Unser Ponzi in zwei Charts – kein Wunder, dass die EZB nachlegt

Die Gesamtverschuldung der Welt explodiert sein den 1980er-Jahren förmlich. Immer mehr fließt in unproduktive Bereiche (Spekulation, Immobilien etc.). Zero Hedge hat mal wieder „schöne“ Charts ausgegraben. Diesmal stammen sie von der RBS. Sie zeigen uns das gigantische Ponzischema, in dem wir stecken. Nachzulesen hier.

Nachdem wir die letzte Bremse für unser Geldsystem mit dem Wegfall der Goldbindung des US-Dollars aufgegeben haben, kam es zu einem ungebremsten Anstieg der weltweiten Verschuldung. Die übrigens exponentiell wächst und wachsen MUSS (bto), denn nur dann klappt der Schuldenturm nicht in sich zusammen.

Dabei ging es vor allem auch um private Schulden, denn damit konnte man alle Rezessionen und unangenehme Dinge (wie: die Chinesen arbeiten billiger) übertünchen.


bto: Politiker sind Menschen, die das Geld anderer Leute für andere Leute ausgeben und zugleich nur dann an der Macht bleiben, wenn sie immer mehr ausgeben, als sie einnehmen. Denn sonst merken die Leute, dass es nicht geht und sie letztlich selber für die Wohltaten zahlen. Deshalb sind Schulden Demokratie-inhärent. Da ich die Demokratie für die beste aller Formen halte, müssten wir andere Schranken einführen, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten.

Der ehemalige Chicago-Professor und jetziger indischer Notenbankpräsident Raghuram Rajan beschreibt das so (via ZH): „Politicians are resourceful people. Their political skill lies partly in proposing solutions that keep their constituents happy without venturing into the rocky terrain of real reform. In the case of inequality, politicians know intuitively that households ultimately care most about their consumption over time; incomes are only a means to obtaining that consumption stream. A smart politician can see that if somehow the consumption of middle-class householders keeps rising, if they can afford a new car every few years and the occasional exotic holiday, and best of all, a new house, they might pay less attention to their stagnant monthly paychecks. And one way to expand consumption, even while incomes stagnate, is to enhance access to credit.

Was braucht ein Ponzi-Schema, damit es weiter funktioniert? – Genau: noch mehr Schulden, sonst erlahmt die Wirtschaft immer mehr, während die Preise stagnieren oder fallen. Dies liegt an den im Boom geschaffenen Überkapazitäten. bto-Lesern wohlbekannt. Und richtig: Wir haben sie wieder, die Deflation. Das Preisniveau in Europa fällt wieder. Damit ist die Wirkung von QE wieder verpufft. Kein Wunder, dass die EZB in dieser Woche vermutlich ein Ausweiten des bestehenden Programms beschließt. Alles nur, um unseren Ponzi noch eine Runde weiter zu bekommen. 

→ Zero Hedge: How Developed Markets Become Banana Republics: „Debt Is A Much Easier Way To Gather Consensus“, 10. Oktober 2015

Kommentare (20) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Ralph Klages
    Ralph Klages sagte:

    Wieder einmal sehr gut recheriert…..
    Sie machen einem halbwegs normalen Mitteleuropäer Sorgen…. was passiert am Ende?
    Und lieber DS: Sehen Sie einen Ausweg aus dem o.g. Dilemma?
    Denn DAS ist es, was die Bürger umtreibt: Die Erkenntnis mitten drin zu stehen.
    Und seine Hilflosigkeit.

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Ihre Sorgen sind mehr als berechtigt und haben auch mir schon zahlreiche schlaflose Nächte beschert. TINA ist die Kapitulation vor den 1 % sowie dem parasitären Finanzsektor. Es gibt immer Alternativen. Aber dafür bräuchten wir eine aufgeklärte Öffentlichkeit, die so viel Druck ausübt, wie derzeit bei der Flüchtlingskrise. Danach sieht es aber leider nicht aus, da die Materie alles andere als trivial ist: https://zinsfehler.wordpress.com/2013/10/13/zehn-masnahmen-fur-ein-europa-in-frieden-freiheit-und-wohlstand/

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Katalin
        Katalin sagte:

        Guten Tag,

        Sie brauchen sich nicht zu sorgen, denn es war schon immer so, dass die Schulden hoch waren, es ist das logische Result des kapitlistischen Wirtschaftssystems, kann man in vielen Büchern nachlesen die sich mit Wirtschafts und Finanzgeschichte beschäftigen.

        Das Problem haben die Franzosen vor Jahren erkannt, und mit Hollande eine Lösung presentiert. ( 70% Besteurung des Großkapitals )
        Von welcher Seite wurde er am heftigstem Beschimpft, den Deutschen.

        Warum:
        Weil es kein fortschritliches Volk auf dieser Welt gibt, dass so Obrigkeitstreu ist wie das Deutsche. Auch ein Grund warum Deutschland in der Geschichte auf keinem Gebiet ( außer Reformation ) die Vorreiterrolle übernehmen dürfte und später mit vielen Opfern, insbesondere bei der einfachen Bevölkerung, aufholen musste.
        In BRD glaubt man den angeblichen Experten, solange es sich um eigene Landsleute handelt und sucht die Schuldigen im Ausland, wie in der Finanzkrise bei den US Bankenm, Geldsystem usw.

        Beispiel: Flüchtlinge
        Kanzlerin stellt sich hin und sagt; wir schaffen das und am nächsten Tag sieht man jubelnde Menschen auf der Straße, obwohl die mehrheit der Bevölkerung die Flüchtlinge in der Zahl gar nicht will, wie in ganz Europa. Sowas ist möglich nur in BRD.

        Fazit: Schlafen Sie ruhig, denn jeder der nur etwas von VWL versteht was, dass Krisen integraler Bestandteil des Kapitalsmus sind und keineswegs Ausnahmen. Vorteil des Kapitalsmus ist seine Anpassungsfähigkeit. Das Problem ist, dass die Eliten nicht bereit sind sich an den Kosten der Krise zu beteiligen ( noch ). Deswegen die falsche Politik bis jetzt.

        Am Ende wird Ihnen aber keine andere Wahl bleiben, denn es ist immer besser 50 oder 60%( bis jetzt verdienen viele von denen noch an der Krise ) zu verlieren als alles. Dann wird auch eine Inflation von 4, 5 % als was gutes den Leuten verkauft oder höhere Steuren bzw. viel mehr Umverteilung auf anderen Wegen.

        Gruß

        Katalin

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Das wäre die gute Variante. Das Gezerre um die Erbschaftsteuer sowie insbesondere die erkenntnistheoretischen Defizite der deutschen Mainstream-Ökonomie (http://tracksofthoughts.blogspot.de/2011/04/geld-und-zeit.html) lassen mich aber an einer friedlichen Lösung zweifeln. Krisen sind übrigens keine Besonderheit des Kapitalismus, sondern das Ergebnis des Matthäus-Effekts. Da wir aber nicht gegenSteuern, nimmt der Druck im System immer weiter zu.

        Hier noch einmal die Sicht von Prof. Biedenkopf, mit dem ich vor kurzem einen Gedankenaustausch hatte:

        „„…Sie beanstanden zurecht eine Lehre, die zum Dogma wurde und sich auf diese Weise der Fähigkeit beraubt hat, über sich selbst, ihre innere Schlüssigkeit und über die Frage nachzudenken, wie sie sich verändern oder erneuern muss, um der Wirklichkeit zu entsprechen, die sie klären will.

        Für das Wachstumsdogma gilt Ähnliches. Auch hier argumentiert man gegen die Wirklichkeit. Besser noch, man ignoriert sie, um die Ideologie davor zu bewahren, sich in Frage zu stellen. Immer dann, wenn eine Erkenntnis zum Besitzstand wird, wird sie früher oder später auch zum Dogma. Der Gesellschaft fehlt die Kraft, das Dogma zu hinterfragen. Sie vermachtet und verliert die Fähigkeit zur Offenheit, bis die Widersprüche so groß sind, dass das Dogma gesprengt wird. Die Erstarrung wird durch Revolution überwunden. Aber Revolutionen sind für sich keine neue Ordnung.“

        LG Michael Stöcker

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Die Diskussion zu dem Geldsystem zeigt nur zu gut, dass es nicht im Interesse des bestehenden Finanzsystems und der Politik ist. Die Flüchtlingskrise könnte ganz neue Wege der „Krisenlösung“ eröffnen, die sich politisch gut verkaufen lassen. Dass die Bevölkerung „viel Druck ausübt“, sehe ich nicht. Sonst kämen schwache Argumentationen, wie jene des DB-Chefvolkswirts, nicht so gut durch.

    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Tja.

      1. Politisch aktiv werden – unangenehm und nicht Erfolg versprechend. Selbst wenn Sie im besten Sinne bürgerlich sind, werden Sie an die rechte Ecke gedrückt werden, weil dies der beste Weg ist, die Diskussion zu beenden.
      2. Sich um Ihr Vermögen kümmern – Anregungen finden Sie auch hier.
      3. Auswandern.

      Sorry. D

      Antworten
      • Ricco
        Ricco sagte:

        >3. Auswandern.
        @DS: An welche demokratischen Länder denken Sie da? Es müssten ja Länder sein, die (nach Ihren Worten) schon andere Schranken eingeführt haben. Ich kenne keine.
        Beste Grüße, RD

  2. Katalin
    Katalin sagte:

    Guten Tag,

    “Politiker sind Menschen, die das Geld anderer Leute für andere Leute ausgeben und zugleich nur dann an der Macht bleiben, wenn sie immer mehr ausgeben als sie einnehmen.”

    Hier haben wir es wieder;

    Politiker arbeiten für die Kleinen. Diese Aussage ist fundamental falsch, es ist genau umgekehrt.
    Die Poilitiker arbeiten für die Reichen. Die heutigen internationalen Großkonzerne sind eine folge davon.
    Ohne den deutschen Stuerzahler hätte VW nicht viel bessere Autos gebaut als Trabi.

    Großkonzerne wurden groß durch;
    1. Ausbeutung der Arbeiter
    2. Marktabschottung ( d.h. finanzielle Repression durch das Bezahlen der überhöhten Preise für die Inländer, erst dadurch wurden Dumpingpreise in Ausland möglich und die Weltmärkte erobert )
    3. Subventionierung der eigenen Industrie ( bis in die heutige Zeit wie z.b. durch die neuen HARTZ Gesetze – Aufstockung – organisiert und orchestriert duch INSM, eine Lobbyorganisation des Großkapitals )

    Folge: Es ist zuviel Ersparniss/Vermögen bei einigen wenigen, das nach Investionen sucht aber keine Investitionsmöglichkeiten findet ( sonst wird es wertlos ), da die entsprechende Nachfrage fehlt. Es verursacht tiefe Zinsen, was zu Spekulationsblasen führt und nicht wie oft behauptet die EZB um den dt. Sparer zu enteignen, wie auch hier.

    Es ist die ungleiche Einkommens – und daraus folgende Vermögensverteilung im Zusammenhang mit dem Staatsversagen durch fehlenede Marktregulierung ( angemesse Besteuerung ), dass die Spekulationsblasen erst möglich macht. Es ist nicht von ungefähr, dass die Gesellschaften mit der wenig Regulierung und niederigen Steuern die größten Schulden ausweisen. USA, GB, Spanien, ( und auch international die Spekulation befeuern, wie zuletzt BRD )
    Gegenteil: DE, NO usw.

    Beispiele:
    1. Lohnzurückhaltung ( anderes Wort für Betrug ) in DE und der daraus folgende Vermögesanstieg bei einigen wenigen, hat dazu geführt, dass das Kapital nach Süden floß, und in z.B. Spanien Blasen erst möglich gemacht hat. Die eforderliche Korrektur ( hohe Inflation in ES ) wurde durch die Eliten und von Ihnen kontrolierte EZB verhindert. Die EZB ist nicht anderes als eine Filiale der Bundesbank.

    Zitiere hier Jürgen Stark vor ca 10 Jahren: “Periphärie muss etwas höhere Inflation akzeptieren, damit das Zentrum nicht in die Depression fällt.”

    2. Irland hat men ( durch die EZB) erpresst, damit die irischen Rentner dt. Banken retten, sonst wären die Verlusten bei den angefallen die sie zum großen Teil zu verantworten haben, aber Zypern ließ man fallen.

    Warum sind die Schulden so groß.
    Zitiere einen ganz Großen: Entscheiden ist was hinten rauskommt.
    Europäsiche Bevölkerung leidet, dass europ. und insbesondere dt. Großkapital wurde immer noch nicht für die begangenen Fehler zur Rechenschaft gezogen und solange die falschen Ursachen, wie hier, als Grund für die Krise gennant warden, wird das auch so bleiben.

    Gruß

    Katalin

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  3. Karl F.
    Karl F. sagte:

    Zitat D. Stelter: “Denn sonst merken die Leute, dass es nicht geht und sie letztlich selber für die Wohltaten zahlen. Deshalb sind Schulden Demokratie-inhärent. Da ich die Demokratie für die beste aller Formen halte, müssten wir andere Schranken einführen, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten.”

    “Die Demokratie” ist aber ein weiter Begriff. “Die Demokratie” hat nicht immer in diese Schuldenwirtschaft geführt, Im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts z. B. nicht. Wenn wir von Schuldenexzessen in Verbindung mit Demokratie reden, dann geht es um die westlichen Demokratien im Ausgang des 20. Jahrhunderts. Die Frage ist also, was ist in denn letzten 30 oder 40 Jahren eigentlich schief gelaufen?

    Antworten
      • Karl F.
        Karl F. sagte:

        Vielen Dank für den Hinweis auf den sehr guten Beitrag.

        Hinweisen möchte aber auch darauf, dass auch vom politischen System her etwas schief gelaufen sein muss, wenn Politiker die Folgen einer Politik der vielen Versprechungen ohne Probleme an die nächste Generation weitergeben können, ohne aktuell dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.

        Was würde helfen? Mehr plebiszitäre Elemente? Plebiszite könnten natürlich auch eine Pro-Schuldenpolitik unterstützen. Eine andere Verankerung der Abgeordneten in den Wahlkreisen, also die Zurückdrängung des mächtigen Parteiapparats? Verfassungsmäßige Verbote, immer weiter auf Pump zu leben? Es bleibt schwierig.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Ich finde, die Schweiz zeigt es sehr gut. Die Bürger sind nahe am Geschehen und das Schwimmbad „gehört ihnen“ und nicht dem anonymen Staat. Damit ist es viel direkter. Bei uns ist es sehr abstrakt und damit leichter für die Politiker.

    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Ich könnte mir denken, dass der Übergang zu einem reinen Fiat-Geldsystem die Box der Pandora für die Politiker geöffnet hat. Denken Sie nur an die Größe des Sozialstaats, dieser ist in den 40 Jahren förmlich explodiert. Irgendwie muss das ja finanziert werden …

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