„Wer spart, ist der Dumme“

Schon vor Monaten habe ich auf den Irrsinn hingewiesen, zu sparen und sich über Handelsüberschüsse zu freuen, in einer Welt, die überschuldet ist und die Schulden nicht bedienen kann. Nun greift auch SPIEGEL online das Thema auf und versucht es dem Leser nahezubringen:

  • Natürlich ist es vernünftig, für die Zukunft vorzusorgen. Wer ein langes Leben vor sich hat, sollte Geld zurücklegen. Alternde Nationen sollten sich ein finanzielles Polster für künftige magere Jahrzehnte zulegen und möglichst keine Schulden anhäufen, damit sie kommende Generationen nicht noch zusätzlich belasten.“
  • Kein anderes vergleichbares Land auf dem Globus geht so konservativ mit Geld um.“ – bto: naja, die Schweiz?
  • Die Weltwirtschaft insgesamt ist nach wie vor gefangen in einer Schuldenspirale. Fast 140 Billionen Dollar betragen die globalen Verbindlichkeiten von Staaten, Unternehmen und Bürgern derzeit, ein Drittel mehr als 2007, hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ausgerechnet.“ – bto: Irgendjemand muss übrigens Schulden machen, wenn ein anderer spart …
  • Setzt sich der Schuldenaufbau fort, schlittert die Welt in die kollektive Pleite. Würden die Notenbanken rund um den Globus die Zinsen nicht künstlich niedrig halten, wäre die Lage vermutlich längst prekär.“ – bto: Vermutlich“ bitte streichen.
  • Voriges Jahr flossen aus Deutschland netto 232 Milliarden Euro in den Rest der Welt, so die Bundesbank. Der größte Teil davon wurde in Wertpapiere gesteckt, überwiegend in Anleihen, zunehmend aber auch in Aktien.“
  • Auch deutsche Unternehmen investieren eine Menge im Ausland. 98 Milliarden waren es voriges Jahr, mehr als doppelt so viel, wie ausländische Unternehmen hierzulande investierten. Heimische Konzerne liehen ihren Töchtern in aller Welt 28,5 Milliarden, neun Milliarden mehr als 2014.“ – bto: Angesichts der wirtschaftlichen Aussichten Deutschlands und der verfehlten Wirtschaftspolitik ist es nur rational, außerhalb Deutschlands zu investieren!
  • „Netto verfügt Deutschland derzeit über Forderungen von 1,5 Billionen Euro, mehr als 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).bto: auf dem Papier!
  • Wenn am Ende überschuldete Staaten und Unternehmen ihre Schulden nicht vollständig zurückzahlen können, weil die Schuldner pleite sind, muss Deutschland Forderungen abschreiben. So einfach ist das.“
  • Zwischen 2001 und 2015 hat Deutschland Leistungsbilanzüberschüsse von aufsummiert zwei Billionen Euro eingefahren, insbesondere durch die hohen Exportüberschüsse. Das Auslandsvermögen beträgt aber lediglich 1,5 Billionen. 500 Milliarden Euro sind also verloren gegangen 20 Prozent des BIP. Und niemanden stört’s.“ – bto: Und es wird noch viel mehr werden!
  • „(…) stellt sich schon die Frage, ob diese Strategie so weise ist. Eigentlich seltsam, dass dies keinen politischen Aufschrei auslöst.“ – bto: Nein, wir Deutschen denken einfach, wir können uns ja leisten. Wie dumm!
  • In Deutschland selbst wird seit Langem zu wenig investiert. Löhne und Arbeitseinkommen sind lange Zeit stagniert, erst seit Kurzem steigen sie moderat. Das Resultat sind sehr hohe laufende Überschüsse von acht Prozent des BIP. Geld, das wiederum überwiegend in ausländischen Wertpapieren angelegt wird, deren Werthaltigkeit zweifelhaft ist dies umso mehr, als Bewertungsverluste und Zahlungsausfälle in den kommenden Jahren zunehmen dürften angesichts der weltweit hohen Schuldenstände.

„Besser wäre es, in die Infrastruktur in Deutschland und im übrigen Europa zu investieren: Bildung für alle, Integration von Zuwanderern, Spitzenforschung, saubere Energie, klimaneutraler Verkehr. Dinge eben, die ihren Wert behalten auch wenn das globale Schuldenkartenhaus irgendwann zusammenbrechen sollte.

Wie habe ich gesagt: wenn schon Pleite, dann doch lieber mit guter Infrastruktur!

SPIEGEL ONLINE: „Wer spart, ist der Dumme“, 1. Mai 2016