Surely not this old chestnut – again?

Gestern haben wir uns ausführlich mit dem Thema “Ponzi-Schema” beschäftigt. Passend dazu ein weiterer Artikel, der in dieselbe Richtung argumentiert. Die Schulden bleiben die einzige Stütze für das schwache Wirtschaftswachstum. Und Letzteres ist nicht hoch genug, um einen weiteren Anstieg der Verschuldungsquoten zu verhindern. So spielt die Politik weiterhin auf Zeit –, ohne diese zu nutzen. Die USA, Europa aber auch China stehen demnach vor einem Minsky-Moment, dem Zeitpunkt also, ab dem die Assets nicht mehr genug Geld zur Bedienung der Schulden abwerfen. Angesichts von nur noch 0,36 Prozent Produktivitätszuwachs in den USA im Jahr 2013 ist der Punkt bereits da, weil ein Großteil des Zuwachses des BIP pro Kopf von rund 1,5 Prozent demzufolge Substanzverzehr ist.

“Die entwickelten Volkswirtschaften werden demografisch gesehen zwar alt, aber nicht weise genug einzusehen, dass unsere derzeitige Ponzi-Wirtschaft unweigerlich auf einen Minsky-Moment zuläuft. Kein seriöser Politiker oder Notenbanker sagt die mathematische Wahrheit, sondern alle hoffen, es wird schon gutgehen. Hoffnung ist keine gute Politik und gehört in die Kirche, nicht in die wirtschaftliche Realität.”

Saxo Bank: Surely not this old chestnut – again?, 26. September 2014

Ähnliche Aussagen finden sich auch in dem Gastbeitrag der Saxo Bank für die Schweizerische Handelszeitung. Auszüge:

  • “Man kann sich wunderbar in Selbstverleugnung üben, wenn man beobachtet, wie Regierungen, EU und andere Entscheidungsträger das Unannehmbare für ihre internen Berichte verdaulich gestalten. ‘Mehr Zeit’ ist immer oberste Priorität, gefolgt von einer erneuten Verschiebung des zukunftsorientierten Wachstums in die immer fernere Zukunft, damit der Haushaltsplan passt. In der Privatwirtschaft würde einen ein solches Verhalten den Job kosten, doch im Wirtschaftsmodell des Jahres 2014, das eher an die Sowjetunion als an marktorientierte Volkswirtschaften erinnert, steht es regelmässig auf der Tagesordnung.”
  • “Die zwei grössten Gefahren oder Zeitbomben liegen in der Tatsache, dass der Schuldendienst selbst bei unverändert niedrigen Zinsen einen immer grösser werdenden Posten bei den Haushaltsausgaben darstellt. In China macht der Schuldendienst 10 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus, während der Schuldendienst insgesamt (einschliesslich fällig werdender Schulden und Umschuldungen) bei 39 Prozent des BIP liegt. Der Schuldendienst der USA, gemessen am Verhältnis zwischen Ausgaben und Zinsen, lag 2013 bei 6,23 Prozent. Der Wert ist relativ niedrig, aber natürlich nur, weil das FOMC, der Offenmarktausschuss der US-amerikanischen Notenbank, die Zinsen auf null gesenkt hat. Die Zahl lügt: 6,23 Prozent des Bruttoinlandproduktes bei 2,5 Prozent Zinsen und 2,0 Prozent Wachstum zu bedienen, ist viel schwieriger als 10 Prozent bei 3,5 Prozent Wachstum und 3,0 Prozent Inflation.”

Handelszeitung: Unser Wirtschaftsmodell erinnert eher an die Sowjetunion, 26. September 2014