Banken stürzen – kein Wunder

Das ist natürlich wieder ein klassischer Zerohedge. Der direkte Vergleich der Deutschen Bank mit Lehman. Die Aktie fiel deutlich unter die Marke von 14 Euro. So tief hatten die Titel zuletzt vor 7 Wochen notiert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie der Deutschen Bank rund 40 Prozent an Wert verloren. Dürfte niemanden in Frankfurt (und Berlin!) freuen. Ob es inhaltlich berechtigt ist, kann ich auch nicht sagen. Schlechte Presse – jetzt auch wieder Titel der aktuellen Wiwo – ist sicherlich nicht gut für das Geschäft.

Doch mal ehrlich: können wir uns ernsthaft wundern, wenn die Bankaktien crashen in einem Umfeld in dem:

  • Der europäische Bankensektor allen Beteuerungen zum Trotz bei ernsthafter Betrachtung insolvent ist.
  • Der Zustand der Überschuldung der Realwirtschaft weiter anhält und sich zum Teul verschlimmert.
  • Die wirtschaftliche Erholung weiterhin schleppend verläuft.
  • Die Staaten jetzt die Eigentümer und Gläubiger (oberhalb von 100.000 Euro – noch!) zur Kasse bitten, wenn die Pleite nicht mehr verheimlicht werden kann.
  • Die Geldpolitik die Ertragskraft der Banken systematisch schwächt. Korrelation ist nicht Kausalität. Dennoch interessant:

  • Strukturell die Branche vor einem massiven Bruch steht durch mehr Regulierung und neue, effizientere Wettbewerber, die keine großen Prunkbauten brauchen.

In dem Umfeld ist es nicht verwunderlich, dass Bankaktien fallen:

Es ist verwunderlich, dass sie nicht schon viel länger auf noch tieferen Werten notieren. Und es kann auch nicht wundern, wenn die Investoren aus den Bankanleihen fliehen:

Niemand, der ein Mindestmaß an Verstand hat, hält auch nur eine einzige Bankaktie oder -Anleihe. Zumindest wissentlich. Denn unsere Lebensversicherung macht es bestimmt!

Das erklärt auch die Flucht in Schulden die immer bedient werden (und sei es von der Notenbank):

 

 

Zerohedge: US Equities Plunge As Deutsche-Lehman Analog Looms, 7. April 2016

Zerohedge: European Banks Crash Most In 4 Years As Default Risk Spikes To Pre-Draghi Levels, 7. April 2016

Kommentare (5) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. KBX
    KBX sagte:

    das spannende ist ja, dass der deutsche Staat im Fall der Fälle einspringen wird/ die Kosten zu tragen haben wird. Andererseits klar – das Geld, das aus Banken (anleihen) abgezogen wird, muss halt wohin…

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  2. Felix Kurt
    Felix Kurt sagte:

    Nur als Nebenbemerkung:
    Die „Fans“ der DB seien auch auf folgende Seite hingewiesen: http://www.263stgb.com (§263 StGB: Prozessbetrug). Hier geht es nicht um die alte Kirch-Geschichte, sondern es wird das Ausmaß der Schrottimmobilien thematisiert (geschätzt mind. 300.000 Tausend Geschädigte und ca. 30 Mrd. Euro Schaden).

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  3. Johannes
    Johannes sagte:

    Käme es zu einem Chrash der Deutschen Bank – was würde aus den Derivate-Geschäfte der DB werden?

    “Mit fast 50 Billionen Euro haben die Derivate der Deutschen Bank ein Volumen, das einem Vielfachen der deutschen Wirtschaftsleistung entspricht.”
    http://www.faz.net/aktuell/finanzen/50-billionen-euro-deutsche-bank-hat-hohen-derivatebestand-12967565.html

    Welche Auswirkungen hätte ein Chrash der DB? Nach meinem laienhaften Wissen, würde wohl wohl ähnlich wie bei Lehmann eine Ausfall-Kaskade in Gang gesetzt.

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    • David Winter
      David Winter sagte:

      Da gibt es viele Missverständnisse, vor allem in der Presse. Sicherlich hat die Deutsche Bank und andere (Investment)banken Billionen von Derivaten in den Büchern. Man muss da allerdings zwischen gehedgten (abgesicherten) Positionen und direktionalen Positionen (wie z.B. die CDOs bei Lehman Brothers) unterscheiden.

      Zu 1: Sagen wir die Deutsche Bank hat 100 Tonnen Silber im Keller liegen. Und dann verleiht Sie das Silber auf dem Terminmarkt per Future Kontrakt. Damit hätte die Deutsche Bank ein Derivat mit einem Volumen von ca. $50 Millionen im Depot. Wie hoch ist allerdings das Risiko? Das liegt bei Null. Denn das Derivat ist zu 100% abgesichert (durch das physische Silber im Keller).

      Zu 2: Sagen wir die Deutsche Bank kauft Aktienindex Futures (so wie die Societe Generale/Jerome Kerviel in 2007) und sichert sich NICHT ab. Dann würde sie direktional an der Entwicklung der Aktienmärkte partizipieren — nach oben und nach unten. Hier besteht also das Risiko eines Totalverlustes.

      Die Frage ist also nicht wie viele Billionen an Derivaten eine Bank in den Büchern hat (“Brutto Exposure”), sondern wie viel davon riskante Positionen (“Wetten”) since und wie viele davon Absicherungsgeschäfte sind (“Netto Exposure”). Die meisten Positionen bei den dt. Geschäftsbanken sind Zinsgeschäfte, um den Kunden 10jährige Immobiliendarlehen anbieten zu können ohne ein Zinsrisiko am langen Ende einzugehen. Also relativ unspektakulär.

      Aber bei Zerohedge und diesen Bärenblogs wirkt es halt besser wenn man ständig diese 50 Billionenzahl nennt, bringt halt mehr Clicks :)

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