„When Is The Crash Going To Happen?“

Passend zu gestern ein weiterer Blick auf die Bewertung an den US-Börsen. Diesmal mit dem Q-Ratio. Wikipedia definiert so:

„Das Tobin’s Q wird ermittelt, indem man den Marktwert eines Unternehmens (Börsenwert plus Verbindlichkeiten) durch die Wiederbeschaffungskosten aller Vermögensgegenstände teilt (nicht zu verwechseln mit den steuer- oder handelsrechtlichen Buchwerten):

\text{Tobin's Q} = \frac{\text{Marktwert}}{\text{Wiederbeschaffungskosten}}

Wenn diese Kennzahl größer als 1 ist, bedeutet dies, dass das Unternehmen an der Börse zu einem höheren Wert gehandelt wird, als die Summe seines Vermögens beträgt. Dieser Mehrwert kann dadurch erreicht werden, dass ein Unternehmen größere Erträge erwirtschaftet, als aufgrund der Vermögenswerte erwartet werden konnte. Ein weiterer Grund für einen überproportionalen Marktwert liegt in positiven Erwartungen auf künftige Erträge, die den Börsenkurs eines Unternehmens in die Höhe treiben.“

Werfen wir einen Blick auf die derzeitigen Daten für die USA. Hier wird die Abweichung vom historischen Durchschnitt gezeigt: über der Linie eine Überbewertung, unter der Linie eine Unterbewertung. Kaufen tut man natürlich eher, wenn es billig ist. Das gilt heute nicht:

Daneben fällt auf, dass wir schon seit Jahren hohe Bewertungen haben. 2009 wurde gerade mal der Durchschnitt erreicht, keine echte Unterbewertung. Dahinter liegt meines Erachtens die Politik des billigen Geldes und der Schulden. Nur diese hat das möglich gemacht. Nur diese führt dann zu dem Anstieg der Vermögen, die Piketty und Co. beklagen. Ist schon interessant, dass der von Piketty bedauerte Anstieg der Vermögen Anfang der 1980er-Jahre beginnt – oder?

Auf Dauer kann man aber nicht abweichen vom fundamentalen Wert. Folglich ist es nur eine Frage des Wann, nicht des Ob, wenn sich eine Anpassung vollzieht. Theoretisch könnten auch die Fundamentalwerte der Unternehmen steigen. Realistischer ist, dass die Marktwerte fallen. Dabei ist ein Crash umso wahrscheinlicher, je höher Q ist:

 

Dann kann man auch noch analysieren, wie lange es bisher gedauert hat, bis es zu einer Korrektur am Markt kommt. Hier wurde untersucht, wie viele Monate es währte, bis es zu einer Korrektur um mindestens 20 Prozent gekommen ist. Die derzeitige Überbewertung dauert 48 Monate an, liegt damit über dem Median früherer derartiger Phasen. Die Einbrüche waren dann übrigens immer schnell – so die Analyse.

 

Zugleich – und das hier sind Daten aus dem Dezember, also vor den jüngsten Turbulenzen – war die Volatilität an den Märkten sehr gering. Während also das Risiko mit Blick auf die Bewertung gestiegen ist, wurde es immer billiger, abzusichern. (Optionen werden günstiger, wenn die Volatilität sinkt):

bto-Fazit: Es kann gut sein, dass die Märkte sich jetzt fangen und wieder nach oben drehen. Aber dies auf einem (zu hohen) Niveau, was zur Vorsicht mahnt.

→ Zero Hedge: „When Is The Crash Going To Happen?“, 22. Dezember 2015