Transferunion genügt nicht

Nun gibt es ja verschiedene Sichten auf die Eurokrise. Da sind die einen, die wie ich, skeptisch sind angesichts divergierender Wettbewerbsfähigkeit und untragbarer Schulden. Da gibt es andere, die in einer Fiskalunion die eigentliche Lösung sehen. Lasst doch die Bayern auch noch für die Griechen bezahlen, nicht nur für die Berliner.

Von der Deutschen Welle die Zusammenfassung der Aussagen des französischen Wirtschaftsministers in der SZ:

  • „Falls die Mitgliedstaaten wie bisher zu keiner Form von Finanztransfer in der Währungsunion bereit sind, können wir den Euro und die Euro-Zone vergessen”, sagte Macron der Süddeutschen Zeitung auch mit Blick auf Deutschland.“ – bto: also die Fiskalunion.
  • „Dazu will Macron einen neuen ‚Euro-Kommissar‘ mit weitreichenden Befugnissen in Brüssel installieren, der die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik der 19 Euro-Länder koordinieren soll: ‚Die Euro-Regierung würde geführt von einem Kommissar mit weitreichenden Befugnissen,‘ sagte Macron, ‚das wäre nicht nur ein Euro-Finanzminister, sondern jemand, der auch Investitionsmittel vergibt oder in der Arbeitsmarktpolitik mitredet.‘ Eine europäische Wirtschaftsregierung mit eigenem Haushalt könne Zahlungen sicherstellen, wenn ein Land eine Krise durchlebe, oder Reformen vorantreiben.“

→ Deutsche Welle: „Frankreichs Wirtschaftsminister fordert Finanztransfers in Euro-Zone“, 31. August 2015

Damit hätten wir dann den Traum der Franzosen, Italiener etc.: die Transferunion ohne Gegenleistung, vor der ich gewarnt habe:

manager magazin.de: Ohne Schuldenschnitt droht Transferunion in ihrer schlimmsten Form, 17. Juli 2015

Problem: Wie die FT berichtet, würde das nicht viel bringen. Denn in den funktionierenden Währungsunionen wie Deutschland und den USA sind es vor allem die privaten Finanzströme, die integriert sind. Davon sind wir in Europa immer mehr entfernt. Denn wir sind verschiedene Länder, keine einheitliche Nation. Selbst wenn es eine Transferunion gäbe, würde es demnach nicht genügen, um die Eurozone zu stabilisieren.

Euro charts

→ FT (Anmeldung erforderlich): Eurozone: „The case against ‚cash for reform‘“, 18. August 2015

Kommentare (3) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. MFK
    MFK sagte:

    Der EURO ist von Frankreich initiiert worden. Man wollte die Macht der Bundesbank beschränken. Das ist mächtig schief gegangen und man sucht jetzt Wege aus der hieraus resultierenden Krise. Das kann nur die Transferunion sein. Man sollte sich auch hinsichtlich des Selbstverständnisses der Franzosen keinen Illusionen hingeben. Gut ist, was Frankreich nützt. Die Leitmaxime französischer Außenpolitik war immer: Lander haben keine Freunde, sondern Interessen.

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  2. Johannes
    Johannes sagte:

    Der Vorschlag Frankreich´s ist “Rosinenpickerei” par excellence und passt zum Selbstverständnis (Unabhängigkeit, Freiheit) der “grande Nation” eigentlich überhaupt nicht – die Not in Frankreich muss schon sehr groß sein…

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