FT: Enteignet die Sparer

Man kann zumindest nicht sagen, dass es nicht offen ausgesprochen wird. „Sparer schaffen keinen ökonomischen Nutzen mehr“. Deshalb: „Lasst sie uns mit billigem Geld platt machen.“ Das sagt nicht irgendjemand, sondern der führende Kommentator der Financial Times, Martin Wolf.

Zunächst erläutert er anhand von vielen – den Lesern dieser Seiten wohlbekannten – Fakten, dass wir uns noch auf lange Jahre mit tiefen Zinsen einstellen müssen. Und auch die Konsequenz wird klar ausgesprochen: Es führt zu einer Enteignung der Sparer zugunsten der Schuldner.

Wolf: Das ist richtig so. In einer Welt mit zuviel Ersparnis muss der Zins entsprechend tief sein, wenn es keine attraktiven Investitionsmöglichkeiten gibt. (Da haben wir sie wieder, die säkulare Stagnation). Die Notenbanken helfen auch noch ein bisschen nach, um „eine Welle an Massenkonkursen zu verhindern“.

In einem solchen Umfeld erfüllen die Sparer in der Tat keinen Zweck. Nötig sind mutige Investoren, die mit dem Geld etwas Produktives machen. Solange sich dies nicht ändert, bleiben uns die tiefen Zinsen erhalten.

Hhmm. Martin Wolf spricht zwar die Tatsache, dass viele Schuldner völlig pleite sind, an. Dennoch benennt er das Problem nicht als das, was es ist: eine Überschuldungskrise, nicht eine Ersparniskrise. Er befürwortet die Enteignung über „finanzielle Repression“, also geringe Zinsen. Was er nicht sagt: Es dauert ewig, und angesichts fallender Inflation und denkbarer Deflation wird es vermutlich nie funktionieren.

FT (Anmeldung erforderlich): Wipe out rentiers with cheap money, 6. Mai 2014