„China losing control as stocks crash despite emergency measures“

Nachdem wir in den letzten zwei Tagen nochmals die Fakten zu China zusammengetragen haben, heute nun einer der besseren Artikel zum Thema aus dieser Woche. Es ist wieder einmal Ambrose Evans-Pritchard, der die Fakten zu einem interessanten Cocktail zusammenfasst.

  • Der Staat, der bereits für 250 Milliarden US-Dollar Aktien gekauft hat, steht bereit, um für weitere 450 Milliarden Aktien zu kaufen, sollte dies erforderlich werden.
  • Der Versuch, den Markt wieder sich selbst zu überlassen, ist jedenfalls Anfang der Woche gescheitert. Der Staat läuft Gefahr, seine Kredibilität völlig zu verlieren.
  • Obwohl weite Teile des Marktes geschlossen sind, hält der Verkaufsdruck an. Westlichen Medien wird signalisiert, dass negative Berichterstattung nicht erwünscht ist und indirekt mit Konsequenzen gedroht.
  • Viele Investoren, die auf Kredit gekauft haben, sind gefangen. Sie können die Aktien nicht verkaufen und so ihre Verpflichtungen nicht erfüllen. Immerhin 1,2 Billionen US-Dollar an Aktienvermögen sind auf Kredit gekauft. Damit besteht ein erhebliches Risiko, dass es zu einer Panik und einem ungeordneten Verkauf kommt. – bto: Ich dachte, das wäre es schon!
  • Der Stress würde sich dann auf das Schattenbankensystem ausweiten. Die 2,1 Billionen US-Dollar in diesem Bereich werden immer kritischer gesehen, weil die implizite Garantie des Staates bezweifelt wird.
  • Der Staat kann die Mindestreserven noch deutlich senken, von derzeit 18,5 auf fünf Prozent, wie zuletzt bei der Finanzkrise gemacht. Damit könnten die chinesischen Banken deutlich mehr Kredite vergeben und so die Wirtschaft und die Märkte stabilisieren. Mit den zwei bis drei Billionen an zusätzlichen Schulden würde das Problem, vor dem China steht, nur noch größer. Deshalb schreckt die Führung – bis jetzt – davor zurück.
  • Dies vor dem Hintergrund eines Investitionsbooms, der zu erheblichen Fehlinvestitionen geführt hat:
  • Ray Dalio von Bridgewater wird dahin gehend zitiert, dass der Aktiencrash direkt nur wenige Auswirkungen hat, weil nur wenige Chinesen Aktionäre sind. Die psychologischen Folgen sind jedoch erheblich. Einen Aktiencrash, eine geplatzte Immobilienblase und Pleiten verstärken sich gegenseitig zu einem negativen Trend, der die Realwirtschaft trifft.

Schlechte Nachrichten für den Rest der Welt. China verbraucht 50 Prozent der Kohle, 43 Prozent der Industriemetalle und 23 Prozent des Getreides der Welt. Kein Wunder, dass die Währungen der Rohstoffexporteure im Sturzflug sind.

→ The Telegraph: „China losing control as stocks crash despite emergency measures“, 27. Juli 2015

Kommentare (3) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    • Dieter Krause
      Dieter Krause sagte:

      Eine auch sehr lesenswerte Website, Herr Stöcker! Was machen Sie eigentlich beruflich? Professor für Finanzwirtschaft? Würde mich mal interessieren. Sie schreiben ja auch lange, kluge Kommentare bei HERDENTRIEB (ZEIT) und in einem FAZ-Blog oder?

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Danke für die Blumen, aber als Professor hätte ich als ‘Nestbeschmutzer’ keine realen Chancen. Ich bin Diplom-Handelslehrer (Studium in den 80er Jahren mit Schwerpunkt internationale Finanzmärkte bei Prof. Dr. Emil-Maria Claassen) und habe das Thema Geld- und Geldpolitik über 10 Jahre an der Europäischen Wirtschafts- und Sprachenakademie unterrichtet. Im Jahre 2008 musste ich feststellen, dass ich den Studierenden in einigen zentralen Bereichen auf Grundlage des Schülerheftes der Deutschen Bundesbank groben Unfug beigebracht hatte. In jenem Jahr hatte die Bundesbank ihr Heft im Hinblick auf die Geldschöpfung komplett überarbeitet. Von da an habe ich alles in Frage gestellt, was ich bis dahin an unerschütterlichen Gewissheiten ex cathedra verkündet hatte. Die Ergebnisse meiner Denkprozesse können Sie teilweise in meinem Blog sowie den Kommentaren insbesondere im Herdentrieb sowie der Ökonomenstimme aber auch bei Gerald Braunberger in der FAZ lesen. Braunberger zählt zu den wenigen Journalisten, die seit Jahrzehnten die Geldpolitik begleitet haben; auch zu Zeiten, als Bundesbankbeschlüsse noch eine langweilige Angelegenheit waren und maximal einen Zweizeiler wert waren.

      Und hier noch drei interessante Links, warum wir so denken, wie wir denken:
      https://www.youtube.com/watch?v=Rx5SZrOsb6M
      https://www.ted.com/talks/yuval_noah_harari_what_explains_the_rise_of_humans
      https://www.youtube.com/watch?v=sZv5yAxSRwI

      LG Michael Stöcker

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