ECB’s Mario Draghi denies Japanese-style deflation risk

Laut Draghi hat die EZB die Lehren aus den verlorenen Jahrzehnten in Japan gezogen. Europa steht demnach nicht vor einem deflationären Szenario (Hintergrundinfo hier). Das läge daran, dass

  • Europa viel konsequenter das Bankensystem saniert habe
  • und die Unternehmen deutlich kapitalkräftiger seien.

Da ist der Laie platt. Ist es doch so, dass gerade auch im Vergleich mit den USA die europäischen Regierungen vor einer konsequenten Bereinigung der Bankbilanzen zurückgeschreckt sind. Viele Staaten können es sich schlichtweg nicht leisten. Deshalb auch der Ruf nach einer Bankenunion mit gemeinschaftlicher Finanzierung der Bankabwicklung. Offiziell haben die europäischen Banken eine Billion Euro fauler Kredite. Wie hier schon oft diskutiert dürften es deutlich höhere Beträge werden.
Viel schlimmer noch ist die zweite Begründung von Draghi. Die japanische Krise ging von einem überschuldeten Unternehmenssektor aus. Unsere Krise geht jedoch von überschuldeten Volkswirtschaften aus! In einigen Ländern hat der Staat zu viele Schulden (Italien, Griechenland), in anderen die privaten Haushalte (Holland), in anderen Haushalte und Unternehmen (Spanien) und in anderen alle drei zusammen (Portugal, Irland). Da nur auf die Unternehmensbilanzen zu schauen, kann doch nur zu einem von vornherein gewünschten Ergebnis führen.

Bleibt zu hoffen, dass seine Wachstumserwartung für die kommenden Jahre (1,1 Prozent für 2014 und 1,5 Prozent für 2015) zutrifft. Woher das allerdings angesichts des anhaltenden Deleveragings kommen soll, bleibt unklar. Die breiter gefassten Geldmengen schrumpfen weiter und während Deutschland eigentlich Zinsen um die 5 Prozent bräuchte, müssten diese in Italien bei minus 1,5 Prozent liegen.

Was nicht heißen soll, dass wir nicht ein paar gute Quartale bekommen.

The Telegraph: ECB’s Mario Draghi denies Japanese-style deflation risk, 6. Dezember 2013