„Europa hat nichts gelernt“ – Warum uns eine noch schlimmere Finanzkrise droht

Schon mehrmals habe ich Beiträge und Interviews mit William White hier verlinkt:

Zur Erinnerung: White hat früh vor der Finanzkrise gewarnt.

Heute in FOCUS MONEY. Die Highlights:

  • “Man sollte ja meinen, dass Menschen die Grundlagen ihres Handelns überdenken, wenn sich die Dinge anders entwickeln als erwartet. Aber offenbar folgen sie eher der Devise: Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, dann tu das, was du schon kennst. Und so sind auch die Aktionen der Zentralbanken seit der Krise: sehr einfallsreiche Varianten von ‘Weiter so’.”
  • “Nach wie vor pumpt eine sehr aktive Finanzpolitik das Kreditvolumen exzessiv auf – macht also genau das, was den Schlamassel ursprünglich ausgelöst hat. Schon Wirtschafts-Nobelpreisträger Friedrich von Hayek wusste: Wer gegen eine Depression mit verstärkter Kreditvergabe vorgeht, bekämpft das Übel mit seiner Ursache. Aber die Kreditblase und die hohe Verschuldung sind das grundlegende Problem – und heute ist die Verschuldung der privaten Haushalte, der Unternehmen und der Staaten in den G-20-Ländern um 30 Prozent höher als 2007.”
  • “Bei realistischer Betrachtung müsste man aber eingestehen, dass viele Schuldner praktisch pleite sind, sie werden nie in der Lage sein, ihre Schulden abzutragen. Sinnvolle Maßnahmen wären da Umschuldungen, Schuldenerlass, Abschreibung von Krediten, Rekapitalisierung von Banken – doch das sind nicht die Aufgaben einer Zentralbank, sondern von Regierungen, so wie es auch die Aufgabe der Regierung wäre, die Wirtschaft zu stärken, etwa durch Reformen des Arbeitsmarkts. Aber Regierungen scheuen sich, solche harten und unpopulären Aufgaben anzupacken – da tut man lieber so, als hätte die Zentralbank alles im Griff. Das Problem ist freilich, dass diese Praktiken nicht nur nicht funktionieren, sondern auch noch äußerst unangenehme Nebeneffekte haben.”
  • “Wenn die Lage wirklich ernst wird, etwa die Probleme auf dem Bankensektor eskalieren, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: den skandinavischen Ansatz und den japanischen. Der erste bedeutet: den Tatsachen ins Auge blicken, Kredite abschreiben, etliche Unternehmen pleitegehen lassen, sogar eine Rezession in Kauf nehmen. Das machten die Skandinavier in den frühen 90er-Jahren, diese Phase dauerte zwei bis drei Jahre – und dann hatte sich die Wirtschaft erholt, war stärker als zuvor und für die nächsten fast 20 Jahre ging es aufwärts. Der andere Ansatz ist der japanische: wegsehen und so tun, als sei das Problem nicht vorhanden.”

Freundlicherweise zeigen die Kollegen vom FOCUS im Artikel ein kleines Video mit einer Auswahl von Abbildungen aus meinem kleinen Büchlein, Die Krise ist…

FOCUS MONEY: „Europa hat nichts gelernt“ – Warum uns eine noch schlimmere Finanzkrise droht, 30. Juli 2014

Kommentare (5) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Uwe Isack
    Uwe Isack sagte:

    Gibt es da in der Historie nicht auch noch eine dritte Lösung:
    Einen Krieg vom Zaun brechen
    …..und dann dem “bösen Russen” die Schuld geben?

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Richtig ist, dass ein “Feind von außen” eine gute Begründung für hausgemachte Fehler ist. Andererseits denke ich, spricht unsere demografische Entwicklung gegen Krieg.

      Antworten
      • Uwe Isack
        Uwe Isack sagte:

        Ökonomisch ist dieser Einwand richtig, politisch …
        fällt mir da eine “Lost Generation” ein, die man
        gegen einen Feind von außen besser unter Kontrolle hat.

        Hoffen wir.

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