Die italienische Bankenrettung wäre nichts anderes als Konkursverschleppung

Das europäische Bankensystem benötigt bekanntlich mindestens eine Billion Euro und die italienischen Banken sind offensichtlich pleite. Soweit bekannt.

Weitere interessante Beiträge zum Thema Banken unter anderem hier:

→ FT warnt zweimal vor Banken

→ Die EZB sollte den Banken die faulen Kredite abkaufen

→ „Italy’s broken banks show the dangers behind the euro“

Theoretisch sollen die privaten Gläubiger der Banken und die Aktionäre nach den neuen Regeln der EU für den Schaden einstehen im konkreten, italienischen Fall also vor allem die italienischen Privathaushalte, die übrigens deutlich vermögender sind als die deutschen.

Politisch ist das aus verschiedener Sicht unpopulär:

  • Es ist immer schmerzhaft, wenn man Vermögen verliert. Politiker, die das nicht verhindern (können), werden nicht wiedergewählt.
  • Es ist immer besser, wenn andere bezahlen, im konkreten Fall über eine Bankenunion die Steuerzahler anderer Länder.
  • Es droht ein Dominoeffekt: ein italienischer aber auch pan-europäischer Banken-Run. Der kann leicht in einer Depression enden.

Ich verstehe alle drei Punkte, besonders den letzten. Kein Wunder also, dass die italienische Regierung alles tun wird, um eine Bankenkrise nach EU-Blueprint zu verhindern. Egal, was die Regeln sagen.

Zunächst die Fakten:

  • The epicentre of financial stress is in the Italian banking system. Non-performing loans – equal to 18pc of balance sheets – have long been a ticking time-bomb. bto: Zur Erinnerung  Portugal und andere EU Länder dürften nicht besser dastehen.
  • They have now combined with new EU bail-in rules that expose creditors to sweeping haircuts. bto: in der Theorie super, in der Praxis ein Desaster. Das darf man nur machen, wenn die Banken gesund sind und dann hoffen, dass der Markt diszipliniert nicht, wenn die Banken schon pleite sind.
  • Most of the banks are shut out of the capital markets and cannot raise fresh money to meet tough banking regulations. Monte dei Paschi di Siena crashed by 14pc on Monday after it was ordered to slash its bad loan book of €46.9bn by a third over the next three years, a near impossible task. bto: ein schlechter Witz.
  • Premier Matteo Renzi has been unable to take radical action to shore up the financial system and inject capital directly into the banks because of EU state aid rules, yet the eurozone itself has not plugged the gap with a genuine banking union. bto: Klartext: Weil die Deutschen sich geweigert haben, die italienischen Banken zu retten, ist Punkt zwei der politischen Agenda nicht mehr möglich. Renzi könnte natürlich eine einmalige Vermögensabgabe in Italien zur Finanzierung erheben lassen. O. k., ich weiß …
  • Mr Renzi is preparing to take matters into his own hands and defy the EU authorities. This would be a dramatic escalation, risking a head-on collision with Brussels, Frankfurt and, above all, Berlin.
  • Sources say he is mulling a rescue under Article 107 of the Lisbon Treaty to inject capital, (…). While the action would almost certainly be illegal, it would take years for the European Court to rule on the case. bto: Und der würde siehe andere Urteile im Zweifel FÜR Italien entscheiden! Denn sonst fliegt das ganze System auseinander.
  • We are willing to do whatever is necessary [to defend the banks], and do not rule out acting unilaterally“, wird ein Regierungsmitglied zitiert.
  • Mr Renzi has bristled at suggestions he is ignoring rules, saying he will not be lectured by the school teacher.

Renzi bekommt aber auch Unterstützung für seine Position. Und zwar mit Blick auf die Risiken einer Bankenkrise zu Recht. Allerdings von jemandem, der persönlich die Kosten nicht zu tragen hat, dem mittlerweile in London lebenden ehemaligen Schweizer Notenbankpräsidenten Philipp Hildebrand. Dieser schreibt in der FT:

  • „The EU needs to be clear-sighted about what the lethal threat is. It is not the UK’s vote, but what lies behind it: poor economic performance and inefficient decision-making.”
  • (…) they should start where the pain is most acute: Europe’s banks. (…) Europe has a banking sector problem. Weak bank balance sheets make for weak growth. bto: Dahinter steht ein Privat- und Staatsschuldenproblem. Können wir einfach mal anfangen, es auch so zu nennen?
  • And the markets agree. Eurozone bank shares have fallen nearly 40 per cent since the start of the year and have been hit as much by the news of Brexit as UK banks. bto: Wer hält freiwillig Schulden und Anteile von insolventen Firmen?
    • (…) I agree with those who reacted to Mr Renzi’s proposal by saying there is no case to suspend the bail-in rules that are encapsulated in the Bank Recovery and Resolution Directive, which came into force at the start of the year, and that doing so would fatally damage the credibility of the brand-new bailout framework.“ – bto: Ich sehe es anders. Die Regeln müssen vor der Krise gelten, damit der Markt diszipliniert. Nicht wenn die Pleite schon da ist.
    • (…) the rules as they stand provide for enough flexibility — for example, in the context of “precautionary recapitalisation”, which does not require bail-in and permits the temporary shoring-up of banks with public money to make up for a capital shortfall revealed by a regulatory stress test, if raising private capital is not feasible.“ – bto: Klartext: Die Staaten dürfen doch retten und Renzi hat recht, wenn er es tut.
    • (…) it is clear, with most European banks trading far below book value, that raising private capital at this juncture is not a practical option.“ – bto: eben.
    • At the same time, most European banks are perfectly viable, and so resolution is not the way to go.“ – bto: Das ist eine steile These angesichts von rund einer Billion Euro, die fehlen und angesichts fauler Schulden von vermutlich fünf Billionen in der Eurozone.
    • „The European Commission should therefore allow those governments that wish to do so to take temporary equity stakes in banks that need a capital boost.“ – bto: also doch Steuergelder.
    • The scheme would ideally include provisions to encourage consolidation.“ – bto: Ich dachte, wir wollten kleinere Banken, damit das Too-big-to-fail kein Thema mehr ist?
    • Since they would be intended to be temporary, the equity participations taken by governments under this scheme should be excluded from calculations of government debt for purposes of the EU’s fiscal rules.“ – bto: Warum schlägt er nicht vor, dass die EZB den Banken die faulen Assets zum Nennwert abkauft? Oder eine Vermögensabgabe zur Bankenrettung? Denn letztlich sind es Aktionäre und Gläubiger, die gerettet werden?
    • (…) it would solve once and for all the deep structural weaknesses that have plagued eurozone banks since the crisis and which explain in large part why recovery has lagged behind those of other economies.“ – bto: sorry. An der Überschuldung des Privatsektors ändert sich dadurch gar nichts! Die Banken müssten ihrerseits Schulden erlassen. Nur dann wäre das Ziel erreicht!
    • (…) clear the way for further progress in completing the banking union, as core countries will no longer need to worry about being made to pay for the bad loans of southern European banks.“ – bto: soso. Er glaubt also, dass wirklich alles bereinigt wird?

    Fazit Hildebrand: (…) no rules would be broken, no perverse precedent or incentive set and no complicated legal process set in train. It is, in short, a no-brainer.

    Fazit bto: Die Analyse ist unvollständig (Problem ist viel größer!), der Lösungsvorschlag nichts weiter als Konkursverschleppung. Die EZB soll den Mist aufkaufen und/oder eine Vermögensabgabe den Schuldenschnitt finanzieren. Nicht weil ich was gegen Vermögen habe  heiße ja nicht Piketty! sondern, weil der Staat hier letztlich die Vermögensillusion aufrechterhält.

     

    → FT (Anmeldung erforderlich): Renzi ready to defy Brussels and bail out Italy’s troubled banks, 3. Juli 2016

    → FT (Anmeldung erforderlich): Matteo Renzi is right — Europe has a banking sector problem, 5. Juli 2016

    → The Telegraph: S&P scoffs at ‘Armageddon’ warnings for Britain, 4. Juli 2016

    Kommentare (14) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    1. Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Michael Stöcker

      >Soziale Gemeinschaften können in ihrer Komplexität nicht auf der Basis simplifizierender Kartoffelmodelle analysiert werden>

      Das ist richtig.

      Deshalb ist die „Kartoffelökonmie“ kein Modell, was ich ja auch gesagt habe:

      http://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/deutschland-traegt-die-hauptschuld-am-brexit/ – comment-18573

      Sie demonstriert BEISPIELHAFT eine IDENTITÄT, nämlich die von S=I, die auf dem Verständnis basiert, dass das Volkseinkommen in einer ganz bestimmten Weise entsteht, nämlich durch den Kauf von Konsumgütern durch PRIVATE HAUSHALTE (die keine Investitionsgüter kaufen) und durch den Kauf von Investitionsgütern durch UNTERNEHMEN (die keine Konsumgüter kaufen).

      Das ist sicher nicht ein Verständnis, dass die Realität (genau) widerspiegelt, selbst wenn z. B. man Dienstleistungen entsprechend zuordnet.

      >Wer mit einer Kartoffelökonomie hier an diesem Blog argumentiert, der muss eigentlich nicht widerlegt werden; ich habe es dennoch getan, damit wir uns nun wieder alle der realen Welt zuwenden können.>

      Sie haben nichts widerlegt, allenfalls einen Standpunkt vertreten.

      Unabhängig davon:

      Was spiegelt denn die reale Welt wieder?

      Welche Wirkmechanismen bestimmen denn die reale Welt?

      JEDER Satz, den Sie darüber verlieren, beruht auf einem VOR-VERSTÄNDNIS dieser Welt, so dass es mit einem einfachen Zuwenden nicht getan ist.

      Ihr Gewährsmann im verlinkten Artikel scheint dies auch nicht zu verstehen, wenn er sich so auf Prof. Wolfers bezieht:

      “In place of the typical DSGE fare, Wolfers suggests that the new macroeconomics will focus on empirics and falsification — in other words, looking at reality instead of making highly imaginative assumptions about it.”

      WELCHE EMPIRIE ist es denn, auf die sich Wolfers fokussieren will – die Anzahl der geschlachteten Schweine oder die Anzahl der ausgefallen Arbeitsstunden, welche dem Kummersuff über die Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft zuzurechnen sind?

      WAS will er denn falsifizieren?

      Empirie und Falsifikation sagen es ihm nicht.

      Auch Wolfers muss ich ein Verständnis der Welt bilden, BEVOR er sich auf etwas fokussieren will und etwas falsifizieren kann – eben weil die Welt so komplex ist.

      Es sind ANNAHMEN über die Welt.

      Ich habe Ihnen schon einmal empfohlen, dass Sie sich mit Wissenschaftstheorie befassen. Mit derart simpel gestrickter Diskriminierung von Einsichten, wie sie die Kartoffelökonomie liefert, werden Sie Ihrem Anspruch eine „wahre Wissenschaft“ zu vertreten (die es eh nicht geben kann mit Blick auf die reale Welt), nicht gerecht.

      Antworten
    2. Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Lesenswert:

      http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/07/06/die-nerven-liegen-blank-renzi-attackiert-draghi-wegen-banken-krise/

      Ich weiß auch nicht, ob jedes Detail stimmt.

      Ich bin allerdings überzeugt davon, dass es im Prinzip so abgelaufen ist wie berichtet:

      Staatsfinanzierung ohne SICHERHEITEN (Staaten gehen angeblich nicht pleite), um die Wähler bei der Stange zu halten und Management durch die Stadt Siena. Und dann noch eine große Nummer im Finanzkarussell.

      War im Prinzip wie bei unseren Landesbanken, die ohne tragfähiges Geschäftsmodell amerikanische Schrottanleihen gekauft hatten und nach der Sub Prime-Krise durch den Steuerzahler gerettet werden mussten.

      Lesestoffe auch für Wagenknecht & Co, damit endlich einmal begriffen wird, welchen Anteil die Regierungen am Desaster haben. Habgierige Banker waren mit im Spiel, aber nicht nur sie.

      Antworten
    3. David Winter
      David Winter sagte:

      Ich schaue mir gerade Italienische 10y Futures an, also Italische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Wir liegen zwei Punkte über (!) Pre-Brexit Niveau. Das ist schon bemerkenswert. Soll heißen: Der Markt preist aktuell aktuell massive Kapitalerhöhungen der Italienischen Banken ein, allen ist klar das das Geld dafür aus Rom kommt. Und finanziert werden diese Anleihen von der EZB. Also quasi Kapitalerhöhungen für die Banken durch die Hintertür, finanziert von der Zentralbank.

      Es erinnert alles ein wenig an die Zombiebanken in Japan anno 1998 (Stichwort Long-Term Credit Bank of Japan, nicht zu verwechseln mit dem Hedgefund LTCM). Da hieß es aus Europa und den USA (Larry Summers!) “Einfach pleite gehen lassen!!!” — Nun machen wir es den Japanern nach. Es wäre zum totlachen wenn es nicht so traurig wäre.

      Antworten
      • Ralph Klages
        Ralph Klages sagte:

        …… und ich bin mir ziemlich sicher, dass Renzi sich das o.k. dafür von der Physikerin und Hollande nach den post-Brexit Gesprächen in Berlin geholt hat. Was sonst hätte er da sonst zu tun gehabt? Italien hat mit GB wirtschaftlich nur marginal zu tun.

        Antworten
        • Dietmar Tischer
          Dietmar Tischer sagte:

          Das o.k. hat er auf dem Weg zum Klo bekommen und zwar ALTERNATIVLOS.

          Aus meiner Sicht ist die spannendere Frage:

          Italien wird die Kapitalerhöhungen für sein Bankensystem nur über die EZB finanzieren können. Ich frage mich, wie das ablaufen soll nachdem nicht nur das BVerfG, sondern auch der EuGH im OMT-Urteil ZEITLICHE Auflagen gemacht hat. Die Banken können danach nicht italienische Staatsanleihen kaufen und diese am nächste Tag an die EZB durchreichen, so dass der Italienische Staat am übernächsten das Geld hat, um das Eigenkapital seiner Banken zu erhöhen.

          Aber auch dafür gibt es eine Lösung, whatever …

    4. Katalin
      Katalin sagte:

      Herr Dr. Stelter,

      da Sie nachgewisenermaßen ein VWL-er sind und man es bei den anderen Kommentatoren nicht weiß, ob es sich um wahre Ökonommen oder Hobbyökonommen handelt, bitte ich Sie hier ein Machtwort auszusprechen.

      Es geht um folgendes:

      “Ohne Schulden ist der Vermögensaufbau in arbeitsteiliger Wirtschaft unmöglich.” ist meine Behauptung in Anlehunng an die Ausführungen des Herrn Flassbeck.

      Herr Tischer sagt folgendes:

      Das ist eine falsche Behauptung.

      Wohlstand, von mir aus auch ausgedrückt in Vermögen, aber nicht identisch damit, ist das ERGEBNIS von Innovationen, Verbesserungen der Produktion durch ein vorteilhafteres Input-/Output-Verhältnis sowie organisatorischer Effizienzsteigerung etc.

      Dafür muss sich niemand verschulden – Unternehmen, die derart Erfolg haben, konnten GEWINNE erwirtschaftet (als Voraussetzung, die Veränderungen finanzieren zu können), werden durch GEWINNE belohnt und können auf diesem Weg weitermachen.

      Andere, die nicht derart agieren, gehen pleite.

      So wird der materielle Wohlstand gesteigert (natürlich nicht für alle, aber unterm Strich schon)

      Aber richtig:

      Das ist nicht der Kapitalismus, wie er praktiziert wird.

      Deshalb gebe ich Ihnen recht, wenn Sie auf Verschuldung als inhärenter Treiber des EXISTERENDEN Kapitalismus verweisen.

      Dass es anders sein könnte, hat damit nichts zu tun.

      Sie scheinen von der IST-Situation zu schließen, dass es diese ein MUSS ist.

      Dafür spricht nichts.

      Wer stimmt denn nun:

      1. Kann man in einer modernen VWL und unserem Geldsystem Vermögen aufbauen ohne das ein anderer Schulden macht.

      2. Unter der Annahme, dass wir wir ein 100%-inges Vollgeldsystem hätten:
      Kann man in einem 100%-igem Vollgeldsystem Vermögen aufbauen ohne dass sich dafür ein anderer verschuldet.

      Danke

      Gruß

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Sie irren. Dr. Stelter ist Betriebswirt: http://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/die-wahren-gruende-der-wirtschaftskrise/#comment-14886.

        „Wer stimmt denn nun:

        1. Kann man in einer modernen VWL und unserem Geldsystem Vermögen aufbauen ohne das ein anderer Schulden macht.“

        Selbstverständlich ist Vermögensaufbau auch ohne Geld und Kredit möglich; allerdings in viel geringerem Ausmaß (siehe hierzu Tischers Kartoffelökonomie mit Vorratsvermögen). Die arbeitsteilige Wirtschaft reduziert sich in diesem Fall allerdings auf die Robinsonade oder eine umständliche Barterwirtschaft.

        Was Sie vermutlich meinen ist die Bildung von Geldvermögen; und das geht selbstverständlich in unserem aktuellen Geldsystem nur über den Kredit.

        Dietmar Tischers abwegige Vorstellungen hierzu habe ich bereits an anderer Stelle kommentiert: http://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/deutschland-traegt-die-hauptschuld-am-brexit/#comment-18634

        „2. Unter der Annahme, dass wir wir ein 100%-inges Vollgeldsystem hätten:
        Kann man in einem 100%-igem Vollgeldsystem Vermögen aufbauen ohne dass sich dafür ein anderer verschuldet.“

        Es kommt darauf an, wie dieses Vollgeldsystem umgesetzt wird. Erweitert man das bis heutige gültige Konzept der Münzgeldseigniorage auf Banknoten und/oder Zentralbankgeldkonten, dann kann auf diese Weise Geldvermögen und Sachvermögen aufgebaut werden, sofern diese Mittel nicht nur für konsumtive Ausgaben verwendet werden. Allerdings wird hierdurch die Inflation angetrieben (insbesondere auch die Assetinflation), was wiederum die bestehenden Geldvermögen sukzessive entwertet. Ein Prozess, den ich befürworte, sofern man es mit der Seigniorage und/oder Citoyage nicht übertreibt.

        Verschuldung ist aber an sich nicht schlecht. Es ist wie immer eine Frage des Maßes. Denn es ist gerade der Schuldendruck des Kreditnehmers, der am Markt eine reale Leistung erbringen muss, um seine Geldschulden wieder tilgen zu können. Das ist es letztlich, was den Wert des Geldes ausmacht und die Wirtschaft am Laufen hält. Wir brauchen also beides in gesättigten Märkten. Und damit bin ich mal wieder bei Binswanger und seiner Postwachstumsökonomie.

        LG Michael Stöcker

        Antworten
    5. Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Dem ist von der Sache her nichts hinzufügen, außer dazu:

      >„(…) I agree with those who reacted to Mr Renzi’s proposal by saying there is no case to suspend the bail-in rules that are encapsulated in the Bank Recovery and Resolution Directive, which came into force at the start of the year, and that doing so would fatally damage the credibility of the brand-new bailout framework.“ – bto: Ich sehe es anders. Die Regeln müssen vor der Krise gelten, damit der Markt diszipliniert. Nicht wenn die Pleite schon da ist>

      Regeln MÜSSEN gelten, d. h. sie müssen Bindewirkung entfalten, wenn sie in Kraft gesetzt werden und zwar BEDINGUNGSLOS, wenn sie leisten sollen für was sie in Kraft gesetzt werden – VERFAHRENSSICHERHEIT und VERTRAUENSBILDUNG.

      Im vorliegenden Fall der Krise, d. h. BEREITS de facto insolventer Banken hätten DIESE Regeln nicht in Kraft gesetzt werden dürfen, d. h. man hätte andere Regeln in Kraft setzen müssen. Denn es ist völlig klar, dass die in Kraft gesetzten Regeln nicht befolgt werden, weil sie eine Katastrophe auslösen würden (Bank Run, Tsunami durch das Weltfinanzsystem, Schockstarre in der Realwirtschaft).

      Das meinen Sie wahrscheinlich und damit haben Sie Recht.

      Im Übrigen:

      Regeln hin oder her – es geht im bekannten Modus weiter.

      2012 sagte ein Italiener „whatever it takes … “, 2016 hört man von einem italienischen Regierungsmitglied „We are willing to do whatever is necessary ….“

      Klasse diese Italiener, die können es halt mit der „whatever“-Zauberformel.

      Wer braucht da noch Regeln.

      Antworten
    6. Ondoron
      Ondoron sagte:

      Die Italiener bleiben auf alle Fälle so lange in der Eurozone, bis die Bankschulden über die EZB vergemeinschaftet wurden. Es ist schon bemerkenswert, wie italienische Politik das Vermögen ihrer Bürger schützt.
      Die Bail-In-Regeln werden in Deutschland selbstverständlich angewendet werden, wenn es darauf ankommt. Das sind wir der EU schließlich schuldig.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Da bin ich nicht so sicher wie Sie.

        Unsere Regierung wird natürlich bis zur Schmerzgrenze gehen, weil wir Deutschen uns nicht nachsagen lassen wollen, dass das IV. Reich Europa in die Krise gestürzt hat.

        Aber es gibt eben auch eine Schmerzgrenze.

        Droht diese überschritten zu werden, rettet im Falle eines Falles jedes Land SEINE Banken und nicht andere.

        Schon das würde nicht billig sein, wenn man nur an die Deutsche Bank denkt.

        Im Übrigen:

        In vielen Teilen der Welt leiden die Banken nicht nur unter ihren Bilanzen, sondern auch unter Kostenproblemen (zu viele Filialen mit zu vielen Mitarbeitern) und dem erheblichen Nachholbedarf bei IT. Hier müssen sie aufpassen, dass ihnen das Qasi-Monopol nicht aus den Händen gleitet, nämlich der Marktzugang über das Zahlungssystem.

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