Austrian Vollgeld

Es war eine Frage der Zeit, bis die Medien in Deutschland das Thema Vollgeld aufnehmen. Wie bereits mehrfach angesprochen, wäre es gut, wenn wir auch in Deutschland eine intensive Diskussion darüber führen würden. Wer sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen will, hier die Links zu früheren Beiträgen:

→ manager magazin online: Schweizer Initiative plant Banken-Revolution, 23. Juni 2014

Das ganze Thema gewinnt auch dadurch an Bedeutung, dass die Zentralbanken ihre Bilanzen deutlich ausgeweitet haben. Zwar stehen auch entsprechend hohe Einlagen der Geschäftsbanken dagegen, da diese eben keinen Kredit geben können und wollen. Jetzt mehren sich die Stimmen, die sagen, die Notenbanken sollten gar nicht versuchen, die Bilanz wieder zu verkleinern. Im Gegenteil würde gerade die lange Bilanz den Spielraum für geldpolitische Maßnahmen vergrößern. Auch wenn Professor Friedman in diesem Beitrag für die Fed argumentiert, gilt dies natürlich auch für die EZB.

FT (Anmeldung erforderlich): The perils of returning a central bank balance sheet to ‘normal’, 19. Juni 2014

Damit läuft es in die richtige Richtung. Zumindest aus dem Blickwinkel der Krisenländer. Die EZB wird bald im großen Stil problematische Wertpapiere aufkaufen und ewig auf der Bilanz halten. Dann haben wir einen nicht demokratisch legitimierten, gesamteuropäischen Schuldentilgungsfonds, bei dem Deutschland ohne eine einzige Gegenleistung dafür zu bekommen 27 Prozent der Kosten trägt. Das politische Spiel haben wir – so scheint es zumindest – bereits verloren.

Da wäre Vollgeld vielleicht die bessere Idee. Für mich aber besser nur in dem Sinne, dass es einen “eleganten” Weg darstellt, die Schulden aus der Welt zu bekommen – bei dem die Gläubiger letztlich auch verlieren, es aber geordneter zugeht. Wie bereits in dem Beitrag Vollgeldmonopol und Privateigentum angesprochen, ist es durchaus zweifelhaft, dass ein staatliches Monopol wirklich besser wäre. Und wie ein Kommentator richtig erinnerte, würden die Menschen dann alternative private Wege finden, in Kreditbeziehungen zu treten und damit Geld zu schaffen. Da bin ich dann doch überzeugter Eigentumsökonom (und empfehle die Serie dazu auf diesen Seiten nochmals als Lektüre!). In eine ähnliche Richtung geht der nachfolgende Kommentar vom Mises Institut. Die österreichische Schule der Nationalökonomie hat aus meiner Sicht die besten Erklärungsansätze für die Misere, in der wir stecken. Und auch die Forderung zur Rückkehr der privaten Haftung (also Konkurs bei Misswirtschaft statt staatlicher Rettung) ist richtig – aber unrealistisch. Solange wir Banken mit völlig überzogenen Bilanzsummen tolerieren (und fördern!), werden wir aus der – berechtigten – Angst vor der Kernschmelze des Systems immer wieder Rettungsaktionen zulasten von Sparern und Steuerzahlern haben. Vermutlich brauchen wir eine Mischung der Gedanken, ein “östereichisches Vollgeldsystem”. Weder die völlige Privatisierung des Geldes (wie von Hajek vorgeschlagen) noch die Monopolisierung beim Staat sind die alleine richtigen Antworten. Trennung in Sichteinlage und Geldanlage klingt vernünftig. Sichteinlage dann zu 100 Prozent in Zentralbankgeld gesichert, Geldanlage verzinslich und mit Risiko. Letzteres aber dann so ernsthaft, dass man sich darum auch kümmert und nicht darauf hofft, vom Staat (also den anderen Bürgern) gerettet zu werden. Und ein ansehnlicher finanzieller Beitrag zur Lösung der Schuldenkrise fiele bei einem solchen Mischsystem auch an.

von Mises Institut: Die Vollgeld Utopie, 25. Juni 2014