„Notenbankpolitik wirkt wie ein Vorschlaghammer“

Sehr gutes Interview. Die Kernthesen teile ich auch. Vertrauensverlust mit hoher Inflation oder Einbruch der Märkte. Zugleich auch die Sicht, dass der Politik keine Grenzen gesetzt sind. Die Highlights:

  •  Fakt ist jedoch, dass die Schuldenstände der Industriestaaten immer weiter steigen und die politische Realität offensichtlich keine substanziellen Kürzungen des Staatshaushaltes zulässt. Wenn sich diese Entwicklung so fortsetzt, wird das Vermögen vieler Sparer und Anleger am Ende deutlich weniger wert sein. Langfristig läuft es darauf hinaus, dass entweder Schulden gestrichen werden, was im Gegenzug zur Streichung von Sparvermögen und Deflation führt, oder Vermögen direkt per Besteuerung oder indirekt durch Inflation enteignet werden.
  • Es ist nicht möglich, im Vorhinein herauszufinden, welche Schneeflocke die Lawine auslöst. Aber es ist sehr wohl möglich, die Gefahr einer Lawine aufgrund der angehäuften Schneemenge einzuschätzen. Ich kann dieser Analogie einiges abgewinnen. Das System ist seit 2008 definitiv nicht stabiler geworden. Die größten Banken sind noch größer, die Volumen der Wertpapierwetten außerhalb der regulierten Börsen sind ebenfalls weiter gewachsen. Potenzielle „Schneeflocken“ für die nächste Lawine gibt es genug.
  • Nichtsdestotrotz ist eine stete Sozialisierung des Systems mit immer tieferen Einschnitten in das Privatleben ein Szenario, das ich fürchte. Eine stetig steigende Staatsquote erfordert immer mehr Einnahmen aus Steuern und Gebühren. Um diese Gelder einzutreiben, wird vor immer weniger zurückgeschreckt. Der Staat forciert sukzessiv den bargeldlosen Geldverkehr. Auch eine „Japanisierung“ unserer Wirtschaft kann ich mir gut vorstellen. Das Gefahrenpotenzial aus Japan wird meiner Meinung nach generell unterschätzt. In Japan beträgt die Inflationsrate bereits 3,5 Prozent. Die zehnjährigen Staatsanleihen bringen nur mehr eine Rendite von unter 0,6 Prozent – ein schlechtes Geschäft für die Pensionskassen. Die Schulden müssen früher oder später beglichen werden. Entweder durch einen Schuldenschnitt, unter dem auch die Privatbevölkerung – allen voran die Pensionäre – massiv leiden würde, oder durch eine massive Abwertung der Währung. Es kann auch eine Kombination aus beidem sein. Die finanzielle Repression – also der reale Verlust von Vermögen – wird zunehmen.
  • Infrage zu stellen, ist meiner Meinung nach das Teilreserve-Bankensystem, in dem Geschäftsbanken Geld aus dem Nichts schaffen können und Zentralbanken bei einer Kreditdeflation mit massiven Zentralbankausweitungen Inflation erzeugen müssen. Geld aus dem Nichts zu Schöpfen hat schwerwiegende Konsequenzen für die Realwirtschaft. Ludwig von Mises hat bereits vor über 100 Jahren in seiner Habilitation „Die Theorie des Geldes und der Umlaufmittel“ ausführlich auf die Probleme eines solchen Systems hingewiesen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn auf den Universitäten diese Thematik eingehender gelehrt würde und letzten Endes auch verstärkter politischer Druck gegen ein solches, systemisch krisenanfälliges Geldsystem entstehen würde, was aber derzeit leider beides nicht ansatzweise zu passieren scheint.
  •  Nicht die Finanzmarkt- oder Staatsschuldenkrise ist das Problem, sondern eine Geldsystemkrise.

Führt uns wieder zu unserer Diskussion zum Thema Vollgeld.

Handelsblatt: „Notenbankpolitik wirkt wie ein Vorschlaghammer“, 20. Juli 2014