„Auf einmal reden alle vom Grundeinkommen“

In meinem Buch „Die Billionen-Schuldenbombe“ habe ich in meinem 10-Punkte-Programm Sympathie für die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens geäußert. Meine Logik war simpel. Statt Tausende von Menschen mit der Verteilung von Geld zu beschäftigen, sollten wir pauschal allen etwas bezahlen. Jene mit Einkommen versteuern es entsprechend. Die Mitarbeiter der Sozialverwaltung suchen sich neue Jobs in der Privatwirtschaft bzw. es werden keine neuen mehr eingestellt. Damit würden wir nicht nur Kosten sparen, sondern auch einen Beitrag zum Bewältigen des demografischen Wandels leisten.

Interessanterweise hat mir gerade dieser Punkt erhebliche Kritik eingebracht. Es sei falsch, Menschen einfach so Geld zu geben. Das stimmt, aber es dürfte sich um einen kleinen Teil der Bevölkerung handeln, die auch heute schon das System ausnutzen. Mit der Flüchtlingskrise wird das natürlich komplizierter. Wir brauchen sicherlich keine weiteren Anreize für den Zuzug.

Dennoch gewinnt das Thema an Unterstützern. Die F.A.Z. berichtet:

  • „Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist älter als viele andere Sozialreformen. Schon der englische Staatsmann und Philosoph Thomas Morus dachte darüber im 15. Jahrhundert nach. Später hat sie so unterschiedliche Befürworter wie Nobelpreisträger Milton Friedman und den Soziologen Ralf Dahrendorf gefunden.“
  • „Die Grünen sehen darin die Emanzipation des Bürgers, Liberale den Abbau von Sozialbürokratie und Linke die Beseitigung des Reichs der Notwendigkeit.“ – bto: Dann gehöre ich wohl zu den Liberalen.
  • „Das Grundeinkommen verspricht Einfachheit und Gerechtigkeit und zeichnet eine Lösung vor, wie Menschen am Produktivvermögen beteiligt werden können, auch wenn ihre Arbeitsstelle womöglich wegrationalisiert wird.“ – bto: was zunehmen wird, angesichts der technologischen Revolution.
  • „Erst kürzlich hat sich dazu Timotheus Höttges (CEO Telekom) zu Wort gemeldet. (…) Innerhalb von einigen Jahrzehnten werde sich die Frage stellen, wie der soziale Frieden gewahrt werden könne. Eine soziale Entkopplung mit Massenarmut auf der einen und extremem Reichtum auf der anderen Seite müsse verhindert werden. Die Digitalisierung werde die Einkommen steigen lassen, daran würden aber nur wenige teilhaben.“ – bto: Das stimmt.
  • Aus diesen Kreisen ist der Gedanke nun nach Davos geschwappt. SAP-Vorstandsmitglied Bernd Leukert sagte der F.A.Z.: ‚Davon würden langfristig auch diejenigen profitieren, die weiterhin höhere Gehälter beziehen. Wenn wir an dieser Stelle nichts tun, droht die Gesellschaft auseinanderzubrechen.‘ Auch der MIT-Professor Erik Brynjolfsson, Ko-Autor des Bestsellers ‚The Second Machine Age‘, befürwortet ein Grundeinkommen. Die Einkommen entkoppelten sich von der Produktivität der Individuen. ‚Es ist aber nicht so, dass wir keine Wahl hätten. Wir haben die Möglichkeit, wieder Systeme zu schaffen, die den Wohlstand auf eine große Zahl von Menschen verteilen‘, sagte er in Davos.“
  • Der frühere thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) und der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar hatten Modelle für ein pauschales Bürgergeld entworfen. Von den Befürwortern wurden die ins Spiel gebrachten 600 Euro sogleich als zu wenig gerügt. Doch selbst mit diesem Betrag würden in gigantischem Ausmaß Transfers geschaffen. Nach einer Simulationsrechnung der Ökonomen Clemens Fuest und Andreas Peichl aus dem Jahr 2009 würde sich die Zahl der Nettotransferempfänger verdoppeln, wenn ein Bürgergeld in kleinerem Umfang eingeführt würde.“ – bto: Ja und, das wird dann bei der Steuer mit erfasst?
  • Ob es aber künftig noch genug Arbeit gebe, um Teilhabe zu ermöglichen? ‚In solchen Umbruchphasen wie derzeit ist es für liberale Ökonomen immer schwierig, denn man sieht ja, wo Arbeitsstellen wegfallen. Ich weiß nicht, wie das Wirtschaftsleben in zehn Jahren aussieht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht neue Arbeitsplätze geschaffen werden können.‘“

Na, jetzt könnten wir doch eine Verbindung herstellen, zwischen dem Helikopter-Geld und dem Bürgergeld. O. k., das wird schwer!

→ F.A.Z.: „Auf einmal reden alle vom Grundeinkommen“, 6. Februar 2016