBARE Handlungsoption.

      Warum soll das auslösende Organ pseudodemokratisch sein, wenn es nach dem VERFAHREN demokratischer Willensbildung bestimmt wurde?

      Wenn so, ist es demokratisch und nicht pseudodemokratisch.

      Jegliche denkbare Lebensabsurdität kann demokratisch bestimmt sein.

      Antworten
      • ruby
        ruby sagte:

        @Herrn Tischer
        Sie habe nach den Zerohedge-Link zur (Pseudo) Staatsfinanzierung durch das FED im Japan-Europa-Folge-Beitrag, die Frage, die ich hier hatte, selbst gestellt und beantwortet.
        Das Wirtschaftsleben in der Demokratie ist kein Wünschdirwas, daher ist umso wichtiger zu fragen, warum wir ungefragt bezahlen müssen was die Politik einfach so macht als geschenkte Wünsche für ihre Adressaten, in der USA illegale 3Tage Karenzstaatfinanzierung. Wir haben das Recht und die Kompetenz das zu entscheiden.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ ruby

        Ja, wir haben das Recht zu entscheiden.

        Ja, wir haben die Kompetenz zu entscheiden, wenn auch nicht immer die Kompetenz, bestmöglich hinsichtlich unserer Entscheidungen abzuwägen.

        Und:

        Wir sollten unser Recht und die Kompetenz zu entscheiden, EINFORDERN.

        Wir stehlen nichts, wenn wir das fordern, was uns zusteht.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        In der von Ihnen verlinkten Einladung zum Vortrag mit Carl Christian von Weizsäcker und anderen steht Folgendes:

        >Die entstehende Lücke zwischen privatem Vermögenswunsch und der privaten Vermögensanlage kann nur durch eine zunehmende Verschuldung des Staates geschlossen werden.>

        Ich lasse das mal so stehen, obwohl über das „nur“ zu diskutieren wäre.

        Weiter steht da zum Buch von v. Weizsäcker:

        „Die Kernthese des Buches lautet daher, dass eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung nur stabilisiert werden kann, wenn dem Vermögenswunsch des Einzelnen unter Bedingungen der Preisstabilität stattgegeben wird. Dies ist ohne eine erhebliche Nettoschuld des Staates nicht möglich. Ein neues Denken über die Gesamtwirtschaft ist erforderlich.“

        Unabhängig davon, ob das die Kernthese des Buches ist, wird mit dieser Aussage das „neue Denken“ IDEOLOGISCH vorbereitet.

        Man kann zwar dafür sein – und das mit unterschiedlichen, auch guten Gründen –, dass der Staat sich mehr und sogar erheblich mehr verschuldet für mehr NACHFRAGE.

        Damit stabilisiert man womöglich eine, aber nicht die freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, wie wir sie verstehen (wir, die wir einen Begriff von “freiheitlich” haben, der sich nicht dem verordneten und bereits weitgehend verinnerlichten staatlichem Paternalismus unterordnet).

        Denn durch ein vermehrt REALES Eingreifen des Staats in die Wirtschaft, was etwas anderes ist als sein REGULATIVES, wird das Wirtschaften der Individuen VERÄNDERT und zwar hinsichtlich der OPTIONEN, über die sie verfügen können.
        Es sind nicht mehr diejenigen, die sie hätten, wenn der Staat nicht Nachfrage generieren würde.

        Dies ist nicht das klassische Verständnis einer „freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“.

        Die Individuen hätten ohne staatliche Generierung womöglich weniger Optionen, aber die sie hätten, wären von ihnen „freiheitlich“ geschaffene.

        Da hilft auch nicht der Rückgriff auf den Keynesianischen Multiplikator, der unter Ausblendung von Verdrängungseffekten auf gesamtgesellschaftliche Einkommenssteigerungen abhebt, aber nicht darauf, ob das oder auch nur ein Teil des Mehreinkommens durch individuelles „freiheitliches“ Wirtschaften oder durch staatliches Wirtschaften erzielt wird.

        M. A. n. müsst man sagen:

        Hinreichend hohe Nettoverschuldung des Staates und damit generierte staatliche Nachfrage ist (möglicherweise) erforderlich, um das System stabil zu halten und damit zu verhindern, dass eine mehr oder minder freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zerfällt.

        Der damit notwendigerweise erfolgende staatliche Eingriff in die Wirtschaft bewahrt aber nicht eine Wirtschaft- und Gesellschaftsordnung, die WIR als FREIHEITLICH verstehen.

        Schon unsere heutige ist alles andere als freiheitlich – und das ohne die offensichtlich avisierte „erhebliche Nettoverschuldung“ des Staats.

        Das DIW betreibt mit Blick auf den gewollten und wahrscheinlich verstärkten Interventionismus des Staats vorausschauend die Umdeutung von „freiheitlich“.

        Das ist intellektuell ärmlich, passt aber gut zu unserer öffentlichen Diskussionskultur.

      • ruby
        ruby sagte:

        @D.Tischer
        Sie verwenden den Begriff Staat und implizieren damit ein “klassisches” Staatsverständnis wie das Öffentliche Recht dieses Staatsrecht ausgebildet hat. Da sollten Sie und “Wir” den Genossen nicht mehr auf dem Leim gehen. Denn die versuchen ein anderes, ich möchte schreiben Totalitaristisches Staatsrecht als unabänderlich vorteilhaft und letztendlich zu publizieren. Deren Öffentlichkeit ist aber eher die eigene, sie wollen oder können dem Individum nicht mehr selbstverantwortliche Handlungsfreiheiten zugestehen. Der allumfassende Gottvater, die allumfassende Göttinnenmuter oder die diversen Variantenursprünge müssen übergeordnete Letztenslichkeit verfügen. Die EZB ist auf einem Pan Europa Trip:
        “In the view of the ECB’s Governing Council, such initiatives would have to fulfil five key
        objectives: full pan-European reach and a seamless customer experience; convenience and
        cost efficiency; safety and security; European identity and governance; and, in the long run,
        global acceptance. ”
        aus:
        https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/ecb.other191204~f6a84c14a7.en.pdf?bdfa30b529f3a816943e1c80d6b2292c
        Fortsetzungen folgen bis zur Identitätsbildung!

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