Do eerie parallels presage new crisis?

Satyajit Das (hier übrigens mit einem klaren Blick auf die Lage Deutschlands in der Eurokrise) vergleicht in der FT die Situation an den Kapitalmärkten 1997/98 und heute und zitiert dabei Mark Twain: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Seine Beobachtung:

  • Die Parallele: fallende Rohstoff-, vor allem Ölpreise, ein steigender US-Dollar und drohende Zinserhöhungen in den USA. ‒ bto: Die ich, wenn überhaupt, nur einmalig erwarte, bevor die Fed wieder die Schleusen öffnet, um Deflation und Krise zu bekämpfen.
  • Hinzu kommen: schwaches Wirtschaftswachtum, hohe Verschuldung, Disinflation/Deflation, Abwertungswettläufe und “Mispricing” in den Kapitalmärkten durch zu große Risikobereitschaft.

Der mögliche Ablauf sieht für ihn so aus:

  • Die US-Aktienmärkte kommen unter Druck. Ursache 1: Der starke US-Dollar verringert die Gewinne (40 Prozent des Umsatzes außerhalb der USA). Ursache 2: Der fallende Ölpreis reduziert die Gewinne der Energiebranche. Ursache 3: Unternehmen machen weniger Aktienrückkäufe und M&A.
  • Die Anleihenmärkte fallen ebenfalls, weil Schuldner aus dem Energiesektor (machen 15 Prozent der Risikoanleihen aus) und Schwellenländer unter Druck kommen.
  • Die Schwierigkeiten der Schwellenländer nehmen weiter zu, weil Rohstoffpreise weiter fallen, das Wachstum zurückgeht und die Schuldenlast schwerer wiegt. Die Investoren ziehen mehr Geld aus diesen Märkten ab. (75 Prozent der Schulden dieser Länder sind in US-Dollar aufgenommen.)
  • Der Druck, Liquidität zu beschaffen, führt in diesen Ländern zu einem Rückgang der Investitionen und zu Kapitalabflüssen. ‒ bto: Das Thema der ausländischen Verschuldung hatte ich schon regelmäßig, vor allem auch die Warnung der BIS.
  • Zugleich führt der sinkende Ölpreis zu einer Verknappung an Dollarliquidität (er fließt nicht mehr in die Exportländer); in der Folge werden Assets liquidiert. Dadurch kommen die Finanzmärkte auch in den Industrieländern unter Druck.
  • Zusätzlicher Druck kommt auf, weil im Umfeld von schwachem Wachstum und Deflation die fundamentalen Probleme wieder aufbrechen.
  • Nachdem erheblich auf Kredit spekuliert wurde und zudem (fast) alle in die gleiche Richtung spekuliert haben, erhöht sich der Abgabedruck zusätzlich. Rückläufige Liquidität in den Märkten führt zu zusätzlichem Stress. ‒ bto: Schon vor Monaten habe ich hier darauf hingewiesen, dass die Liquidität gerade in den Anleihenmärkten drastisch zurückgegangen ist.

Wie in früheren Krisen führen Pleiten, Bankenprobleme und die Verknappung von Kredit zu gegenseitiger Ansteckung und einem wirtschaftlichen Abschwung.

Die USA sind die am besten laufende Wirtschaft der westlichen Welt. Aber der Ölpreisrückgang wirkt in Summe negativ auf Investitionen und Beschäftigung. So sieht übrigens eine Gegenüberstellung der Börsenentwicklung mit den fundamentalen Daten der US-Wirtschaft aus (via  Zero Hedge). Morgen übrigens Teil 3 zu “Was tun mit dem Geld”.

20150220_EOD6

FT (Anmeldung erforderlich): Do eerie parallels presage new crisis?, 23. Februar 2015

Kommentare (6) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Cajus
    Cajus sagte:

    Prognosen sind mit Vorsicht zu genießen, eben weil sie die Zukunft betreffen.

    Stichwort hier: Die US-Aktienmärkte kommen nun aufgrund des starken Dollars unter Druck, weil der starke US-Dollar die Gewinne verringert.

    Die SocGen haut aktuell auch wieder eine Rezessions-Warnung für die USA raus, so wie sie dies auch bereits schon in 2011 und 2013 tat. Sie sieht in den schwachen Earnings der US-Firmen ebenfalls einen definitiven Leading Indicator für eine baldige rezessive Entwicklung in God’s own Country. Wenn die SocGen weiterhin fleissig Rezessions-Prognosen publiziert, ist es ähnlich einer defekten Uhr, die zweimal am Tag die korrekte Uhrzeit anzeigt, sprich, eines schönen Tages treffen deren Vorhersagen dann auch zu.

    Doug Short, der auf seiner Advisor-Perspectives-Site stets um eine akkurate Darstellung hinsichtlich der Long-Term-Bewertung des US-Aktienmarkts bemüht ist, sieht zwar ebenfalls die aktuell recht “luftige” Bewertung der Börsen, macht aber darauf aufmerksam, dass diese allerdings auf dem momentanen Level durchaus noch eine längere Zeit verharren oder gar steigen können. Es ist wohl klar einsichtig, dass z.B. der S&P500 bereits bei jetzigem Bewertungsstand mit dem Einsetzen der nächsten Rezession in den USA eine kommode Fallhöhe aufgebaut haben wird, allerdings sind Statements a la “Any minute now, I swear…” eben nicht so sonderlich erbauend.

    “The market can ‘go through significant mispricing lasting years or even decades.” (Robert J. Samuelson)

    Wer als Europäer US-Aktien hält, der konnte zudem auch in der jüngeren Vergangeneit an dem währungsseitigen Effekt eines erstarkenden US-Dollars/verfallenden Euros partizipieren. Und wie man an dem heutigen Verlauf des Dollarkurses erkennen mag, ist die Parität zum Euro mittlerweile gar nicht mehr so weit entfernt.

    “Equity Valuations, Recessions and Stock Market Declines”
    http://www.advisorperspectives.com/dshort/commentaries/Equity-Valuations-Reccessions-and-the-Market.php

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Ja, Albert Edwards hat seine Warnung mit den fallenden US-Gewinnen wieder sehr deutlich wiederholt. Ich denke, es dürften zwei Dinge klar sein:
      1. Ein Einbruch ist nicht zu timen ‒ siehe auch Teil 3 zu “Was tun mit dem Geld”.
      2. Auf dem gegebenen Bewertungsniveau dürften die Renditen der kommenden Jahre nicht so berauschend sein.

      DSt

      Antworten
  2. Alexander
    Alexander sagte:

    Der dollar carry trade wurde von “Finanzen und Wirtschaft” unter Hinweis auf Zahlen der BIZ als größte Gefahr für die Weltwirtschaft bezeichnet. http://blog.fuw.ch/nevermindthemarkets/index.php/36309/die-wichtigste-entwicklung-an-den-finanzmaerkten/
    Da Sie schreiben, dass bis 75% der Schulden der Schwellenländer in US Dollar aufgenommen wurden, bitte ich um die Quelle dafür. Angesichts der asset-price-inflation dort wäre das grauenvoll. Das Ausmaß der Dollar Kredite zum GDP ist beachtlich (Brasilien 20%, Mexico 30%)
    Insgesamt sollen die Dollar carry trades 9 Billionen$ schwer sein, aber dafür finde ich auch keine zuverlässige Quelle…

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Die FuW, Das, andere und ich referieren letztlich immer auf die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. An dieser Stelle habe ich nur die FT zitiert; die Zahl sollte sich im entsprechenden Report der BIZ finden lassen. Da sollten auch die 9 Billionen sein. Ich habe die Studie mehrmals zitiert bzw. Artikel, die sich auf die Studie bezogen. Ich werde in den kommenden Tagen ‒ so ich Zeit finde ‒ auch noch mal nachschauen. DSt

      Antworten
  3. Johannes
    Johannes sagte:

    Wenn ich die Beobachtungen von Satyajit Das richtig interpretiere läuft alles auf ein enormes deflationäres Geschehen hinaus und Liquididät (in Form von Bargeld) wird von großer Bedeutung sein – oder übersehe ich hier etwas?

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Wenn seine Prognose eintritt, ist das richtig. Sicheres Geld ist dann am besten. Risiko bleibt selbst bei Bargeld; z. B. wenn es verboten oder in der Nutzung eingeschränkt wird. Oder es gibt eine Nummernlotterie, nach der bestimmte Scheine wertlos werden. Alles schon mal da gewesen …

      Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Johannes Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.