Schon wieder Griechenland

Vor einigen Tagen habe ich im Cicero einen Kommentar zur Rückkehr der Griechenlandkrise verfasst.

 → „Schauspiel der Illusionisten“

Daraufhin schickte mir Jens Bastian, der als Berater in Griechenland arbeitet, seinen Kommentar, der am 25. Februar in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Hier Auszüge und Anmerkungen:

Natürlich ist Griechenland insolvent

  • „Griechenland wird seit Mitte 2010 durch ein Quartett internationaler Kreditgeber vor der Insolvenz bewahrt. Inzwischen befindet sich Athen im dritten makroökonomischen Anpassungsprogramm (…). Ob Athen dieses ordnungsgemäß zu Ende bringen kann, ist zweifelhaft.“ – bto: Ich würde eher sagen, dass Griechenland von den Geldgebern in der Insolvenz gehalten wird, da eine Illiquidität und damit eine offene Insolvenz verhindert wird.
  • „Seit Herbst vorigen Jahres läuft die zweite Evaluierung des dritten Programms. (…) Nun drängt die Zeit, weil das hoch verschuldete Land im Juli Außenstände von mehr als sieben Milliarden Euro zu bedienen hat.“ – bto: Es könnte also illiquide werden und damit offen insolvent.
  • „Das Ziel der Euro-Gruppe der Finanzminister, das Griechenlandthema aus den Wahlkämpfen herauszuhalten, ist illusorisch.“ – bto: Sie werden es dennoch tun, ist ja nicht ihr eigenes Geld!

Gläubiger zerstritten

  • „Neu ist die besondere Qualität öffentlich ausgetragener Meinungsunterschiede aufseiten der Gläubiger. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Internationale Währungsfonds (IWF) die Euro-Gruppe nicht darüber informiert, dass Griechenlands mittelfristige Verschuldungsdynamik nicht tragfähig sei (…). Implizit anerkennt der Fonds, dass die seit Jahren Griechenland vorgegebenen Ziele an ihre ökonomischen und sozialen Grenzen stoßen.“ – bto: Dabei hat der Internationale Währungsfonds entscheidende Mitschuld, weil er die eigenen Regeln nicht eingehalten hat.
  • Der Euro-Rettungsfonds ESM, die Europäische Kommission und die EZB als Gläubiger haben die alarmistische Analyse des IWF in Zweifel gezogen. Ebenso lehnen sie den IWF-Lösungsansatz zur griechischen Schuldensituation geschlossen ab.“ – bto: Sie haben ja bereits eine faktische Entschuldung vorgenommen über Laufzeiten und Zinsen. Es geht nur um die Illusion!

Die Gläubiger müssen Athen ein viertes Rettungsprogramm ersparen

  • „Aus finanzieller Sicht ist die Beteiligung des IWF am dritten Rettungsprogramm nicht mehr erforderlich. Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) in Luxemburg trägt heute den größten Anteil.“ – bto: wie nett.
  • „In der EZB wird neuerdings gewarnt (…) dass ein Mitglied der Euro-Zone, das über einen Austritt nachdenke, sämtliche Verbindlichkeiten im Verrechnungssystem „TARGET2“ begleichen müsste. Im Falle Griechenlands wären das mehr als 70 Milliarden Euro.“ – bto: Ich habe selten so gelacht! Das zeigt doch nur erneut, wie falsch die Politik der letzten Jahre gewesen ist.

Die EZB soll es richten

  • „Jetzt ist Schadensbegrenzung gefragt. Trotz ihres Streits müssen die Gläubiger Mittel und Wege finden, damit Athen kein viertes Rettungsprogramm braucht. Wenn Griechenland in diesem Jahr wieder in das Anleihekaufprogramm der EZB aufgenommen wird und Kapitalverkehrskontrollen abgeschafft werden, könnte das dazu beitragen, dieses Szenario zu verhindern.“ – bto: natürlich! Dann könnte die EZB als Insolvenzverschlepper mit unendlichem Budget die Kapitalflucht und damit den weiteren Aufbau der TARGET2-Forderungen der Bundesbank ermöglichen, siehe Italien. Das ändert nichts an der Insolvenz, erlaubt aber, das Spiel der Illusion fortzusetzen.

bto: Nur eines muss uns klar sein. Auch bei der „Rettung“ durch die EZB muss am Ende jemand bezahlen. Übrigens ist es nur konsequent wenn EZB “alles” kauft. Portugal eher noch schlechter als Griechenland. Italien auf dem Weg. Das Endspiel kann nur der unbegrenzte Kauf von allem sein.