“Ratlose Notenbanker”

Letzte Woche habe ich schon darauf hingewiesen, dass die Notenbanker in Jackson Hole heftig über den nächsten Schritt diskutiert haben: die (notenbankfinanzierten) Programme für Staatsausgaben. Die FINANZ und WIRTSCHAFT greift das Thema erneut auf und liefert eine gute Zusammenfassung:

  • Die Geldpolitik in den führenden Industrieländern steckt in der Sackgasse. (…) Mittlerweile zählen Wertschriftenaufkäufe, Bilanzaufblähung und Minuszinsen zum Standard.”
  • Die Kritik am geldpolitischen Extremkurs hat stark zugenommen. Sogar Vertreter der Notenbanken sprechen immer häufiger die Grenzen der Notenbankpolitik an statt deren Möglichkeiten.”
  • Die Veranstalter luden dazu (Symposium der US-Distriktnotenbank, die Red.) den Ökonomen Christoper Sims ein, die traditionelle Tischrede zu halten. Sims, 73 Jahre, ist emeritierter Professor für Ökonometrie der Universität Princeton. 2011 gewann er den Nobelpreis.
    Sein bevorzugtes Forschungsthema der letzten Jahre: die fehlgeleitete Interpretation von Inflation in der Notenbankpolitik und die Bedeutung fiskalischer Impulse.”
  • Ausgang ist die Erkenntnis, dass es keinen festen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Notenbankgeldmenge und dem Preisniveau eines Landes gibt. Das zeigt sich gegenwärtig: Seit Jahren pumpen die Notenbanken Geld in die Wirtschaft, und die Inflation sinkt, anstatt zu steigen.” bto: was an dem deflationären Druck von zu vielen Schulden liegt! Das sollte die Geldpolitik endlich erkennen, siehe Irving Fisher!
  • Viele Menschen befürchten, dass steigende Staatsschulden dazu führen, dass der Staat die Pensions- und Sozialversicherungsverpflichtungen nicht mehr wird bezahlen können. Daher wird er die Steuern erhöhen und die Leistungen kürzen. Sims spricht vom fiskalischen Pessimismus. Deshalb legen sie vorsorglich Geld zurück. Ein deflationärer Prozess kommt in Gang.” bto: Das ist nett, erklärt es meines Erachtens jedoch nur zu einem sehr geringen Teil. So rational denken die normalen Menschen nicht. Es liegt eher daran, dass man bei Nullzinsen mehr sparen muss und die vielen anderen Gründe, die zur Eiszeit führen.
  • Der Ausweg besteht darin, diesen fiskalischen Pessimismus zu überwinden. Regierungen müssen glaubhaft machen, dass es in Zukunft nicht zu Einsparungen und Abgabenerhöhungen kommen wird.”  bto: Die Bundesregierung verteilt derartige Geschenke ja schon im großen Stil, ohne in irgendeiner Form für die Zukunft vorzusorgen …
  • In Jackson Hole plädierte Sims dafür, dass im herrschenden Nullzinsumfeld Regierungen mit einer expansiven Haushaltspolitik Notenbanken als wirtschaftspolitische Protagonisten ersetzen sollten. Denn Zinssenkungen stimulierten die Nachfrage nur, wenn sie von einer wirksamen fiskalischen Expansion begleitet würden.”
  • “Die von der Regierung produzierten Defizite müssen mit der Erwartung der Bürger einhergehen, dass sie durch eine künftige höhere Geldentwertung (Inflation) teilweise finanziert werden. Und nicht, dass die Steuern steigen und Staatsausgaben künftig gekürzt werden. Gelingt das nicht, sind auch Minuszinsen und Anleihenankäufe der Notenbanken sinnlos.”
  • In der Praxis liesse sich das umsetzen, indem beispielsweise in Japan der Premierminister verspricht, künftig erst dann die Haushaltspolitik wieder zu straffen, wenn das Inflationsziel erreicht ist und eingehalten wird. In Europa könnten die Maastrichter Defizitkriterien ausgesetzt werden.”  bto: Und wenn wir dann weiter an der schwarzen Null festhalten, ist uns endgültig nicht mehr zu helfen.

bto: Es geht um die massive Inflationierung zum Zwecke der Entwertung von Schulden. Da sollte man sich doch bitte als Individuum, aber auch als Land entsprechend rational verhalten!

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “Ratlose Notenbanker”, 2. September 2016