“Time to consider the end of the world trade?”

Ist es Zeit, die Trump-Party zu verlassen? Vielleicht ja. Nicht nur sind die Börsen ohnehin schon stattlich bewertet, auch die Unsicherheit bleibt weiterhin hoch. Die FT spricht gar vom “end of the world trade”:

  • “Despite a boost to US stocks on expectations of Trump tax cuts and infrastructure spending, fund managers may be entering a period of extreme instability as a populist backlash threatens to create havoc with the markets.” bto: und das zurecht. Wir sind in einer Zeitenwende, die natürlich auf die Märkte ausstrahlt. Trump ist dabei Symptom, wie ich immer geschrieben habe, nicht die Ursache
  • Populist victories in any of these polls (bto: er meint Italien, Frankreich, Deutschland) will represent not just a political sea change, but an oceanic upheaval.” bto: ja. Und blickt man auf die Diskussion in Deutschland, kann man nur festhalten, dass „unsere Hillarys“ den Gongschlag noch nicht gehört haben.
  • So does it make sense to plump for safety trades, rather than bank on the so-called Trump reflation trade that has boosted US stocks?”bto: Das ist die entscheidende Frage!
  • The possible reflation trade from Mr Trump’s victory is interesting. (…) If Mr Trump does implement his pledges on infrastructure, then that should help economic growth (…) the increasing likelihood that the US Federal Reserve will delay rate rises. (…) This should restrain the dollar (…) This would be positive for emerging markets.” bto: In der Tat könnte man so ein positives Szenario entwerfen.
  • However (…) he could face opposition from Congress in terms of what he might like to do on infrastructure spending and tax cuts. (…) If Mr Trump commits himself to even half of what he has promised in terms of protecting the US and American workers’ jobs from overseas competition, then world trade and the US economy is likely to suffer.”bto: Das ist die Diskussion zu „hard“ versus „soft“ Trump, die ich auch bei bto führe.
  • „(…) Mr Trump and Brexit may be the populist canaries in the coal mine. (…) then the whole EU project may be thrown into grave doubt, as well as the US economy.” bto: vor allem dann, wenn wir eine Rezession in Deutschland bekommen, die die Wohlstandsillusion beendet mit erheblichen Verlusten im Euroraum und Konflikten mit nicht integrationsbereiten Zuwanderern. Dann erreichen die „radikalen“ Parteien auch bei uns 25 Prozent und mehr.
  • That really would leave fund managers with little choice but to play it safe with clients’ investments. (…) in the event of a growing populist backlash, the so-called end of the world trade may be limited to buying short-dated Treasury bills and cash — and little else.” bto: wie wahr.

bto: Die grundlegende Abkehr von freiem Handel und Globalisierung in Kombination mit dem Ende des 30-jährigen Bullenmarktes von Anleihen führt in Summe zu keinem positiven Szenario. Eher zur Fortsetzung der Eiszeit. Außer, es gelänge wirklich die Reflationierung.

 

→ FT (Anmeldung erforderlich): “Time to consider the end of the world trade?”, 13. November 2016

Kommentare (14) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    • Mark Zimmermann
      Mark Zimmermann sagte:

      Hier wird immer von dem schwachen Produktivitätszuwachs gesprochen…
      Wie wäre es mit folgender These: Die technischen Weiterentwicklungen/Innovationen dafür sind schon da. Es mangelt jedoch an der breiten Umsetzung und an der Akzeptanz. Die Leute sind gar nicht darauf vorbereitet, diese zu nutzen. Alles rund um das Internet/Digitalisierung und Co. bietet noch so großes Potenzial, wenn man es nur mal nutzen würde. Die Arbeit früher in der Landwirtschaft (primärer Sektor) wurde für damalige Umstände besser erledigt, wie die Arbeit heute in Großunternehmen (genauer tertiärer Sektor mit Dienstleistungen usw,) für heutige Verhältnisse. Die Bildungseinrichtungen sind veraltet und bereiten die Arbeitnehmer nicht mehr auf das vor, was sie erwartet. Damit gibt es auch immer weniger Leistungsträger, die das Wirtschaftssystem aufrecht erhalten, das eigentliche BIP erwirtschaften und ein immer größerer Teil lässt sich mitziehen…so kommt mir das zumindest in der Praxis vor.
      Natürlich gepaart mit Demografie und sinkender Zahl an Erwerbstätigen

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      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Die Innovationen sind der Gemeinschaft immer weit voraus. Das ist kein Phänomen der Neuzeit, wird aber durch die Demografie verstärkt (Handy und Smartwatch gab es schon 1966 bzw. 1979 bei Captain Kirk). Dieses Phänomen hat auch nichts mit unseren aktuellen Problemen zu tun; denn die sind überwiegend monetärer und redistributiver Natur. Innovationen verbessern zwar oftmals die Produktivität ungemein, verschärfen aber damit zugleich die aktuellen monetären und redistributiven Probleme. Hier noch einmal der Link zum absolut hörenswerten Essay von Mathias Greffrath: http://www.deutschlandfunk.de/re-das-kapital-1-6-aktuelle-brisanz-der-marxschen-kategorie.1184.de.html?dram:article_id=369501.

        LG Michael Stöcker

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Ich denke wir haben in der Tat Fortschritte die sich nicht in den Zahlen niederschlagen und/oder erst später wirken. Dann kommt die Verteilungswirkung hinzu. Im idealen Szenario kommt die Wirkung und entfalten einen Multiplikatoreffekt, der letztlich die Wirtschaft doch wieder auf Wachstum bringt. Unwahrscheinlich aber denkbar.

      • Anna
        Anna sagte:

        Habe mich da mal durchgearbeitet. Klingt ernüchternd. Schade. Mekiffer wirkte auf mich bisher sehr inspirierend. Dachte, man müsse seine Ideen nur ausreichend streuen. Dann könnten wir bald in einer besseren Welt leben.
        Verstehen tue ich Ihre Kritik bei freitag.de leider nicht ganz. Dass alles derart an der Warenform hängt, ist für mich schwer zu fassen. Verstehe “Warenform” wohl doch nicht so ganz.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Da liegt ein Missverständnis vor, Anna. Es handelt sich nicht um meine Kritik, sondern um die eines Neomarxisten, wie mir scheint. Vergessen Sie das Trallala um die „Warenform“; da gibt es nichts zu verstehen. Und vergessen Sie insbesondere auch die Kritik von Pregetter; der irrt durch den Zinsnebel (Christoph Brandstätter hat mich hier verstanden: https://zinsfehler.com/2013/08/21/zinsmythen/#comment-238). Pregetter hat bis heute nicht begriffen, dass der Zins eigentlich NICHT fehlt; aber Mekiffer vorwerfen, er hätte zu kurz gedacht. Ok: Mekiffer glaubt leider auch, dass es am Zins läge. Wenn’s nicht klar sein sollte, dann einfach noch mal den Beitrag Zinsmythen in Gänze lesen inkl. Kommentare. Der Zins hat noch nie gefehlt; gefehlt haben allerdings unsere Vorstellungen über die Funktion des Zinses in einem Kreditgeldsystem.

        Ich bin ja immer für neue Ideen zu haben; aber bislang konnte mich noch keine überzeugen. Die Schnittstelle zwischen Mekiffer und mir ist eine schuldfreie Inverkehrbringung von Zentralbankgeld. Allein die Höhe (1.000 EUR als BGE) scheint mir doch unangemessen. Fangen wir doch behutsam mit 100 Euro für jeden Bürger von Euroland pro Monat an und erhöhen zugleich die Hartz IV- Sätze um diesen Betrag.

        LG Michael Stöcker

  1. Katalin
    Katalin sagte:

    Hallo,

    freier Handel und Globaliserung, was soll das sein.

    Plünderung des Südam. Goldes – war das kein freier Handel und Globalisierung

    Nicht viel unfreier als die Ausbeutung der Asiatischen AN in Zusammenarbeit korrupter und oder Dikt. Regierungen und Westl. Konzerne; Apple, Addiadas usw.

    Fragen Sie mal bitte die “neutralen” Nichtregierungsorganisationen, (d.h. nicht die GIZ), ob sie die von den westl. Länderen im Auftrag der westl. Großkonzerne – die sich in den Händen weniger Famillien befinden – diktierten Handelsverträge als frei empfunden, wodurch z.B. Afrikanische Länder gezwungen werden Abfall und Schrott aus dem Westen zu importieren und die Ressourcen dieser Länder zu niedrigen Preisen an den Westen zu exportieren.

    Freien Handel hat es nie gegeben. Warum schreibt die FT nichts darüber wie sich der “freie Handel” wirklich entwickelt hat und wie der Westen und insb. GB zu enormen Reichtum gekommen ist.

    siehe hier: http://www.unifr.ch/withe/assets/files/Bachelor/Wirtschaftsgeschichte/Die_englische_Vorherrschaft_um_1850_Wige.pdf

    Seite 17 – 20

    Dieser Artikel ist keine Meinung sondern beruht auf nachprüfbaren Zahlen, die die Sicht des Autors klar belegen. Nur will man davon im Westen nichts mehr wissen.

    Die Geschichte des “freien Handel” scheint Trump zu kennen und auch großzugügen bzw. priviligierten Abkommen insb. mit BRD und Japan. Wenn man sich vor Augen führt, dass z.b. Deutsche und Französische Konzerne mit hoher Staatsbeteiligung Post, Lufthansa, VW, Energieanbieter, Deutsche Bahn usw überall auf der Welt aber insb. in den USA große Beteiligungen halten, aber sofort schreien wenn Ausländ. Firmen in Staatshand (z.b. Asiatische) in Europa Firmen aufkaufen, dann weiß man warum Trump den aktuellen Handel nicht gut findet. Von der durch die europ. Medienkonzerne, die den Internetboom verschlafen haben, organisierten und instrumentaliserten Kampagne (Werte, Datenschutz, Steuervermeidung – als ob die europ. Konzerne nicht dieselben Methoden anweden würden) und verdeckten Forderung nach Abschottung und Subventionierung gegen die US Konzerne ganz zuschweigen.

    Gruß

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    • MFK
      MFK sagte:

      Danke noch einmal für den Verweis auf Turner. Wirklich sehr interessante Vorträge. Turner sagt aber auch, technisch ist helikopter money möglich, es ist aber ein politisches Problem. Wenn die Politiker erst einmal mitbekommen, wie das funktioniert, könnten sie so Turner wörtlich “crazy amounts of money” schaffen. Das ist genau das, was wir auch in anderen Bereichen sehen, so der Rentenversicherung.

      Interessant auch seine Anmerkungen zu den Banken. Nur 15% der Bankkredite gehen in den Nicht-Immobilien-Sektor. Die Folge sind Immobilienbubbles wie in Japan, Spanien, USA, Irland. Auch hier sieht man wieder den destruktiven Einfluss der Politik, sogar in den USA (Immobilienfinanzierer wie Fannie Mae). Er geht sogar so weit zu sagen, das Bankenproblem ist ein Immobilienfianzierungsproblem.

      Also erzählen sie das mit dem Helikopter Geld bitte keinem Politiker, der könnte auf den Gedanken kommen, das auszuprobieren.

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