Indikation zur Arbeitsproduktivität von Migranten

Man, was musste ich mir ob meiner Kritik am DIW anhören: Ich würde damit Munition für die AfD liefern. „Der Waffenlieferant“ müsse auch für die Konsequenzen der Verwendung geradestehen. Ich würde billige Ressentiments befördern und so weiter.

Hmm. Ist es also o. k., falsche Meldungen zu verbreiten, solange es „der Sache dient“? Komisches Demokratie- und Diskussionsverständnis.

Dabei habe ich nur gesagt, dass das DIW ziemlich optimistische Annahmen trifft, weil es:

  • die Bildungsaufwendungen mit null ansetzt, obwohl es ständig Bildung fordert;
  • von einer durchschnittlichen Erwerbsquote auf dem Niveau heutiger Migranten ausgeht, obwohl diese eine ganz andere Mischung aus Herkunft und Bildung haben und die Erwerbsquote der Türken zum Beispiel deutlich tiefer liegt;
  • von einem Durchschnittgehalt von 24.000 Euro ausgeht, obwohl die tatsächlichen Gehälter von Migranten aus überwiegend muslimischen Ländern tatsächlich signifikant tiefer liegen.

Egal, meinen die Kritiker. Wir machen das diesmal mit der Integration einfach besser. (Und wenn es nicht klappt, sind diese Personen vermutlich die ersten, die nach den USA auswandern, auch weil sie es sich leisten können).

Wie wird das denn klappen? Naja, zumindest ein wenig Skepsis ist angebracht, wenn man diesen Bericht aus der F.A.Z. liest:

  • „Christophe Salmon, Generalsekretär der Gewerkschaft CFDT im städtischen Nahverkehrsunternehmen RATP, berichtete in der Presse von einer beunruhigenden Radikalisierung unter einigen Beschäftigten: ‚Es gibt auffällige Verhaltensabweichungen. Man hat zugelassen, dass bestimmte Mitarbeiter beispielsweise weibliche Kollegen nicht per Handschlag begrüßen, dass sie wegen ihrer Gebete zu spät zur Arbeit erscheinen oder am Arbeitsplatz beten.‘“ – bto: Das spricht für eine etwas geringere Produktivität.
  • „Ein anderer Gewerkschaftssprecher erzählt von der Weigerung, den Anweisungen weiblicher Vorgesetzter zu folgen und oder auch nur einen Bus zu fahren, den vorher eine Frau gesteuert hat.“ – bto: auch etwas abweichend von hiesigen Sitten.
  • „Schon 2007 berichtete die Gewerkschaft CFE-CGT auf einem Flugblatt von den ‚vielfachen Schwierigkeiten der Vorgesetzten bei der RATP, die Trennung von Glaube und Staat als eines unserer wichtigsten Prinzipien durchzusetzen‘. “
  • Fast ein Viertel aller Manager (23 Prozent) ist in Frankreich heute mindestens einmal im Monat mit einer religiösen Frage in seinem Unternehmen konfrontiert, heißt es in einer Studie des Zeitarbeitsunternehmens Randstad und der französischen Beobachtungseinrichtung OFRE vom vergangenen Sommer. Vor einem Jahr waren es nur halb so viele.“ – bto: Liegt hier der wahre Grund für die schlechte Leistungsfähigkeit der französischen Wirtschaft?
  • „‚Die Zahl der komplizierten Fälle, die konfliktreich sind, nimmt zu‘, berichtete der Betriebswirtschafts-Professor Lionel Honoré. Die meisten Reibereien entstünden, wenn Arbeitnehmer wegen religiöser Feiertage um freie Tage bitten (19 Prozent) und sichtbare religiöse Zeichen tragen, wozu in der Studie Kreuze, Kippa, Schleier oder Turban gezählt werden (17 Prozent). Die Weigerung, mit einer Frau oder unter Anweisung einer Frau zu arbeiten, gehört mit jeweils 4 Prozent zu den selten genannten Gründen. Auf dem gleichen Niveau befinden sich Versuche, Kollegen zu missionieren.“ – bto: Auch das lenkt bei der Arbeit ab.
  • „Wenn es in Frankreich um Unternehmen und die geschätzten fünf Millionen Muslime geht, dann steht meistens das Thema ihrer Diskriminierung im Vordergrund. “ – bto: Das darf doch nicht wundern. Wenn der Mitarbeiter sich weigert, von Frauen Anweisungen anzunehmen, ihnen die Hand zu geben, laufend die Arbeit unterbricht und auch noch missionieren will, ist das der Produktivität abträglich.

Wer mich jetzt erneut als zu kritisch empfindet, dem empfehle ich diesen Leserbrief an die F.A.Z.

Wie es an der Asylbasis ausssieht (FAZ-Leserbrief vom 19.11.2015)

Und dann noch diese Erkenntnisse:

Bildungsökonom Ludger Wößmann: Zwei Drittel der Syrer müssten als funktionale Analphabeten gelten

Der Bildungsstand vieler Flüchtlinge ist möglicherweise noch niedriger als bislang vermutet. „Die Ergebnisse sind eindeutig“, sagt der Münchner Bildungsökonom Ludger Wößmann in der Wochenzeitung DIE ZEIT: „Vom Lernstoff her hinken syrische Achtklässler im Mittel fünf Schuljahre hinter etwa gleichaltrigen deutschen Schülern hinterher.“ Zwei Drittel der Syrer müssten nach internationalen Standards als funktionale Analphabeten gelten.

Wößmann und sein Kollege Eric A. Hanushek haben für die OECD die Schulbildung in insgesamt 81 Ländern miteinander verglichen, darunter Staaten wie Syrien oder Albanien, aus denen aktuell die meisten Flüchtlinge stammen. Lege man die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsstudien Pisa und Timms zugrunde, ergebe sich ein niederschmetterndes Bild, so Wößmann: „In Syrien schaffen 65 Prozent der Schüler nicht den Sprung über das, was die OECD als Grundkompetenzen definiert. In Albanien liegt die Quote bei 59 Prozent – gegenüber 16 Prozent in Deutschland.“

Der Wissenschaftler, der am zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden ifo Institut forscht, fordert von der Politik den Realitätssinn, um aus den Zahlen die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Die Mehrheit der jungen Flüchtlinge werde an einer drei Jahre langen Vollausbildung mit hohem Theorieanteil scheitern. Darum müsse über mehr teilqualifizierende Ausbildungen nachgedacht werden, „die stärker die praktischen Fähigkeiten betonen und die theoretischen Grundlagen begrenzen“.

Zudem fordert Wößmann, den Mindestlohn von 8,50 Euro für Flüchtlinge zumindest vorübergehend auszusetzen. Der Bildungsforscher wehrt sich gegen die Kritik, eine solche Maßnahme würde gegen die Würde der Flüchtlinge verstoßen. Wer so daherrede, der solle die ganze Wahrheit sagen, „nämlich dass er in Kauf nimmt, dass dann ein großer Teil der Flüchtlinge niemals in den Arbeitsmarkt integriert werden wird. Das ist die realistische Alternative – und der wirkliche Verstoß gegen die Würde dieser Menschen“.

Tja: Hauptsache das DIW kann gut selbst-Marketing betreiben …

→ F.A.Z.: „Wenn der radikale Islam in die Firma kommt“, 19. November 2015