„Chinas Schulden sind viel zu hoch“

Fundamental gibt es in China erhebliche Probleme. So hier im April diskutiert. 

Michael Pettis ist ein guter Bekannter auf diesen Seiten. Ein wahrer Experte für Schulden und China. Passt immer besser zusammen. Hier ein aktuelles Interview. Die Kernaussagen:

  • „… die Kredite (in China) expandieren weiterhin deutlich schneller als die Wirtschaftsleistung. Dabei gibt es grössere Unwägbarkeiten, was das Ausmass des Schuldenbergs betrifft.“
  • „Die Schuldenlast entspricht wahrscheinlich mehr als 250% des Bruttoinlandprodukts. (…) Beschwichtigende Vergleiche mit den ebenfalls hohen Verbindlichkeiten der USA oder Japans sind irreführend, denn reiche Staaten haben langfristig mit der Finanzierung ihrer Kredite weniger Mühe als Schwellenländer, die auf einem tieferen Entwicklungsstand stehen.“
  • „Es herrscht die Meinung vor, dass die öffentliche Hand für alle von staatsnahen Körperschaften eingegangenen Verbindlichkeiten geradestehen wird.“ ‒ bto: In Österreich haben wir gesehen, wie sicher das ist. Natürlich ist China anders, dennoch …
  • „Solange China weiterhin in unbegrenztem Mass Kredite aufnehmen kann, bleibt das Wirtschaftswachstum hoch. Auch die Schweiz könnte in einem solchen Fall das Wachstum mühelos auf 10% und mehr herauffahren, obwohl das eine sehr dumme Strategie wäre.“ ‒ bto: Aber der Grenznutzen neuer Schulden liegt heute schon sehr tief!
  • „Chinas Problem sind die zu grossen Ersparnisse und die zu hohen Überkapazitäten. Von zu viel Liquidität und einer ungenügenden Nachfrage wird auch die Weltwirtschaft geplagt. Europa etwa exportiert ähnlich wie China in Rekordumfang Kapital. Dabei fehlt es heute aber an genügend nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten.“ ‒ bto: Daher kommt auch die Argumentation einer säkularen Stagnation. Denke aber, es ist eher ein Schulden- als ein Ersparnisproblem.
  • „Mangels attraktiver Investitionsmöglichkeiten bleibt die Gefahr beträchtlich, dass der globale Anpassungsprozess schlagartig ablaufen und damit weltweit eine steigende Arbeitslosigkeit mit sich bringen wird.“

Und als Fazit: „Wie kann es sein, dass die Börsen in den USA auf einem Allzeithoch tendieren und auch europäische Aktien sich auf einem sehr hohen Niveau bewegen, obwohl die Weltwirtschaft alles andere als gesund ist? Die Hausse ist das Resultat von viel zu viel Liquidität, die angesichts des Mangels an attraktiven Investitionsmöglichkeiten in der Realwirtschaft in nicht produktive Vermögenswerte wie eben Aktien flieht.“

-> FINANZ und WIRTSCHAFT: „Chinas Schulden sind viel zu hoch“, 24. März 2015

Kommentare (2) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Zusätzlich zur Ungleichverteilung von Geldvermögen spielt insbesondere der Kredithebel die entscheidende Rolle: http://www.welt.de/finanzen/article142741482/Die-riskante-Schattenseite-der-weltweiten-Boersenrallye.html

    Die Attraktivität von Investitionen wird in einer arbeitsteiligen Wirtschaft IMMER monetär gemessen. Ohne monetäre Infusion wird es keine realen Investitionen geben. Das System stranguliert sich selber. Binswanger hatte dies frühzeitig erkannt: https://zinsfehler.wordpress.com/2015/03/23/die-citoyage-keynesianischer-monetarismus-als-ordnungspolitisches-korrektiv/

    LG Michael Stöcker

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  2. Dr. P. Wiget
    Dr. P. Wiget sagte:

    …zu hohe Liquidität, Investitionsunlust trotz vernachlässigbarer Kapitalkosten (Zinsen nahe bei Null), Blasenbildung bei Aktien und Immobilien!
    Europa befindet sich in einer „Balance Sheet Recession“ wie von Richard Koo in seinem Buch treffend beschrieben.
    Die Frage bleibt, ob Europa gleich wie Japan, China und zum Teil auch USA, mit massiver, staatlicher Fiskalpolitik eine Investitionslawine in der Grössenordnung von 10-20% des BIP auslöst oder konservativ abwartet und einen Einbruch beim BIP und bei den Arbeitsplätzen in Kauf nimmt.
    Eine Gratwanderung zwischen dem Grundsatz „Keine Schulden auf die nächste Generation zu übertragen“ oder dem Risiko, der nächsten Generation ein wirtschaftliches Trümmerfeld zu hinterlassen.

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