„Emerging market slump raises fears of capital controls“

Von Anfang an war es Teil der Strategie der Fed, mit der Politik des billigen Geldes, Verschuldung und Lohninflation in die Welt zu exportieren. Letztlich ein Währungskrieg über Umwegen. Es hat gut funktioniert, wie die stark gestiegene Auslandsverschuldung der Schwellenländer zeigt:

Ein wahrer Run auf Schulden hat in diesen Regionen angesetzt. Billiges Geld und ein schwacher Dollar waren das sichere Rezept, um die Wirtschaft zu entwickeln und persönlich voranzukommen. Dabei wissen wir nicht erst seit den Verlusten mit CHF-Hypotheken, dass es verdammt gefährlich ist. Hier steigen die Zinsen zudem auch noch!

Dabei sollte man weniger auf die absolute Zahl und mehr auf die Relation zum BIP achten. Alles, was über 30 Prozent vom BIP hinausgeht, ist problematisch. Empirisch beginnt ab da der Bereich der Zahlungsbilanzkrisen. Besonders problematisch sind folglich:

  • Ungarn
  • Kroatien
  • Ukraine
  • Georgien
  • Kasachstan
  • Serbien
  • Polen
  • etc.

Steigt der Dollar oder Euro drohen wie 1998 Kapitalverkehrskontrollen, weil den Ländern gar nichts anderes übrig bleibt, als auf diese Weise die eigene Wirtschaft zu verteidigen. Der IWF hat vor Kurzem seine Meinung zu solchen Kontrollen geändert und hält diese temporär für ein geeignetes Mittel zur Verteidigung einer Wirtschaft. Damit wären wir bei einem Szenario, wo Kapitalverkehrskontrollen und Bargeldverbote sich perfekt fügen. Immer mit dem Ziel, die Reduktion der Schuldenlast durch Gläubigerbeteiligung zu erleichtern. Die FT zitiert Experten, die eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit sehen, dass die Türkei solche Kapitalverkehrsbeschränkungen demnächst einführt. Nachdem die türkische Lira in diesem Jahr um über 20 Prozent gefallen ist, dürfte die Last der Auslandsschulden nicht mehr bei 50, sondern eher bei 70 Prozent des BIP liegen (so wirkt Verschuldung und fremder Währung!). Viele Investoren aus dem Ausland sind mit offenen Fonds engagiert, die sie jederzeit verkaufen können. Dies erhöht das Risiko eines plötzlichen Einbruchs. Letztlich hat die Türkei die Wahl, ob die Lasten bei der inländischen Bevölkerung liegen oder bei den ausländischen Geldgebern. Ich denke, wer die derzeitige Politik in der Türkei verfolgt, hat keinen Zweifel, was die Regierung wählen wird.

Wir werden sehen. Letztlich nur ein weiteres Beispiel für die Folgen der weltweiten Schuldenwirtschaft.

 

→ FT (Anmeldung erforderlich): „Emerging market slump raises fears of capital controls“, 9. September 2015

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