Comical Ali und 150 Milliarden für die Banken

Klar, die Engländer sind so dumm, weil sie die EU verlassen.

Ein paar Fakten werden von Steen Jakobsen in Erinnerung gerufen. Ich finde, es ist eine gute Besinnung auf die Dinge, die wirklich entscheidend sind:

  • The UK’s problem remains their double deficit. The chronic budget and the current account deficits. The last time the UK ran a surplus on the current account was the year (…) 1982. The UK also has the lowest productivity of the G7 countries together with Japan.” bto: ohne Zweifel erhebliche Probleme.
  • “The UK needs a lower GBP and desperately so and if the ERM crisis of 1992 is any guideline, what comes next for UK is more employment and stronger GDP as seen in this chart from the excellent research done by Societe General:”f
  • The real drivers of growth are productivity, demographics, basic research and education and as little as possible red tape and intervention. (…) This should be supported by a market model where capital is allocated to the highest margin return. bto: Und da ist England besser aufgestellt als die sozialistische Eurozone.

The UK will be the largest country in population by 2030 in Europe, it has has the biggest military might and the single largest concentration of capital markets and talent outside the US – furthermore the UK runs a massive deficit with Europe, so if the European leaders wants a future Europe/NATO/EA without active participation by the UK military, capital markets, consumer demand, and deficit then please carry on acting like a bunch of cry babies.” bto: genau. England kann alleine viel besser, als uns die Medien gerade hier in Deutschland erzählen.

  • The EU will try to sell a message of moving forward, but the deep-rooted difference between Germany and France on the future of EU will make for an impossible act. Germany wants reforms of Europe to make the way for more consolidation, while the French wants to skip all the reforms and attain a European superstate and then work back from there.” bto: Es wird sich rächen, dass wir in Deutschland eine derart falsche Politik mit Blick auf die Eurozone betrieben haben.
  • “(…) leaves open a patchwork of deals and bartering where Italy’s Matteo Renzi probably will be allowed to do state support for the banks (because if not, Europe will be under attack), Greece will get another free pass and France plus Club Med can again expand deficits not only in excess of 3% deficit but almost infinitely.” bto: genau. Damit wird der Schaden jedoch nur immer größer.
  • The problem.. We are saturated with low interest rates and QE, 75% of all QE goes to keep existing debt in place and with that being the number one priority, there is little scope or chances for capex and growth to come back. We have simply crowded out investment and productivity by trying to buy more time.” bto: Und das Realwachstum kollabiert, was natürlich das Problem nochmals verstärkt.

A dogmatic Fed and other major central banks will move deeper into negative yields.” bto: klar.

Und wir denken, die Engländer spinnen? Wäre wohl besser, wir würden auch mal unsere Interessen vertreten. Aber wir bleiben lieber im Boot mit den anderen (Krisen) Europäern. Naja. Dafür können wir schon mal 150 Milliarden für die Banken fordern, sicherlich ganz uneigennützig! Siehe den “lasst sie kommen”-Volkswirt der Deutschen Bank. 

Da ist mir Thomas Mayer schon lieber, der schön erläutert, wie die EZB die Banken (und die Wirtschaft) in die Krise stürzt:

  • Unterm Strich führt die Niedrigzinspolitik der Zentralbank mit der Zeit folglich zur Ausdünnung der Gewinne und erhöhten Risiken in den Bilanzen der Kreditbanken. Da sie ohne ausreichende Gewinne keine angemessene Risikovorsorge betreiben können, werden die Banken zum Brandbeschleuniger im Wirtschaftsabschwung. Auch kleinere Schwächephasen der Realwirtschaft können dann eine Flucht aus Bankaktien auslösen, die auf Bankanleihen und im schlimmsten Fall auf die Einlagen übergreift.”

Um dann festzustellen, dass selbst eine “Rettung” keine ist:

  • Die italienischen Banken leiden an der Höhe ihrer schlechten Kredite. Die Regierung versucht nun, die Kapitalausstattung der Banken mit staatlicher Hilfe aufzustocken, damit sie diese abschreiben können. Dass die Regierung damit das im Rahmen der „Bankenunion“ gerade erst beschlossene Verfahren zum Umgang mit notleidenden Banken aushebeln würde, ist für sie weniger wichtig als die politischen Kosten, die ihr durch eine Beteiligung der Gläubiger an der Sanierung der Banken entstehen würden. Wie bei der Rettung Griechenlands durch öffentliche Finanzhilfen und danach der gesamten Währungsunion durch die EZB soll wieder einmal gelten: Not kennt kein Gebot. Allerdings würde auch diesmal ein Bruch der Regeln die Probleme nicht lösen, sondern nur in die Zukunft verschieben. Denn es wäre nur eine Frage der Zeit, bis das neu zugeführte Kapital im Umfeld niedrigen Wachstums und niedriger Zinsen durch Abschreibungen wieder verbraucht wäre.”

So, sind die Engländer jetzt die Dummen – oder wir?

→  TradingFlor: „The policymakers comical Ali strategy“, 3. Juli 2016

→  FAZ: Die nächste Bankenkrise, 9. Juli 2016