10 – Divergenz in der Eurozone

Danach bringen die Redakteure mit der Eurokrise ein anderes Thema in die Diskussion. Ich verweise darauf, dass der Euro nicht funktioniert und erläutere dies anhand der zunehmenden Divergenz. Dazu folgende Überlegungen an dieser Stelle.

  • Wir haben es mit einer Schuldenkrise zu tun, ausgelöst durch den Euro, der die Realzinsen viel zu tief gehalten und damit die Party erst ermöglicht hat:

  • Die (unvermeidliche) Krise konnte nur mit billigem Geld unterdrückt werden.

 

  • Das hat zwar funktioniert, aber nur vordergründig. In Wirklichkeit wird die Wirtschaft dadurch nicht gesund. Zombies!

 

  • Obwohl: Vielleicht geht es ja mehr darum, Italien und die anderen bankrotten Staaten zu „retten“?

  • Fakt ist: Die Eurozone hat sich erholt, aber in einigen Ländern sieht es sehr schlecht aus.

  • Aber die Wirtschaft hat sich immer ungleicher entwickelt. Beispiel 1: Der deutsche „Finanzzyklus“ ist völlig anders (und weniger ausgeprägt) als in den anderen Ländern. Bei uns gibt es weniger Schulden des Privatsektors und deshalb nicht diese Volatilität:

  • Wachstum und Produktivitätsfortschritte haben sich nicht angenähert. Im Gegenteil, die Eurozone ist noch heterogener als zuvor. Es gab nur in den Boomjahren die Illusion einer besseren Synchronisation  eine schuldenfinanzierte Illusion!

  • Zugleich nimmt der Handel innerhalb der Eurozone relativ ab statt zu. Gerade Deutschland lebt viel mehr von anderen Ländern!

  • Derweil wachsen die Schulden immer weiter an:

  • Und die Banken bleiben insolvent:

  • Jetzt soll mehr Umverteilung helfen, vor allem die Möglichkeit die gute deutsche Bilanz wenn man mal die verdeckten Verbindlichkeiten vergisst!  als Beleihungsbasis zu mobilisieren!

  • Problem Nr. 1: Selbst, wenn wir wollten, wir können gar nicht. Siehe unsere demografische Entwicklung!

  • Problem Nr. 2: Selbst, wenn wir könnten, es würde nichts bringen! Sagt der IWF!

  • Problem Nr. 3: Selbst, wenn es etwas bringen würde, wäre es fair? Ich denke nicht:

  • Was die Französin Christine Lagarde vom IWF nicht davon abhält, trotz der Studien des IWF mehr Umverteilung zu fordern:

  • Und all das für eine Währungsunion, die schlechter funktioniert als eine hypothetische Währungsunion aller Länder der Welt, die mit dem Buchstaben „M“ beginnen!

  • Aber: Was kümmert es die Politik?

 

Professor Bofinger schließt unseren Gedankenaustausch zu dem Thema so: „Die Niedrigzinspolitik ist nötig, um den Euro zusammenzuhalten“ und da kann ich ihm nur zustimmen. Allerdings ist das mit mehreren Problemen verbunden:

  • Die niedrigen Zinsen führen hier und anderswo in der Welt zu einer Inflation an den Vermögensmärkten und verstärken damit die Ungleichheit.
  • Es kommt zu einer Umverteilung vom Geld-Sparer zu Vermögensbesitzern und Schuldnern.
  • Die Intervention der EZB ermöglicht eine Kapitalflucht aus Ländern wie Italien und auch den anhaltenden Überkonsum in diesen Ländern. Im Gegenzug baut die Bundesbank zins- und tilgungsfreie Forderungen gegen die anderen Länder auf (sogenanntes TARGET2), deren Werthaltigkeit mit anhaltender Krise immer zweifelhafter wird.
  • Die tiefen Zinsen führen zu einer zunehmenden „Zombifizierung“ der Wirtschaft. (BIZ warnt vor Zombiesund mindern damit das künftige Wachstumspotenzial.
  • Es führt zu dem hier schon angesprochenen künstlichen Boom in Deutschland, der nicht nachhaltig ist.
  • Die tiefen Zinsen können der Eurozone zwar Zeit kaufen, aber die grundlegenden Probleme nicht lösen. Das müsste die Politik tun, macht sie aber nicht.
  • Womit das Risiko real ist, dass es im Zuge der nächsten Rezession zu politischen Spannungen kommt und in Folge zu Parallelwährungen und auch Euroaustritten. Passieren diese chaotisch, wäre der Schaden enorm  für uns Deutsche als Gläubiger, aber auch für Weltfinanzmärkte und -wirtschaft.

Fazit: Die Weigerung, gerade auch der deutschen Politik, die Eurokrise wirklich an der Wurzel zu packen, legt die Grundlage für eine nächste, weitaus größere Krise, die so oder so mit erheblichen Vermögensverlusten für uns Deutsche verbunden sein wird.

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