Ohne Schuldenschnitt geht es nicht

Griechenland ist pleite und hat deshalb bereits faktisch einen Schuldenschnitt bekommen, durch tiefe Zinsen und lange Tilgungsfristen. Nun ringt die Politik um weitere Schnitte, wobei ich dabei bleibe, dass es der neuen griechischen Regierung  eher darum geht, die Politik in der ganzen Eurozone zu verändern. Dafür sprechen auch die Nachrichten vom Wochenende, wonach der griechische Finanzminister groß angelegte, EZB-finanzierte Ausgabenprogramme für Europa fordert.

Doch Griechenland ist nicht alleine, wie die FINANZ und WIRTSCHAFT basierend auf den hier schon diskutierten Daten des McKinsey-Global-Institutes in Erinnerung ruft: “Das Eingeständnis, dass zu hohe Schulden schlicht nicht wie geplant zurückbezahlt werden können, hat allerdings nicht nur für Griechenland eine grosse Bedeutung, sondern ebenso für andere Länder der Eurozone und darüber hinaus viele weitere Länder der Welt. Ohne Schuldenschnitte wird nicht nur die Eurozone schwer zu alter wirtschaftlicher Stärke zurückfinden.”

Verschuldung Wachstum

“Die Grafik zeigt im hellgrauen Teil der Balken das erwartete Wachstum in den aufgeführten Länder und im blauen Teil das zusätzliche Wachstum, das die aufgeführten Länder erzielen müssten, damit ein Schuldenabbau nur schon eingeleitet werden könnte. Der Balken insgesamt zeigt daher das gesamte notwendige Wachstum. In der Spalte rechts sind die jeweiligen Verschuldensquoten aufgeführt. Wie deutlich wird, hat noch nicht einmal Griechenland, sondern Spanien das grösste Problem, seine Wirtschaft müsste mehr als doppelt so stark zusätzlich wachsen, als es das schon tut.”

“Anders gesagt: Noch nicht einmal Spanien wird ohne irgendeine Art von Restrukturierung, das heisst Schnitt seiner Verschuldung diese reduzieren können. Zur Erinnerung: Der Anteil Griechenlands am Gesamtprodukt (GDP) der Eurozone beläuft sich auf 1.85 Prozent, der von Spanien auf 11 Prozent. Griechenland kommt in dieser Aufstellung wahrscheinlich zu gut weg, da die 2,5 Prozent des erwarteten jährlichen Wachstums ziemlich hoch gegriffen sind. Allerdings schreibt Griechenland im Vergleich zu Spanien immerhin Primärüberschüsse.”

“(…) Schuldner (sind) nur die eine Seite des Verschuldungsprozesses, auf der anderen Seite stehen die Gläubiger. Um eine gefährlich hohe Verschuldung von Beginn weg zu verhindern, müssen auch bei ihnen Fehlanreize beseitigt werden, um Exzesse bei der Kreditvergabe (oder dem Kauf von Anleihen) zu verhindern – etwa wenn sie hohe Risikoaufschläge kassieren, ohne dass sie ein echtes Risiko eingehen, weil die Länder am Ende eh zur vollen Rückzahlung gezwungen werden. Schuldenschnitte schaffen die richten Anreize auch für Gläubiger, bei der Geldvergabe Zurückhaltung zu üben und genauer hinzuschauen.”

Fazit: “… ohne Schuldenreduktion dort, wo kein finanzieller Spielraum mehr besteht, ist jede Wirtschaftspolitik ohnehin zum Scheitern verurteilt.” ‒ bto: Richtig! Deshalb auch mein Vorschlag, wie es zu machen wäre. Der deutschen Politik bleibt nicht mehr viel Zeit bevor sie das Heft des Handelns aus der Hand geben muss.

FINANZ und WIRTSCHAFT: Die griechische Schulden-Weisheit, 9. Februar 2015